Sumberg früher: Sunnenwirbele

Aus Endinger Geschichte

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auch genannt: Sunnenwirbel Kinz[g]e - was bedeutet daß, das Gewann an einer Hohlgasse (Freiburger Weg) durch den Löß liegt, oder von dieser durchzogen wird. Das Endinger Gewann: Sumberg liegt rechter Hand des Freiburger Weges. Benachbarte Endinger Gewanne heißen: Remmental, Langwasen, Thonental, Habstal, Steingrube, Herzen und Röste (früher: Riest) und Schöne Ebene. Der Sumberg liegt an Bahlinger Bannscheid und die Bahlinger angrenzenden Gewanne lauten: Forschlen, Heegin, Bergwald und Silberbrunnen.

Urkundlich wie folgt greifbar:

1334 Juni 21., Endingen a. K.

Uolrich Günther (Gúnther), Bürger zu Endingen und Agnese seine eheliche Wirthin (Ehefrau) thun kund, dass sie eine Gülte von 4 Mutt (entsprechen 296,8 l nach dem damals am ganzen Kaiserstuhle gültigen Endinger Maltermaße) Roggen der erbern (ehrbaren) Frauen Schwester Elsen (Elisabeth) von Freiburg, Heinrichs von Hochdorf seligen Tochter, um 10 ½ Pfund Pfenning verkauft haben ab nachbenannten Gütern, alle sämtlich in Endinger Bann: am Vorchheimer Pfad 2 Jauchert (entsprechen 16 Mannshauet oder 69,8 ar (alt), oder 72 ar (neu)) Acker neben der Hevenlerin von Freiburg, am Schönenberge ½ Mannewek Reben neben dem Turner von Freiburg (vielleicht kommt hier der Endinger Gewannname: Turner her, vom Besitz dieser Familie ?); an Sonnenwerbel Kinze ½ Mannewerk Reben unter Schegin und ob Brunen (Bruno) dem Lurger. Günther hat auch alle diese Güter von der vorgenannten Frau Else zu einem rechten Erblehen empfangen und gibt man 2 Pfenning zu Ehrschatze1 (der Ehrschatz wird gegeben als Zeichen der Leibeigenschaft). Beide Teile bitte zum Siegeln den „ erbern bescheiden[en] her[r]n Dietrichen den Schultheissen (Herr Dietrich von Endingen, Ritter und Schultheiss der Stadt Endingen), ritter und Johannesen von S[ch]wizze den ri[c]hter “ sowie den Rat von Endingen, dass sie ihrer „ stette ingesiegel hant gehenket an disen brief “ (damit sie ihr Stadtsiegel hängen an diese Urkunde). Die Zeugen dieser Beurkundung in der Stadt Endingen waren: her[r] Dietrich der Schultheisse, Johannes von S[ch]wizze der ri[c]hter, Bertschi (Berthold) der Meier (Meyer – hier war das Geschlecht der Meyer in Endingen also schon ansässig. Siehe dazu auch: KINDLER von KNOBLOCH: Oberbadisches Geschlechterbuch), Heinrich Villiepp, Wernher Kruescheli und andere ehrbare Leute genug. - Diese Urkunde wart gegeben am cistage (Zischdig = Dienstag) vor sanct Johannes tag des toeffers.

Aus dem Freiburger Stadtarchive. Pergament Original, Siegel ab.

Anmerkungen:

1 Der Ehrschatz (mittellateinisch: laudemium, franz. les lods) war eine Handänderungsgebühr, die vom Lehnsherrn erhoben wurde im Gegenzug für seine Einwilligung in die Besitzübertragung eines unbeweglichen Guts durch einen seiner Lehnsmannen, Erst- oder Erbpächter auf eine andere Person, welche nicht dessen rechtmässiger Erbe war. Der Ehrschatz wurde vom Erwerber als Anteil des Kaufpreises (im Allgemeinen zwischen einem Sechstel und einem Achtel von diesem) bezahlt, wobei dieser Ansatz je nach rechtlichem Status des Erwerbers schwanken konnte. Im Ancien Régime machte der Ehrschatz im Waadtland rund 20% der bern. Einkünfte aus; in Genf lag der Anteil ähnlich hoch. Die fiskalische Ergiebigkeit dieser Abgabe erklärt, dass individuelle oder kollektive Grundherren sie besonders sorgfältig eintrieben, was nicht bei allen grundherrlichen Steuern der Fall war. Mit der Aufhebung des Feudalsystems wurde der Ehrschatz in eine moderne Übertragungsgebühr umgewandelt. Bei uns am Kaiserstuhl, wie auch im Breisgau wurde der Ehrschatz im Allgemeinen durch Entrichten eines oder zweier Hühner (Hühnerzins) beglichen, hingegen forderten die geistlichen Herrschaften, also die Klöster statt dessen Kapaune = kastrierte Hähne (wie zahlreiche Urkunden von Thennenbach, der Marienau oder von Wonnenthal belegen), ihr Fleisch war wesentlich zarter und sie brachten mehr Gewicht.

