1413 - 1805 Die Stadt Endingen im Besitz der Burg und dem dazugehörigen Lehen Schafgießen

Aus Endinger Geschichte

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1408 November 7., Baden-Baden

In den Regesten der badischen Markgrafen hören wir von einem Briefwechsel unter dem 7. November des Jahres 1408 zwischen Markgraf Bernhard von Baden und Hachberg und dem elsässischen Grafen Smazman Herrn von Rappoltstein, in dem es um die Einnahme der Dörfer Amoltern, Wyhl, Wellingen geht. Doch hören wir selbst: Markgraf Bernhard I. antwortet Graf Smazman Herrn zu Rappoltstein (Ropolczst-), auf dessen Begehren, die von dem Markgrafen gefangenen Armenleute (Bauern) aus Amoltern, Wyhl (Wile) und Wellingen freizulassen und der Brandschatzung zu überheben, da Smaszman vorbenannte Dörfer nur als Schirmer Werlins (Ritter Werner) von Weisweil (Wiszwiler), und nicht als Lehen oder Erbe innehabe, und dass auch Heinrich von Geroldseck, Herr zu Lahr (Lare), vor und nach dem “innemen” (der Einnahme der Burg Schafgießen durch Kampf) zu den Dörfern gegriffen habe. Smaszman weiss selbst, dass die Armenleute gefangen wurden, als sie den Seinen erschlugen, und soll sich daher nicht unterstehen, sie zu verteidigen. (Regesten der Markgrafen von Baden und Hachberg p. 261) Im Rappoltsteiner Urkundenbuch steht diese Version: Markgraf Bernhard I. von Baden richtet an Smaßmann, Herrn zu Rappoltstein, welcher ihn um Freilassung der Gefangenen aus Amoltern, Wyhl und Wellingen und um Einstellung der Feindseligkeiten gegen die genannten Orte gebeten hat, die Aufforderung, sich fernerhin nicht in die Angelegenheit zu mischen, da die erwähnten Dörfer nicht sein (Smaßmann`s) Lehen oder Erbe seien.

Bernhard von Got[t]s gnaden marggraue zu Baden ect. Vnsern fruntlichen grus voran, edeler lieber besunder. Als du uns aber geschriben hast von der armenlute unser gefanger wegen von Ammoltern, von Wile und von Wellingen, und begerest dir die ledig zu lossen vnd schaden schaffen zu benemmen und der brantschatzung zu uberhebend ect., han wir wol verstanden. Dez ist uns wo[h]l furkomen, daz du dieselben dorffere nit anders dann in schirmes wise von Werlins von Wißwilers wegen, der doch unser vigend (Feind) ist, inne habest, und weder din lehen noch din erbe siend, und zu den auch Heinrich von Gerolczeck und herre zu La[h]re vor dem [e]inne[h]men und darnach alle wegen gegriffen hat, und hat uns fremde von dir, die wile du doch selber wo[h]l vernom[m]en hast, daz sie da b[e]y und da mit gewest sint, als sie den unsern understunden zu herslahen (erschlagen) und l[e]ibe und gut an zu gewynnen, da sie auch gefangen wurden, daz du uns dann von i[h]ren wegen nit unbekummert lassest, und bege[h]ren von dir, daz du sie daruber gegen uns nit understen (unterstehen) wollest zu verteydigen, als wir dir dez besunder wo[h]l getr[a]uwen. Datum Baden(-Baden), quarta feria ante Martini episcopi, anno ect. [140]8.

In diesem Zusammenhang muß auch eine Urkunde undatiert Ende April 1406 gesehen werden:Henni Etter, vogt zue Amoltern, beschwert sich über Gewaltthaten, die Clewi Peyer und seine Helfer in Amoltern verübt haben, und erklärt zugleich, daß er und die von Amoltern auf Geheiß Werners von Weißweil unserem gnedigen junckern Schmaßman herre zu Rappoltstein zu dienen geschworen haben. (Rappoltsteiner Urkundenbuch Bd. II Nr. 712 p. 545)

1406 März 14. Ensisheim. Katharina von Burgundien, von Got[t]s gnaden hertzogin ze Oesterreich, ze Steyr, ze Kernden und ze Krain, greaefin ze Tyrol ect., beurkundet, daß Wernher von Wiswiler mit ihrer Zustimmung den edeln unsern lieben getrewen Smasman von Rapoltstain zu i[h]m gesetzt hat, in gemainschaft des hauses Schoffgiessen mit seiner zugehoerung, das sein lehen ist von der herschaft von Oesterreich. - Geben ze Ensisheim, an suntag, als man singt Oculi, in der vasten -.Original: Bayerisches Staatsarchiv, München KSt-A. K.bl. 429/3.

