1499 November 23., Freiburg - wegen der Wasserfeste Schafgiessen

Aus Endinger Geschichte

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Version vom 16:45, 24. Jan. 2010

Kaiser Maximilian I. (1493-1519), genannt der letzte Ritter, erneuerte am 23. November 1499 zu Freiburg die Belehnung der Stadt Endingen mit dem Schloß Schafgießen, nebst Zubehör, das ihnen um 1300 rheinische Gulden verpfändet worden war. (Stadtarchiv Endingen Nr. 95) Jetzt wird’s aber interessant, denn in einer Urkunde vom 17. Oktober 1501 lesen wir: Die Brüder Anton und Bastian von Landeck erklären, von wegen des Schafgiessen weder dem Grafen von Tübingen noch sonst jemand etwas zugestehen zu müssen, da er Lehen vom Hause Österreich sei. (Stadtarchiv Endingen Uk.Nr. 97a früher 130 a.) Eben noch (1499 Nov. 23.) haben die Endinger 1300 Gulden, quasi als Darlehen an Österreich gegeben und fast genau 2 Jahre später sitzen die Brüder Anton und [Se]Bastian von Landeck auf dem Lehen, es scheint wirklich so, als hätten die Österreicher das bereits vergebene Lehen einfach weiterverpfändet an die Landecker. So erklärt sich auch die folgende Urkunde vom 8. Mai 1504, aus Augsburg, in welcher steht: König Maximilian bewilligt der Stadt Endingen, dass das Lehen Schafgiessen (burgstall und veste schafgieß) niemand weiter versetzt und verpfändet werden solle und das Haus Österreich dasselbe nur dann lösen werde, wenn es das Lehen selbst behalten wolle. Hierzu existiert auch ein 2. Vidimus (als Vidimus bezeichnet man die beglaubigte Kopie einer Urkunde. Anders als beim Transsumpt bezeugt der Aussteller der Beglaubigung nur die Identität der Vorlage mit der Abschrift) des Michael von Blumeneck, Verweser zu Riegel, aus dem Jahre 1522.

(Stadtarchiv Endingen Uk.Nr. 99.; Fritz SPÄTH: Wyhl - Einst und Jetzt p. 20, spricht hier vom 18. Mai 1504).


Rund drei Jahre später wird das Lehen Schafgießen wieder aktenkundig und gleich in 2 Urkunden, so heißt es: 1507 Februar 4., Ensisheim. Statthalter und Räte zu Ensisheim schreiben dem Bürgermeister und Rate zu Endingen, dass sie wegen der Irrungen zwischen letzteren und Herrn Antonien von Landeck, Ritter, bezüglich des Schafgiessens, ihrem Herrn und Oheim (Oheim ist der Mutterbruder) von Staufen, desgleichen dem Rudolf von Blumeneck geschrieben hätten, einen Tag (diesbezüglichen Gerichtstag) zu vereinbaren. Und in der 2. Urkunde vom gleichen Tag heißt es: Statthalter und Räte in Ensisheim beraumen in der Streitsache zwischen Anton von Landeck und der Stadt Endingen um den Schafgießen Tagsatzung an vor dem Herrn von Staufen und Rudolf von Blumeneck. (Stadtarchiv Endingen Uk.Nr. 101 und 101a, früher 136b) Hier scheint es also im Vorfeld zu Kampfhandlungen zwischen Ritter Anton von Landeck und der Stadt Endingen um die Feste Schafgießen und das damit verbundene Lehen gekommen zu sein, sonst wäre wohl kaum eine Tagsatzung anberaumt worden (bei der Tagsatzung sind Richter oder Abgeordnete der umliegenden Städt zugegen um ein Urteil zu sprechen, oder als Rat gehört zu werden). Dann scheint wieder Ruhe um das Lehen und den nunmehr Burgstall genannten Schafgießen eingekehrt zu sein, denn erst 1521 am 28. November hören wir aus Freiburg: Kaiser Karl bestätigt der Stadt Endingen den Schafgiessen mit dem Orte Wyhl. (Stadtarchiv Endingen Uk.Nr. 110)


War der Schafgießen einst eine feste Burg, umgeben von einem breiten Wassergraben, mit hohen Mauern und Zinnen, wohl mehrheitlich aus Kaiserstühler Vulkangestein (dem nahen Limburgit), aber mit Sicherheit auch aus Buntsandstein aus dem nahen Schwarzwald, mit Zwinger und Zugbrücke, so war die Feste aber eben wie sich im Laufe der Jahrhunderte zeigte nicht uneinnehmbar, ihr vollständiges aus, als feste Burg war dann im Jahr 1525 gekommen, ab da wurde sie nicht mehr instand gesetzt, und es ging ihr wie vorher der Koliburg, sie wurde zum Burgstall. Das Ganze geschah Mitte April 1525 im sogenannten: Bauernkrieg, wo die Wyhler den verhaßten Schafgießen stürmten mit Unterstützung des „Kaiserstühler Haufens“ und räumten die Burg komplett aus, denn die wenigen Stadtknechte von Endingen, welche die Burgmannschaft bildeten konnten dem stürmenden Haufen unter Führung des Bastian Geißer u. dem Adam, beide von Wyhl, auch dem Jörg vom Schafgießen, welcher einst als Knecht im Sold der Junker von Endingen gestanden haben soll, und nun in Kenzingen auf einem Stadtgut schaffte, dort nur der „Gießen Jörg“ genannt und dem Hans Ziler von Amoltern keinen nennenswerten Wiederstand leisten. Was nicht niet- und nagelfest war, fand rasch seinen neuen Besitzer. Der vorhandene Wein und die Lebensmittelvorräte dienten zuvor einem ausgelassenem Fest im Herrensaal der Burg. Der Wassergraben wurde rechts und links der Zugbrücke mit Reisigwellen aufgefüllt, damit alles wertvolle Gut „mit Kärch undt Wägen“ weggeschafft werden konnte. Zuletzt sah der Bau öde und verwahrlost aus, durch dessen Fensterhöhlen der Regen ungehindert eindrang. (Fritz SPÄTH: Wyhl - Einst und Jetzt 1963 p. 90)


Quelle: Stefan SCHMIDT: Unbekannte Urkunden von der Wasserfeste Schafgiessen 2009.