Thurner

Aus Endinger Geschichte

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Quellenangabe siehe: Stefan SCHMIDT:'' Endinger Urkundenbuch'' Bd. I, 2010.
Quellenangabe siehe: Stefan SCHMIDT:'' Endinger Urkundenbuch'' Bd. I, 2010.
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1331 April 4., Freiburg i. Br.
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Schwester Klara (Clare) von Endingen, Äbtissin und der Konvent der Klosterfrauen zu St. Claren bei Freiburg (Klarissenkloster) verkaufen an Cuonrat Voe[c]hterlin, Bürger zu Freiburg, um 20 Mark Silber ihre Güter zu Forchheim (Vorchhein) und Endingen. Unter der Liegenschaftsbeschreibung werden im Vorchheimer Bann genannt: „des Belers Hof “ ein Frohnhof, „ze Otten türli“, „Meiger Albrechts (Abrehtes) Frohnhof (frone hov)“, der Bergheimer Weg (Berghein weg), das „Wellinger veld“,  der Leiselheimer Weg 1; im Endinger Bann: der „búzzenweg“, „uf dem búhel “, „ze der holunn núsezzi“, der „Wellinger weg“, „ze dem steinin brüggelin“, das „ imendal “ 2, der „sanker “, der „geren am múliweg“, „ze den grebern“ 3, „der Vorchheiner búhel “ (Forchheimer Bühl). Die Güter zu Forchheim hat der Tolde (Berthold) von Vorchhein in Erblehenpacht und zinst 6 Mutt (Mutt, lat. modi oder Scheffel = 445,2 l. nach dem am ganzen Kaiserstuhle damals gültigen: Endinger Maltermaß) Roggen; die zu Endingen [hat :] Cuonzi Heckel und Cuonrat der Wenger, von welchen der Erstere 8 Mutt (593,6 l.) Roggen Zins und 2 Kapaune (kastrierte Hähne) zu Ehrschatze, der Letztere 4 Mutt (296,8 l.) Roggen Zins und 2 Kapaune zu Ehrschatze gibt. Es siegeln die Äbtissin Klara, der Konvent und der Rath zu Freiburg. Zeugen der Beurkundung sind: her[r] Cuonrat Sneweli ein ritter, burgermeister ze Friburg;'''Ruodolf der Turner''' 4, Heinrich Meiger Niesse, Cúnzze Húbischmann (Konrad Hübschmann), Heinrich der Brehter, Heinrich der [Kloster-]schaffner „ze sante Clarun“, Peter von Sölden (Seldan) und ander ehrbarer Leute genuog, gegeben an sanct Ambrosien tag [des heiligen Bischofs von Mailand - Kirchenlehrer]. Aus dem Freiburger Stadtarchive. Pergament Original, Siegel ab. Urkunden des Heiliggeist-Spitals zu Freiburg Uk.Nr. 216.
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Anmerkungen:
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1 in der Urkunde steht: „Wisselnhein weg“ - den gibt’s aber nirgends. Dem entgegen aber, gibt es sehr wohl den:  Leiselheimer Weg. Die schriftl. Sprache hat sich damals noch entwickelt, so finden wir auch für die Orte Jechtingen und Ihringen die tollsten Schreibweisen in jener Zeit.
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2 mhd. Imme = Bienen, also das Bienental, das dürfte instinktiv da gewesen sein, wo der: „Säsli – Sum, sum“ (der alte Biechele, mit 'em rote R 4  im Ostel) die meisten Bienenvölker stehen hatte.
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3 beim Gewann: zu den Gräbern ist es durchaus denkbar, dass hier das damals alte Gräberfeld im Gewann: Diel gemeint ist, welches man bei der Rebumlegung 1973 entdeckt hat.
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4 mit '''Rudolf dem Turner''', Bürger zu Freiburg dürften wir den Mann gefunden haben, welcher in Endingen Grundbesitz hatte und von dem das Endinger Gewann: Turner seinen Namen hat. Siehe dazu die Urkunde vom:
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1334 Juni 21., Endingen a. K.
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Quelle: Stefan SCHMIDT:'' Zur Geschichte der Stadt Endingen a. K.'' 2004.