1406 März 14. Rappoltstein. Smaßmann, Herr zu Rappoltstein, gibt der Herzogin Katharina von Burgund, Gemahlin des Herzogs Leupold IV. von Österreich, einen Gegenbrief über das Lehen, bestehend in dem Schloß Schafgießen nebst Zubehör, welches er in Gemeinschaft mit Werner von Weißweil besitzt. Lehen revers - auf fraw Katharina von Burgund, hertzog Leupolds von Osterreich wittib (1) - von herrn Smasman herrn zu Rappoltstain umb das schloß Schaffgiessen in gemainschafft mit hern Wernhern von Wisweilr. (1) Diese Bezeichnug (Wittwe) ist unrichtig: Herzog Leopold IV. verstarb erst am 3. Juni 1411. (Rappoltsteinisches Urkundenbuch Bd. II Nr. 709b p. 543) Regest einer nicht aufgefundenen Urkunde, in Innsbruck St-A. Repertorium des Schatzarchivs 1,230.

Ritter Werner von Weißweil beurkundet die Gemeinschaft, in welche er Smaßmann, Herrn zu Rappoltstein, sowohl für das österreichische Lehen der Burg Schafgießen und der dazu gehörigen Dörfer Wyhl und Wellingen als auch für seinen in dem halben Dorfe Amoltern bestehenden Eigenbesitz aufgenommen hat.


1406 März 19. Ich Wernher von Wißwiler, ritter, tuen kuent mengelichem mit disem briefe, daz ich mit gueter vnd zitlicher vorbedrachtunge zue mir in gemeinschafft geseczet habe vnd secze auch zue mir in gemeinschafft w[e]ise in crafft diß briefes den edeln herrn junghern Smahsman herren zue Rappolczstein an der burge zue dem Schaffgiessen und den doerffern Wile vnd Wellingen, so mit der burge lehen (Burglehen) sint von myner gnedigen herschafft von Oesterich, dahar ouch diser [e]insacz von des lehens wegen verwilliget ist, alse daz briefe besagent, so daruber geben sint, und dann an mynem teile des dorffes Amoltern, daz eigen ist, daz alles für ungeteilt mit twingen (Zwing), bennen (Bann), gerichten, stueren, betten (Pacht), ungelten, freveln (Strafgeldern), guelten, zinsen, welden (Wald), wassern, wunnen (Gewannen) und weyden und allen andern rechten und zuegehorden, gesucht vnd ungesucht, nuczt [a]ußgenom[m]en, aslo daz wir dieselben dorffere mit der burge und dem halben teile zuo Amoltern mit allen rechten und zue gehoerden, alse davor sta[h]t, in gemeinschafft sollent haben, besiczen, nuczen und niessen (Nießbrauch), seczen und entseczen und ouch gemeyne behueten, und mit solicher underscheiduenge, alse hie[r]nach geschriben und gelutert (erläutert) sta[h]t, zue wissende: Were ez, daz ich der vorgenante Wernher von Wißwiler l[e]iplehens erben liesse (wenn ich noch Kinder bekäm), daz danne daz vorgeschriben lehen, burg und dorffere mit dem teile zue Amoltern und allen i[h]ren rechten und zuegehoerden an dieselben m[e]yne liplehenserben vallen sol[len], und