Thurner

Aus Endinger Geschichte

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Das Endinger Gewann: Thurner ist der Rebberg hinterm Huttenhof ("oder äu bim Gruober Walter"). Es liegt also an der Ringstraße und beginnt unmittelbar an der Stadtmauer, benachbarte Gewanne sind: das Diel, die Totenkinzig, Lehmgrube-Ziegelhütte und bei der Schießmauer (Schulzentrum). Das Gewann wird auch von Franz Michael KNIEBÜHLER in seinem Hobelmann erwähnt.

Zur Klärung der Namensherkunft (Etymologie) trägt vielleicht folgende Urkunde bei:


1323 April 4., Freiburg i. Br.

Berthold (Berhtolt) der Forchheimer (Vorchheimer) von Endingen, genannt der Spitaler 1 und Frau Beli, seine eheliche Wirthin (Ehefrau), begeben sich mit Leib und Gut und Gülten als Pfründner in den Heiliggeist-Spital zu Freiburg. Sie übergeben dem Spitale nachbenannte Güter im Banne zu Endingen: 10 Mannshauet (45 ar) Reben am Kornberge an einem Stücke „das Giselbre[c]htes was“ (Giselbrecht gehört oder gehörte), 4 Mannshauet (18 ar) dessgleichen am Enlinsberge 2 neben Ruodolfe Rupre[c]hte; 3 Mannshauet (13,5 ar) am Wilchegge (Wildeneck); 1 Jauchert (entsprechen 8 Mannshauet oder 34,9 ar (alt) oder 36 ar (neu)) Acker am Wyhler Weg (Weiler weg) neben Clawese (Klaus) dem Rittere; alsdann 10 Mutt (742 l. nach dem damals am ganzen Kaiserstuhle gültigen Endinger Maltermaß) Korngülte ab dem Hof zu Endingen in Toten Kinzz[g]en neben des Walhes (Walters) Wighuse nebst 2 Zweiteil ( = 4/6 Jauchert entsprechen 48 ar) Acker im Längental (Lengendal) und bei dem Sanker. Alles dieses empfangen sie in Leibgedingsweise um 4 Pfenning Zins zurück und haben das Recht auf eine ganze Pfründe mit Essen, Trinken und Gewand wie die andern Brüdern und Schwestern im Spital. Nach ihrem Tode solle man ihre Jahrzeit mit 1 Pfund Pfenning begehen und davon jedem der fünf Priester am Spitale einen „Sibenden“ geben. Sie geloben auch dem Meister und den Pflegern Gehorsam in allen ehrbaren (erberen) Dingen und haben sich zu ihnen „gebruoderet und geswesteret ane alle geverde (ohne alle Hinterlist).“ Der Spital siegelt und auf beider Teile Bitte wird auch der „burger ingesigel“ (Stadtsiegel von Freiburg) erteilt. Zeugen der Beurkundung sind: her[r] Heinrich von Munzingen der burgermeister [von Friburg], her[r] Sneweli in dem hove, rittere; her[r] Burkart von Tottinkoven, Oswalt von Tottinkoven, Guotman[n] der Hevenler, Ruodolf der Turner, Johannes Bittrolf, Peter von Sölden (Seldon) und ander ehrbarer Leute genuog – gesiegelt an sanct Ambrosien tage (des heiligen Bischofes) in dem Aberellen (April).

Aus dem Freiburger Stadtarchive, Pergament Original Uk.Nr. 170. Urkunden des Heiliggeist-Spitals zu Freiburg.

Anmerkungen:

1 Berthold der Forchheimer war vermutlich der Spitalmeister des Endinger Gutleuthauses auch genannt Siechen- oder Malatzhus in gleichnamigem Endinger Banne gelegen und konnte es sich offenbar leisten, sich in Freiburg im Heiliggeist-Spital einzukaufen um dort seinen Lebensabend mit seiner Frau zu verbringen.