Version vom 09:52, 17. Mär. 2010

Das Endinger Gewann: Thurner ist der Rebberg hinterm Huttenhof ("oder äu bim Gruober Walter"). Es liegt also an der Ringstraße und beginnt unmittelbar an der Stadtmauer, benachbarte Gewanne sind: das Diel, die Totenkinzig, Lehmgrube-Ziegelhütte und bei der Schießmauer (Schulzentrum). Das Gewann wird auch von Franz Michael KNIEBÜHLER in seinem Hobelmann erwähnt.

Zur Klärung der Namensherkunft (Etymologie) trägt vielleicht folgende Urkunde bei:

1334 Juni 21., Endingen a. K.

Uolrich Günther (Gúnther), Bürger zu Endingen und Agnese seine eheliche Wirthin (Ehefrau) thun kund, dass sie eine Gülte von 4 Mutt (entsprechen 296,8 l nach dem damals am ganzen Kaiserstuhle gültigen Endinger Maltermaße) Roggen der erbern (ehrbaren) Frauen Schwester Elsen (Elisabeth) von Freiburg, Heinrichs von Hochdorf seligen Tochter, um 10 ½ Pfund Pfenning verkauft haben ab nachbenannten Gütern, alle sämtlich in Endinger Bann: am Vorchheimer Pfad 2 Jauchert (entsprechen 16 Mannshauet oder 69,8 ar (alt), oder 72 ar (neu)) Acker neben der Hevenlerin von Freiburg, am Schönenberge ½ Mannewek Reben neben dem Turner von Freiburg (vielleicht kommt hier der Endinger Gewannname: Turner her, vom Besitz dieser Familie ?); an Sonnenwerbel Kinze ½ Mannewerk Reben unter Schegin und ob Brunen (Bruno) dem Lurger. Günther hat auch alle diese Güter von der vorgenannten Frau Else zu einem rechten Erblehen empfangen und gibt man 2 Pfenning zu Ehrschatze1 (der Ehrschatz wird gegeben als Zeichen der Leibeigenschaft). Beide Teile bitte zum Siegeln den „ erbern bescheiden[en] her[r]n Dietrichen den Schultheissen (Herr Dietrich von Endingen, Ritter und Schultheiss der Stadt Endingen), ritter und Johannesen von S[ch]wizze den ri[c]hter “ sowie den Rat von Endingen, dass sie ihrer „ stette ingesiegel hant gehenket an disen brief “ (damit sie ihr Stadtsiegel hängen an diese Urkunde). Die Zeugen dieser Beurkundung in der Stadt Endingen waren: her[r] Dietrich der Schultheisse, Johannes von S[ch]wizze der ri[c]hter, Bertschi (Berthold) der Meier (Meyer – hier war das Geschlecht der Meyer in Endingen also schon ansässig. Siehe dazu auch: KINDLER von KNOBLOCH: Oberbadisches Geschlechterbuch), Heinrich Villiepp, Wernher Kruescheli und andere ehrbare Leute genug. - Diese Urkunde wart gegeben am cistage (Zischdig = Dienstag) vor sanct Johannes tag des toeffers.

Aus dem Freiburger Stadtarchive. Pergament Original, Siegel ab.

Anmerkungen:

1 Der Ehrschatz (mittellateinisch: laudemium, franz. les lods) war eine Handänderungsgebühr, die vom Lehnsherrn erhoben wurde im Gegenzug für seine Einwilligung in die Besitzübertragung eines unbeweglichen Guts durch einen seiner Lehnsmannen, Erst- oder Erbpächter auf eine andere Person, welche nicht dessen rechtmässiger Erbe war. Der Ehrschatz wurde vom Erwerber als Anteil des Kaufpreises (im Allgemeinen zwischen einem Sechstel und einem Achtel von diesem) bezahlt, wobei dieser Ansatz je nach rechtlichem Status des Erwerbers schwanken konnte. Im Ancien Régime machte der Ehrschatz im Waadtland rund 20% der bern. Einkünfte aus; in Genf lag der Anteil ähnlich hoch. Die fiskalische Ergiebigkeit dieser Abgabe erklärt, dass individuelle oder kollektive Grundherren sie besonders sorgfältig eintrieben, was nicht bei allen grundherrlichen Steuern der Fall war. Mit der Aufhebung des Feudalsystems wurde der Ehrschatz in eine moderne Übertragungsgebühr umgewandelt. Bei uns am Kaiserstuhl, wie auch im Breisgau wurde der Ehrschatz im Allgemeinen durch Entrichten eines oder zweier Hühner (Hühnerzins) beglichen, hingegen forderten die geistlichen Herrschaften, also die Klöster statt dessen Kapaune = kastrierte Hähne (wie zahlreiche Urkunden von Thennenbach, der Marienau oder von Wonnenthal belegen), ihr Fleisch war wesentlich zarter und sie brachten mehr Gewicht.