sol[l] dann fuerbaßme (ferner) der egenante jungher Smahsman, s[e]ine erben und lehenserben daran denhein (kein) recht me[hr] haben, und sol[l] auch danne diser [e]insacz und gemeinschafft genczlich und gar dot, creffteloß und abe (beendet) s[e]in, ane (ohne) alle geverde (Gefährdung), doch also, daz der vorgenante jungher[r] Smahaman und sine lehenserben in der gemeinschafft und den nuczen siczende verliben sollent, so lange uncze (und) daz ich oder myne liplehenserben ynen richtent (erlauben) und gebent anderthalphundert gulden, guet in golde vnd swere gnueg an gewichte, mit dem costen, so er oder sine lehenserben (Kinder) an der burge kuentlichen eins gemeynen b[a]uwes und zue gueter rechenunge verb[a]uwet und daran geleit hettent. Were aber, daz ich ane liplehens erben (ohne Kinder) abginge vnd sturbe, daz Got[t] nut entwelle (nicht wolle), so sol[l] die burg und die doerffere Wile vnd Wellingen, daz lehen, mit dem teile zuo Amoltern genczlichen und garwe an den vorgenanten m[e]ynen jungher[r]n von Rappolczstein oder s[e]ine lehenserben mit vollem rechten vallen und gefallen s[e]in, ane (ohne) alles rechtigen und widerrede anderre m[e]yner erben und mengelichs (Mangel ?) von i[h]ren wegen, ane (ohne) alle geverde (Gefährdung). Dise vorgeschriben dinge, den [e]insacz und gemeinschaft, g[e]lobe ich b[e]y dem eide, so ich der vorgenanten m[e]iner gnedigen herrschaft von Oesterich von des lehenswegen getan und ges[ch]wor[e]n habe, stette (stetz) und veste zue haltende, zue habende und getruwelichen (getreulich) und unverbroechelichen (unverbrüchlich) zue vollfue[h]rende, ane (ohne) alle argeliste und geverde (Gefahr). Des zue urkunde habe ich m[e]yn ingesigel (Siegel) gehencket an disen brieff, und habe dazue mit ernste gebetten die frommen, vesten: Jeratheus von Ratsamh[a]usen vom Steyn und Dietherich von der Witenmulen, die auch b[e]y disem [e]insacze und den vorgeschriben[en] dingen gewesen sint, daz sie y[h]re ingesigele zue me[h]rer[e]m urkunde ouch habent gehencket an disen brieff. Des ouch wir Jeratheus von Ratsamhusen und Dietherich von der Witenmulen vorgenant uns bekennent, daz wir b[e]y den vorgeschriben dingen gewesen sint; harumb (darum) habent wir unsere ingesigele (Siegel) ouch gehencket an disen brieff. Der [ge]geben wart uff fritag nach dem sonnentage, alse man singet in der heiligen c[h]ristenheit Oculi (3. Fastensonntag: Oculi (Oculi mei semper ad Dominum = Meine Augen sehen stets auf den HERRN, Psalm 25,15), in der vasten (Fastenzeit), des ja[h]res, da man za[h]lte nach Gottes geburte vierczehenhundert und se[c]hß ja[h]re. Original: Bayerisches Staatsarchiv, München K.bl.429/3.