2 den Zenlinsberg den gibt’s heute noch als Endinger Gewann – jetzt heißt er: Engelsberg. 1308 Dez. 12. - Enlinsberg ; 1492 Englisberg. Zu seiner ethymologischen Herkunft des Namens siehe: Stefan SCHMIDT: 850 Jahre Kloster Tennenbach – Festschrift zur Gründungsgeschichte 2008 p. 39 f.: „In der Chronik der Stadt Endingen heißt es zu dieser Zeit: Tennenbach führte große Mengen Wein durch und aus der Stadt, die größte Einzellage im Endinger Bann weißt noch heute auf den Weinbau der Zisterzienser und einen seiner größten Äbte hin, es braucht dabei nicht viel Fantasie um einen ursprünglichen Gewannnamen zu rekonstruieren. So hat der Endinger Engelsberg seinen Namen von dem Freiburger Patriziergeschlecht - der Zenlin. So werden „zehen mannehouwat Reben an Enlinsberge“ im Jahr 1308 in einer Urkunde genannt (Quelle: WILHELM: Corpus der altdeutschen Originalurkunden Bd.II S.160 ff.) und 1492 heißt dieses Gewann dann „Englisberg“ (Quelle: Karl KURRUS: Geschichte der Stadt Endingen 1988 S.668-79). Da Johannes Zenlin erst im Jahre 1336 zum Tennenbacher Abt gewählt wurde, muss dieser riesige Weinberg schon vorher im Besitze dieses Freiburger Patrizier-Geschlechtes gewesen sein.“

Stefan SCHMIDT: Zur Geschichte der Stadt Endingen a. K. 2010.


1334 Juni 21., Endingen a. K.

Uolrich Günther (Gúnther), Bürger zu Endingen und Agnese seine eheliche Wirthin (Ehefrau) thun kund, dass sie eine Gülte von 4 Mutt (entsprechen 296,8 l nach dem damals am ganzen Kaiserstuhle gültigen Endinger Maltermaße) Roggen der erbern (ehrbaren) Frauen Schwester Elsen (Elisabeth) von Freiburg, Heinrichs von Hochdorf seligen Tochter, um 10 ½ Pfund Pfenning verkauft haben ab nachbenannten Gütern, alle sämtlich in Endinger Bann: am Vorchheimer Pfad 2 Jauchert (entsprechen 16 Mannshauet oder 69,8 ar (alt), oder 72 ar (neu)) Acker neben der Hevenlerin von Freiburg, am Schönenberge ½ Mannewek Reben neben dem Turner von Freiburg (vielleicht kommt hier der Endinger Gewannname: Turner her, vom Besitz dieser Familie ?); an Sonnenwerbel Kinze ½ Mannewerk Reben unter Schegin und ob Brunen (Bruno) dem Lurger. Günther hat auch alle diese Güter von der vorgenannten Frau Else zu einem rechten Erblehen empfangen und gibt man 2 Pfenning zu Ehrschatze1 (der Ehrschatz wird gegeben als Zeichen der Leibeigenschaft). Beide Teile bitte zum Siegeln den „ erbern bescheiden[en] her[r]n Dietrichen den Schultheissen (Herr Dietrich von Endingen, Ritter und Schultheiss der Stadt Endingen), ritter und Johannesen von S[ch]wizze den ri[c]hter “ sowie den Rat von Endingen, dass sie ihrer „ stette ingesiegel hant gehenket an disen brief “ (damit sie ihr Stadtsiegel hängen an diese Urkunde). Die Zeugen dieser Beurkundung in der Stadt Endingen waren: her[r] Dietrich der Schultheisse, Johannes von S[ch]wizze der ri[c]hter, Bertschi (Berthold) der Meier (Meyer – hier war das Geschlecht der Meyer in Endingen also schon ansässig. Siehe dazu auch: KINDLER von KNOBLOCH: Oberbadisches Geschlechterbuch), Heinrich Villiepp, Wernher Kruescheli und andere ehrbare Leute genug. - Diese Urkunde wart gegeben am cistage (Zischdig = Dienstag) vor sanct Johannes tag des toeffers.

Aus dem Freiburger Stadtarchive. Pergament Original, Siegel ab.

Anmerkungen:

1 Der Ehrschatz (mittellateinisch: laudemium, franz. les lods) war eine Handänderungsgebühr, die vom Lehnsherrn erhoben wurde im Gegenzug für seine Einwilligung in die Besitzübertragung eines unbeweglichen Guts durch einen seiner Lehnsmannen, Erst- oder Erbpächter auf eine andere Person, welche nicht dessen rechtmässiger Erbe war. Der Ehrschatz wurde vom Erwerber als Anteil des Kaufpreises (im Allgemeinen zwischen einem Sechstel und einem Achtel von diesem) bezahlt, wobei dieser Ansatz je nach rechtlichem Status des Erwerbers schwanken konnte. Im Ancien Régime machte der Ehrschatz im Waadtland rund 20% der bern. Einkünfte aus; in Genf lag der Anteil ähnlich hoch. Die fiskalische Ergiebigkeit dieser Abgabe erklärt, dass individuelle oder kollektive Grundherren sie besonders sorgfältig eintrieben, was nicht bei allen grundherrlichen Steuern der Fall war. Mit der Aufhebung des Feudalsystems wurde der Ehrschatz in eine moderne Übertragungsgebühr umgewandelt. Bei uns am Kaiserstuhl, wie auch im Breisgau wurde der Ehrschatz im Allgemeinen durch Entrichten eines oder zweier Hühner (Hühnerzins) beglichen, hingegen forderten die geistlichen Herrschaften, also die Klöster statt dessen Kapaune = kastrierte Hähne (wie zahlreiche Urkunden von Thennenbach, der Marienau oder von Wonnenthal belegen), ihr Fleisch war wesentlich zarter und sie brachten mehr Gewicht.