Quellenangabe siehe: Stefan SCHMIDT: Endinger Urkundenbuch Bd. I, 2010.


1331 April 4., Freiburg i. Br.

Schwester Klara (Clare) von Endingen, Äbtissin und der Konvent der Klosterfrauen zu St. Claren bei Freiburg (Klarissenkloster) verkaufen an Cuonrat Voe[c]hterlin, Bürger zu Freiburg, um 20 Mark Silber ihre Güter zu Forchheim (Vorchhein) und Endingen. Unter der Liegenschaftsbeschreibung werden im Vorchheimer Bann genannt: „des Belers Hof “ ein Frohnhof, „ze Otten türli“, „Meiger Albrechts (Abrehtes) Frohnhof (frone hov)“, der Bergheimer Weg (Berghein weg), das „Wellinger veld“, der Leiselheimer Weg 1; im Endinger Bann: der „búzzenweg“, „uf dem búhel “, „ze der holunn núsezzi“, der „Wellinger weg“, „ze dem steinin brüggelin“, das „ imendal “ 2, der „sanker “, der „geren am múliweg“, „ze den grebern“ 3, „der Vorchheiner búhel “ (Forchheimer Bühl). Die Güter zu Forchheim hat der Tolde (Berthold) von Vorchhein in Erblehenpacht und zinst 6 Mutt (Mutt, lat. modi oder Scheffel = 445,2 l. nach dem am ganzen Kaiserstuhle damals gültigen: Endinger Maltermaß) Roggen; die zu Endingen [hat :] Cuonzi Heckel und Cuonrat der Wenger, von welchen der Erstere 8 Mutt (593,6 l.) Roggen Zins und 2 Kapaune (kastrierte Hähne) zu Ehrschatze, der Letztere 4 Mutt (296,8 l.) Roggen Zins und 2 Kapaune zu Ehrschatze gibt. Es siegeln die Äbtissin Klara, der Konvent und der Rath zu Freiburg. Zeugen der Beurkundung sind: her[r] Cuonrat Sneweli ein ritter, burgermeister ze Friburg;Ruodolf der Turner 4, Heinrich Meiger Niesse, Cúnzze Húbischmann (Konrad Hübschmann), Heinrich der Brehter, Heinrich der [Kloster-]schaffner „ze sante Clarun“, Peter von Sölden (Seldan) und ander ehrbarer Leute genuog, gegeben an sanct Ambrosien tag [des heiligen Bischofs von Mailand - Kirchenlehrer]. Aus dem Freiburger Stadtarchive. Pergament Original, Siegel ab. Urkunden des Heiliggeist-Spitals zu Freiburg Uk.Nr. 216.

Anmerkungen:

1 in der Urkunde steht: „Wisselnhein weg“ - den gibt’s aber nirgends. Dem entgegen aber, gibt es sehr wohl den: Leiselheimer Weg. Die schriftl. Sprache hat sich damals noch entwickelt, so finden wir auch für die Orte Jechtingen und Ihringen die tollsten Schreibweisen in jener Zeit.

2 mhd. Imme = Bienen, also das Bienental, das dürfte instinktiv da gewesen sein, wo der: „Säsli – Sum, sum“ (der alte Biechele, mit 'em rote R 4 im Ostel) die meisten Bienenvölker stehen hatte.

3 beim Gewann: zu den Gräbern ist es durchaus denkbar, dass hier das damals alte Gräberfeld im Gewann: Diel gemeint ist, welches man bei der Rebumlegung 1973 entdeckt hat.

4 mit Rudolf dem Turner, Bürger zu Freiburg dürften wir den Mann gefunden haben, welcher in Endingen Grundbesitz hatte und von dem das Endinger Gewann: Turner seinen Namen hat. Siehe dazu die Urkunde vom: 1334 Juni 21., Endingen a. K.

Quelle: Stefan SCHMIDT: Zur Geschichte der Stadt Endingen a. K. 2004.