Dazu existiert auch ein Gegenbrief vom 1406 April 20.: Smahsman herre zue Rappolczstein, lantvogt in Obern Elsaß und im Sungkowe (Sundgau), stellt über die Lehensgemeinschaft, in welche ihn sein gueter fruent Wernher von Wißwiler, ritter, aufgenommen hat, den entsprechenden Gegenbrief aus. Außer Smaßmann siegeln Jeratheus von Ratsamhusen und Dietherich von der Witenmu[h]len. Der [ge]geben wart [a]uff zinstag nach dem sonnentage, alse man singet in der heiligen christenheit Quasimodo, acht tage nach oestern. Original: Bayerisches Staatsarchiv, München K.bl.429/3. Hier wäre interessant zu wissen, wer dieser Dietrich von der Weitenmühle war, und wo lag diese „weite Mühle“: war er vielleicht der Müller auf unserer Wellinger Schwalbenmühle ? War seine Zustimmung gar notwendig, denn die Koler und die Weisweiler besitzen zu Beginn des 14. Jahrhunderts die Wellinger Mühle gemeinsam und beide Familien sind Ministeriale der Grafen von Freiburg ? Siehe auch (Th. ZOTZ: Weisweil 1995 p. 46)

An dieser Stelle wollen wir uns auch dem Grafen Smaßman (Maximilian) von Rappoltstein, Landvogt im Elsaß und seinem Geschlechte zuwenden, da er offensichtlich mit dem Lehen und der Burg Schafgießen zu tun hatte, ja sogar als Erbe des Schafgießens im Falle des Todes, oder der Kinderlosigkeit Werner von Weisweils vorgesehen war. Es ist schon erstaunlich wie der Rappoltsteiner, so ein mächtiger Graf und Landvogt über das Elsaß, von Ritter Werner von Weisweil redet: sein gueter fruent Wernher von Wißwiler, rittere. Wer die ersten Vorfahren der Rappoltsteiner waren ist ungewiss, so lesen wir das ein gewisser Vornehmer von Adel, Namens Rappolt im 8. Jh. zuerst dem Dorf Rappoltstein (lat. Rappolti villa - zahlreiche röm. Funde sind vorhanden), heute heißt es Ribeauvillé, und nachher dem obersten Schlosse, welches Rappoltstein (lat. Rappolti petra) den Namen gab. Der Sage nach sollen die Rappoltsteiner, von den Herzögen von Spoleto in Italien abstammen, und sich der Name Rappoltstein von Rock-Spoletin ableiten. Auch ginge die Wappenverleihung auf eine Heldentat Graf Cunos im Jahre 1147 zurück, wonach er im Heiligen Land, im Beisein des Kaisers Conrad III. einem riesigen Sarazenen, im Zweikampf den Schädel gespalten hat. Die Grafschaft hat von altersher den Rappoltsteinern gehört. Urkundlich erwähnt: Egelolf, welcher ums Jahr 1178 gelebt hat, Heinrich II. Graf von Rappoltstein stiftete das Augustinerkloster in Rappoltsweiler und verwandelte das Dorf Bergheim in eine Stadt. Graf Hermann errichtete das Schloß in Gemar. Graf Maximin oder auch genannt Schmasmann von Rappoltstein wurde 1399 Mundschenk des Herzog Philipp von Burgund, und 1406 Landvogt in den vorderösterreichischen Landen und im oberen Elsaß. Kaiser Sigismund von Österreich erwählte ihn zum Beschützer des Konzils von Basel (1431-49), er starb 1450. Schmasmann II. machte eine Reise ins Heilige Land 1483, nachdem er Herzog Karl dem Kühnen von Burgund, als Kämmerer gedient hatte. Graf Wilhelm II. stand bei den Kasiern Maximilian I., Karl V. und Ferdinand I. in hohem Ansehen, der erste ernannte ihn zu seinem Hofmeister und Landvogt in Vorder-Österreich, in verschiedenen Schlachten machte er sich einen Namen, auch im Bauernkrieg. Der berühmteste unter den Dynasten war Graf Eberhard, welcher von den Kaisern Matthias und Ferdinand II. mit vielen wichtigen Gesandtschaften betraut wurde. Graf Egelolf III. hing der Reformation an, und wollte diese auch einführen, dazu wird berichtet: Weil die Güter der Herrschaft Rappoltstein größtenteils Lehen von geistlichen Fürsten, insbesondere des Bischofs von Basel waren, so ist der größte Teil der Bevölkerung katholisch. Die Grafen von Rappoltstein würden aber, ungeachtet dessen die Augsburger Konfession (lutherisch oder protestantisch) in ihrer Grafschaft eingeführt haben, wenn ihnen nicht das Recht, in Religionssachen nach ihrem freien Willen zu verfahren (Jus circa Sacra), vom Kaiser abgesprochen worden wäre. Denn Ferdinand I. schrieb unter dem 5. Mai 1562 aus Prag an den Herrn Egelolfen III. von Rappoltstein: Du hast dich in deiner Verantwortung (nämlich wegen versuchter Reformation) auf den Religionsfrieden des Reiches und der Landesfürsten berufen, welcher dich doch nichts angehet, denn du kein Landesfürst, sondern - unser Landesfürstlichen Obrigkeit Hindersaß bist - Denn wiewohl wir Fug und Macht hätten, an Leib und Gut mit dir zu handeln; damit du aber sehest, daß Wir ein christlicher Kaiser seyen, wollen Wir dir auf diesmal soviel zusehen, und dich deiner Eltern treuer Dienste, welche sie den Kaisern geleistet haben, geniesen lassen.

Wie sich in einer Handakte über das ehemalige Zisterzienserinnenkloster Marienau bei Breisach, in der heute noch bestehenden Zisterzienserinnenabtei Lichtenthal bei Baden-Baden gezeigt hat, war auch eine Rappoltsteinerin in der nahen Breisacher Marienau Äbtissin, nämlich: Gräfin Irminhildis von Rappoltstein abbatissa, leider ist es mir noch nicht gelungen Diese zeitlich zuzuordnen. Sr. Mafalda O.Cist.: Handakte, 1974: Marienau Sanctus Ordinis Cisterciensis, bei Breisach 1150 - 1525 (Stefan Schmidt, Wyhl a. K.: Eine neue Geschichte der Zisterzienserinnen-Abtei Marienau bei Breisach, 2005 p. 6 f.)