Quellenangabe siehe: Stefan SCHMIDT: Endinger Urkundenbuch Bd. I, 2010.


1331 April 4., Freiburg i. Br.

Schwester Klara (Clare) von Endingen, Äbtissin und der Konvent der Klosterfrauen zu St. Claren bei Freiburg (Klarissenkloster) verkaufen an Cuonrat Voe[c]hterlin, Bürger zu Freiburg, um 20 Mark Silber ihre Güter zu Forchheim (Vorchhein) und Endingen. Unter der Liegenschaftsbeschreibung werden im Vorchheimer Bann genannt: „des Belers Hof “ ein Frohnhof, „ze Otten türli“, „Meiger Albrechts (Abrehtes) Frohnhof (frone hov)“, der Bergheimer Weg (Berghein weg), das „Wellinger veld“, der Leiselheimer Weg 1; im Endinger Bann: der „búzzenweg“, „uf dem búhel “, „ze der holunn núsezzi“, der „Wellinger weg“, „ze dem steinin brüggelin“, das „ imendal “ 2, der „sanker “, der „geren am múliweg“, „ze den grebern“ 3, „der Vorchheiner búhel “ (Forchheimer Bühl). Die Güter zu Forchheim hat der Tolde (Berthold) von Vorchhein in Erblehenpacht und zinst 6 Mutt (Mutt, lat. modi oder Scheffel = 445,2 l. nach dem am ganzen Kaiserstuhle damals gültigen: Endinger Maltermaß) Roggen; die zu Endingen [hat :] Cuonzi Heckel und Cuonrat der Wenger, von welchen der Erstere 8 Mutt (593,6 l.) Roggen Zins und 2 Kapaune (kastrierte Hähne) zu Ehrschatze, der Letztere 4 Mutt (296,8 l.) Roggen Zins und 2 Kapaune zu Ehrschatze gibt. Es siegeln die Äbtissin Klara, der Konvent und der Rath zu Freiburg. Zeugen der Beurkundung sind: her[r] Cuonrat Sneweli ein ritter, burgermeister ze Friburg;Ruodolf der Turner 4, Heinrich Meiger Niesse, Cúnzze Húbischmann (Konrad Hübschmann), Heinrich der Brehter, Heinrich der [Kloster-]schaffner „ze sante Clarun“, Peter von Sölden (Seldan) und ander ehrbarer Leute genuog, gegeben an sanct Ambrosien tag [des heiligen Bischofs von Mailand - Kirchenlehrer]. Aus dem Freiburger Stadtarchive. Pergament Original, Siegel ab. Urkunden des Heiliggeist-Spitals zu Freiburg Uk.Nr. 216.

Anmerkungen:

1 in der Urkunde steht: „Wisselnhein weg“ - den gibt’s aber nirgends. Dem entgegen aber, gibt es sehr wohl den: Leiselheimer Weg. Die schriftl. Sprache hat sich damals noch entwickelt, so finden wir auch für die Orte Jechtingen und Ihringen die tollsten Schreibweisen in jener Zeit.

2 mhd. Imme = Bienen, also das Bienental, das dürfte instinktiv da gewesen sein, wo der: „Säsli – Sum, sum“ (der alte Biechele, mit 'em rote R 4 im Ostel) die meisten Bienenvölker stehen hatte.

3 beim Gewann: zu den Gräbern ist es durchaus denkbar, dass hier das damals alte Gräberfeld im Gewann: Diel gemeint ist, welches man bei der Rebumlegung 1973 entdeckt hat.

4 mit Rudolf dem Turner, Bürger zu Freiburg dürften wir den Mann gefunden haben, welcher in Endingen Grundbesitz hatte und von dem das Endinger Gewann: Turner seinen Namen hat. Siehe dazu die Urkunde vom: 1334 Juni 21., Endingen a. K.

Quelle: Stefan SCHMIDT: Zur Geschichte der Stadt Endingen a. K. 2004.

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