Quellenangabe siehe: Stefan SCHMIDT: Endinger Urkundenbuch Bd. I, 2010.


1336 Juni 15., Freiburg i. Br.

Peter der Ulmer von Bahlingen (die Gemeinde hieß früher in allen Urkunden durchweg: Baldingen) verzichtet zu Gunsten des Heiliggeist-Spitals zu Freiburg auf das Wartspil (Anwartschaft), das er an die nachbenannten Rebstücke nach dem Tode seiner Muohme (mhd. Muhme, oder Base = Vater- oder Mutterschwester, also Tante), der Frau Mechtilt, Wernhers des Brunne[n]meisters seligen Wittwe haben würde, nämlich 1 Jauchert (oder Juchert = 8 Mannshauet = ca. 34,9 ar (alt) oder 36 ar (heute)) zu Sunnenwerbelun und ½ Jauchert am Hertwege, beides in Endinger Bann gelegen. Zeugen der Beurkundung sind: Walther von Falkenstein (Valkenstein), Claus Ederlin, Cuonrat Havener, Wilnhelm Kempf, Johannes von Ebnet (Ebenoet), Jacob des (Heiliggeist-) Spitals Schr[e]iber, sämmtlich Bürger zu Freiburg. Walther von Falkenstein siegelt, die Beurkundung wart gegeben am Samstag (sambstage) nach sanct Barnabas tage1 in der Brachode (der Brachmonat ist der Juni, kommt von: brach liegen). Aus dem Freiburger Stadtarchive. Pergament Original, Siegel ab.

Anmerkung:

1 Der Sanct Barnabas Tag im Juni war früher ein Lostag und somit wichtig für den Landwirt und Winzer. Dazu heisst es in alten Reimen: Auf Barnabas die Sonne weicht, auf Luzia sie wieder herschleicht. Der Sichel vergiß nicht an Barnabas, er sorgt gern für's längste Gras. Mit der Sen's Sankt Barnabas schneidet ab das längste Gras. Regnet's an Sankt Barnabas, schwimmen die Trauben bis ins Faß. Sankt Barnabas macht, wenn er günstig ist wieder gut, was verdorben ist. Sankt Barnabas schneidet das Gras. Wenn Barnabas bringt Regen, so gibt es auch viel Traubensegen.

weitere Nennungen: 1336 ze Sonnenwerbelnn; 1344 Sununwirbeln.

Quellenangabe siehe: Stefan SCHMIDT: Endinger Urkundenbuch Bd. I, 2010.

1407 August 5., Abtei Wonnenthal

Äbtissin Susanna *, Priorin und Konvent des Zisterzienserinnen-Klosters Wonnenthal (monasterium Jucunta vallis) übergeben der Stadt Endingen einen Wald am Endinger Gewann: Sünerweiblin ** neben dem [Heiliggeist-] Spital von Freiburg, sowie einige Zinsen in Endingen als Entschädigung für Zollbefreiung in der Stadt.

  • Susanna I. genannt Wenserin regierte als 15. Äbtissin das Gottshus Wunnenthal. Über sie heißt es in der Chronik Wonnenthals: regierte 12 Jahr uns starb 1435, ihr Wappen ist bisher nicht bekannt, noch ihre Herkunft.
    • Das Endinger Gewann „Sünerweiblin“ taucht erstmals unter dem Namen „an Sonnenwerbel Kinz[g]e“ im Jahr 1334 auf (nach den Aufzeichnungen des Dr. Adolf FUTTERER, Geistl.Rat). 1336 als „ze Sonnenwerbelnn“, ebenfalls nach A. FUTTERER. Auch als „Sununwirbeln“ im Jahre 1344, (dito FUTTERER) und in einer Urkunde ebenfalls aus dem Jahre 1407 des Heiliggeist-Spitals von Freiburg auch als „Sünerweiblin“. Bei der Verortung dieses einstigen Gewannes wissen wir nur dass es an einer Kinzig, also einer Hohlgasse lag und dass es an einen Wald angrenzte, also von Endingen aus nur in Richtung Katharinenberg liegen konnte und wir wissen was Sunnewirbili heißt, nämlich das Gleiche wie vor 666 Jahren – Feldsalat und für alle Nordlichter „un Rigschmeckte“: Rapunzel. In der Ortenau, wo ich arbeite da sagt man: Ritscherli; im Markgräflerland heißt er: Döchderlisalat (von Tochter herrührend); und am Hochrhein und im Hotzenwald: Nüsslisalat, hingegen auf der Baaar und am Bodensee: Acker- oder Äckerlesalat und schließlich im nördl. Schwarzwald, also nördl. der Acher heißt er: Sunnewirbele, jedoch hinten mit e.

In meiner Kindheit hab ich oft Sunnewirbeli geholt in den Reben des Karl Wissert (Röste) am Fuße des Summbergs (Freiburger Weg), dort ging er wild auf.


Aus dem Endinger Stadtarchive Uk.Nr. 43. Pergament Original mit Siegel des Konvents von Wonnenthal.

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