Im Freiburger Münster „Unsrer Lieben Frau“ hat sich im Hochchor (Presbiterium) ein wunderbares mittelalterliches Glasfenster erhalten, gestiftet von den Rappoltsteinern, aus dem Jahre 1512, es zeigt die hll. Bruno, Margarethe, Wilhelm und Maximin, darunter 4 Wappen von Rappoltsteinern mit passendem Vornamen zu den Heiligen. Das Fenster liegt neben dem Fenster von Kaiser Karls V., gestiftet von den Grafen, (nicht Freiherren, wie im Kunstführer von Schnell & Steiner 2005 p.106 steht) welche dem höheren Adel im Elsaß zugerechnet wurden (die Pfauenfedern als Helmzier belegen es) angehörten. Die Markgrafen von Hachberg haben seit alter Zeit ihre Söhne nach Rappoltstein, als Knappen gegeben in die ritterliche Ausbildung, und umgekehrt, freundliche Mittteilung von Ludwig Köllhofer, Emmendingen. Der Jüngste, Wilhelm (verstorben 1547), war Großhofmeister des Kaisers, wie dieser, Ritter des Goldenen Vlieses, Oberhauptmann und Statthalter im Elsaß, Sundgau und dem Breisgau. Sein Wappen in der dritten Bahn v. l., wird von der Ordenskette umgeben. In der ersten Bahn v. l.: Bruno (verstorben 1101) war Abt, Stifter des Karthäuserordens (Grand Cartuse bei Parma) und ist in der Kutte der Karthäuser mit Abtsstab und Buch abgebildet. Unter ihm das Wappen des Grafen Bruno von Rappoltstein, Herr zu Hohenack und Geroldseck mit dem Emblem der Jakobsbruderschaft (Muschel mit gekreuzten Pilgerstäben) welches ihn als Santjago de Compostella - Wallfahrer ausweist, zu sehen. In der zweiten Bahn v. l.: die Heilige Margaretha von Antiochien, sie wurde im 4. Jh. zur Zeit der Christenverfolgung ermordet. Sie trägt ein rotes Gewand mit Mantel, auf ihrem Kopf die Märthyrerkrone und hält den Kreuzstab, mit dem sie den Drachen, den sie am Gürtel hält, der Legende nach vertrieben haben soll. Unter ihr befindet sich das Wappen der Gräfin Margarethe zu Rappoltstein, eine geborene Gräfin von Zweibrücken. In der dritten Bahn v. l.: Wilhelm von Maleval (verstorben 1157) hatte sich nach der Legende für seine neunjährige Pilgerreise ins Heilige Land zur Buße die Rüstung auf den Leib schmieden lassen, worüber er ein Bußgewand trug. Auf dem Fenster steht er als Ritter in stahlblauer Rüstung, neben ihm das Wappen mit den franz. Bourbonenlilien und dem Halbmond, als Zeichen seiner Fahrt in den Orient. Unter ihm das Wappen des Grafen Wilhelm zu Rappoltstein, Landvogt im Elsaß mit der Ordenskette des Goldenen Vlieses. Und in der vierten Bahn v. l.: Maximin (Maximilian) (verstorben 346) war Bischof von Trier. Er ist mit bischöflichem Ornat, Bischofsstab und Mitra dargestellt. Unter ihm befindet sich das Wappen des Herrn Sinasi (Smaßmann oder Maximilian) von Rappoltstein, Herr zu Hohenack und Geroldseck mit den Emblemen der drei Ritterorden, welchen er angehörte: zum Heiligen Grab, Sankt Katharina und Solvator, sowie der Freiburger Rittergesellschaft “zum Leithund”. Unter diesen Fenstern war früher die Meisterinschrift: Anno domini MV und XII uff corp. XPI (Corpus Christi) do wardt disse Venster alle hat gemacht meister Hans von Ropstein (aus seiner Werkstatt stammen auch die Standesscheiben im alten Endinger Rathaus) der glaser. Und als Stifterinschrift: Bruno Herr zu Rapoltstein, zu Hohenack und Gerolzeck, Margred geborene Grefin von Zweibrücken, Wilhelm zu Rapoltstein, Landvogt im Elsaß 1512, Smaßman (Maximilian) zu Rapoltstein, Hohenack und Gerolzeck.

1406 November 2., Rappoltstein Smahsman herre zuo Rappoltzstein, lantvogt in Oebern Elsaß und im Suengkowe (Sundgau), den sein gueter fruent her[r] Wernher von Wißwiler, rittere, zu sich in gemeinschaft gesetzet hat an der burge dem Schaffgiessen und den doerffern Wile und Wellingen, so mit der burge von unserre gnedigen her[r]schaft von Oesterich darzue lehen rue[h]rent, so dann an s[e]inem teile an Amoltern, daz [ihm] eigen ist, beurkundet, demselben her[r]n Wernher von Wißwiler verstattet (gestattet) zu haben, das er s[e]inen lebtagen den vorbenempten teil an Amoltern, so eigen ist, sol[l] und mag haben, besitzen, nútzen vnd niessen, ane (ohne) allen abeslag der dr[e]issig und achte pfuent Straßburger pfennige geltes, vier schillinge mynder (minderer – gemeiner Münze), so ich i[h]me jares uff myme herbstgewerffe (von seinen Steuereinnahmen zu Martinis mess = 11. Nov.) zue Rappolczwiler richten vnd geben sol[l]. Den Antheil an Amoltern soll Werner von Weißweil an seine etwaige zweite Ehefrau zum Witthum (Wittwengut - Morgengabe) geben dürfen; wenn aber dise ohne Leibeserben von Werner stirbt, soll der erwähnte Anteil an Smaßmann, seine Erben, Lehenserben und Nachkommen fallen. Smaßmann selbst siegelt und bezeichnet als Zeugen und Mitsiegler den frommen vesten Jeratheus von Ratsamhusen, minen lieben oeheim (der Mutterbuder). - Der geben wart uff zinstag nach allerheiligen tage -. Original: Pergament mit 2 Sigeln (Rappoltstein u. Ratsamhausen) Bayerisches Staaatsarchiv, München KHA. K. bl. 429/3. Abschrift früher in Kolmar BA. E 2370, jetzt GLA, Karlsruhe.

1406 Dezember 5. Wien. Leupolt von Gotes gnaden hertzog ze Oesterreich, ze Steyr, ze Kernden und ze Krain, graf ze Tyrol ect., erklärt sich damit einverstanden, daß Wernher von Wiswilr den edeln, uonsern lieben, getrewn Smasman von Rapoltzstain, uonsern lantvogt, in die Gemeinschaft an der von Österreich zu Lehen rührenden Feste, genan[n]t: der Schaffgiess, aufgenommen hat. - [ge]Geben zu Wienn, an suntag nach sand Barberen tag -. Original: Pergament Bayerisches Staatsarchiv, München KSt-A. K.bl. 429/3. Abschrift in Kolmar BA. E 2370.

Zu prüfen wäre hier eigentlich auch, wie: ein lateinisch Brieflein, wie die von Endingen von Markgraf Bernhard anno 1410 erschlagen wurden (Stadtarchiv Endingen. Nachtrag Uk.Nr. 15), in Zusammenhang mit diesen Dingen stehen – denn das tun sie mit Sicherheit, aber: dieser Brief befindet sich heute nicht mehr unter den Endinger Archivalien – verschollen !, so die frdl. Mitteilung von Dr. Hans-Peter Widmann, Stadtarchiv Freiburg i. Br. („aber so ist`s halt, wenn man das Stadtarchiv in fremde Hände gibt, oder die Vergangenheit in schwäbische Erde sperrt“).

Waren zuerst die Rittergeschlechter: Koler von Wile und die Herren von Wißwil, als Schirmvögte St.Märgens auf dem Schafgießen tonangebend, so ändert sich dies jetzt grundlegend, denn im Jahr 1375 hatte sich das Augustinerkloster St.Märgen auf dem Schwarzwald, als Besitzer des Lehens und der zwei Dörfer Wellingen und Wyhl unter den Schutz des Erzhauses Österreich gestellt, doch im Jahr 1413 verpfändeten die Herzöge von Österreich, als die nun neuen Eigentümer den Schafgießen an die nahe Stadt Endingen a. K., die Endinger sollten den Schafgießen behalten bis ins Jahr 1805, also 392 Jahre – eine lange, sehr lange Zeit, wie wir aber sogleich sehen nicht ohne Unterbrechung und verbunden mit Blutzoll und viel Verdruß für die Endinger, aber auch für die Wyhler und Wellinger, denn auf ihrem Rücken wurde jede Feindseligkeit gegen die Burg zuerst einmal ausgetragen.

Der erste Unhold ist ein Ritter, namens: Kaspar von Hornung, er machte der Stadt diese Burg wiederholt streitig. Nach vorgenannter Urkunde hatte Herzog Friedrich von Österreich den Endingern das Wasserschloß gegen eine Pfandsumme von 1100 Gulden verpfändet. Die Mutter des Ritters Kaspar von Hornung, Frau Metz von Reyschach, erhob, unterstützt von einem tüchtigen Syndikus (Anwalt), auf dem königlichen Hofgericht zu Rottweil Anspruch auf diese Burg; sie hatte auch Erfolg damit, die Burg wurde ihr zugesprochen. Im Stadtarchiv Endingen existiert ein Urteilsbrief, ausgestellt 1416 vom königlichen Hofgericht zu Rotweil über den Schafgießen. (StArEndg. Nachtrags Uk.Nr. 17 R.7.) Die Stadt Endingen aber respektierte diesen Bescheid nicht und behauptete nach wie vor, den Besitz des Platzes. So erreichte der Streit im Jahre 1417 seinen Höhepunkt, als Kaspar von Hornung die gerichtliche Verfolgung selbst in die Hand nahm und die Stadt Endingen beim königlichen Hofrichter Graf Gunther von Schwarzburg verklagte. Wieder wendet sich aber das Blatt, denn derselbe Hofrichter entschied am 8. Juli 1417 im Augustinerkloster zu Konstanz, (der Hofrichter hatte offenbar zutun auf dem Konstanzer Konzil, daß zwischen 1414 und 1418 in Konstanz tagte) daß die Endinger rechtmäßig von Herzog Friedrich von Österreich belehnt worden seien und, daß daher jener Belehnungsakt voll rechtsgültig sei und nicht mehr angefochten werden könne. Der Hofrichter schloß zum Ärger derer von Hornung mit den vielsagenden Worten: „nunmehr sei die Burg vom König, und man solle sie also vor dem König als des Lehensherrn weisen.“ (Fritz SPÄTH: Wyhl - Einst und Jetzt 1963 p. 19) Aus einer späteren Urkunde entnehmen wir folgenden Bescheid: 1418 „... wir Bernhard marggrave zu Baden haben Heinrich Rodern (Röder von Diersburg) unserm underlandvogt im Prissgauwa (Breisgau) geliehen den Schaffgießen und Amoltern an stat und von wegen unseres Herren Symunds Römischen Königs (1410 bis 1437).“ Demnach scheint wohl Kaspar von Hornung später seinen Anspruch auf Schafgießen an Markgraf Bernhard I. von Baden abgetreten zu haben. Hierbei handelt es sich um den badischen Markgrafen Bernhard I. von Baden (1380 - 1431), dem Gründer des badischen Staates und der Großvater des seligen Markgrafen Bernhard II. von Baden (geboren 1428 und 1458 in Moncalieri bei Turin an der Pest gestorben!); der sich für einen Kreuzzug aller christlichen Fürsten gegen die vordringenden Türken einsetzte. Im Jahre 1422 ließ Markgraf Bernhard I. von Baden durch ein Mannengericht zu Ettenheim den Bürgern von Endingen Schaffgießen ab- und sich selbst zusprechen. Auch scheint er sich bald darauf gewaltsam in den Besitz des Schlosses gesetzt zu haben. (GLA Karlsruhe, Breisgauer Archive: Schafgießen) Es war dem badischen Markgrafen sehr daran gelegen, sein Besitztum im Breisgau zu vergrößern und feste Plätze als Stützpunkte zu haben. Nun entbrannte der Streit erst recht. Endingen konnte und wollte nicht müßig zusehen, wie der Herr Markgraf sich gewaltsam über verbrieften Besitz ihrer Stadt hinwegsetzte. Die Endinger warben bei den anderen Breisgaustädten um Bundesgenossen, und nach einigem Verhandeln schloßen sich diese mit Basel und einigen Städten des Elsaß im Jahre 1422 zu einem Bund auf fünf Jahre zusammen - geboren war der oberrheinische Städtebund - „die Endinger waren hartnäckig, wenn´s um ihr Recht ging und wehrhaft“, sie wählten einen Ausschuß von sieben Abgeordneten zur Leitung der gemeinsamen Angelegenheiten und bestimmten Breisach als Tagungsort. Ferner schlossen sich den Städten an: Pfalzgraf Ludwig bei Rhein, Reichsvogt im Elsaß; Herzogin Katharina von Burgund; Graf Hermann von Sulz und andere mehr.

Es kam im Jahre 1424 bereits im Frühjahr zum offenen Krieg, in welchem Rastatt und andere Orte der Umgebung verbrannt, Mühlburg und Graben belagert und beschossen wurden. Man hatte ja damals schon die sog. Feuerschlangen (= Kanonen) mit ein bis 10 Kilogramm und gar bis zu drei Zentner schweren Stein- und Eisenkugeln, die mit einem Stück oder Legstück abgeschossen wurden, nachdem bereits 1320 der ehemalige Zisterzienser Thennenbachs und spätere Franziskanermönch Berthold Schwarz MA (magister artium) in Freiburg das Schießpulver, nach den Chinesen erfunden hatte (sein Denkmal steht vor dem Franziskanerkloster gegenüber dem Rathaus i. Freiburg). Die reichen Handelsstädte wie Basel oder Freiburg hatten genügend Mittel, um sich mit solchen neuartigen Geschützen zu versehen. Immer mehr kam Markgraf Bernhard in Bedrängnis, so daß er schließlich beigeben und das Schloß Schafgießen den Endingern überlassen mußte. Im Jahre 1426 aber, brach der Krieg von neuem aus, auch diesmal mußte der Markgraf unter dem militärischen Übergewicht der vereinigten Städte klein beigeben. Das Schloß Schafgießen verblieb nun endgültig der Stadt Endingen. Es ist schon erstaunlich was die Endinger hier angezettelt hatten um ihr altes Recht durchzusetzen !, sicher aber waren durch den Markgrafen zeitgleich andere Rechte beschnitten worden, daher auch diese Einigkeit und das massive Vorgehen gegen diesen Fürsten. Natürlich hatte die Stadt durch diesen Kriegszug Schulden auf sich nehmen müssen, deren Last vor allem ihr Lehen Wellingen-Wyhl zu tragen hatte, wie dies aus den nachfolgenden Ausführungen noch zu ersehen sein wird. In einer Urkunde im Endinger Stadtarchiv lesen wir: 1446 März 31. Breisach. Graf Konrad von Tübingen, Herr zur Lichteneck erklärt, dass er einen Brief gesehen hat, in welchem Herzog Albrecht von Österreich für seinen Bruder Friedrich, Römischer König, und seinen Vetter Herzog Sygmund, dem Bürgermeister, dem Rat und den Bürgern von Endingen die Burg Schafgießen um 1100 Gulden als Pfand gegeben hat, und in welcher versprochen wird die Burg weder zu versetzen oder zu verkaufen. Graf Konrad siegelt. (Stadtarchiv Endingen Uk.Nr. 67a früher 74a) Die Herrschaft der Stadt Endingen, das Erzhaus Österreich braucht also Geld, darum versetzt sie ihre Burg, natürlich mit dem dazu gehörigen Lehen. Und am gleichen Tag, ebenfalls in Breisach wird die Aussage Graf Konrads von Tübingen und Lichteneck klar, denn in einer 2. Urkunde verpfändet Herzog Albrecht von Österreich das Schloß den Endingern noch um weitere 200 Gulden, die zur ehemaligen Pfandsumme geschlagen wurde, das heißt also, den Endingern ist die erste Urkunde abhanden gekommen, und Graf Konrad springt ein und bestätigt die Existenz des ersten Dokuments, Hintergrund ist aber die Österreicher brauchen wieder Geld und wollen noch mal 200 Gulden von der Stadt, die Frage ist was bekamen die Endinger dafür, denn das Lehen mit der Burg hatten sie ja schon? Oder doch nicht - haben die Österreicher das Lehen den Endingern weggenommen und jemand anders gegeben, obwohl sie doch schon 1100 Gulden genommen hatten? (Stadtarchiv Endingen Uk.Nr. 67)

Kaiser Maximilian I. (1493-1519), genannt der letzte Ritter, erneuerte am 23. November 1499 zu Freiburg die Belehnung der Stadt Endingen mit dem Schloß Schafgießen, nebst Zubehör, das ihnen um 1300 rheinische Gulden verpfändet worden war. (Stadtarchiv Endingen Nr. 95) Jetzt wird’s aber interessant, denn in einer Urkunde vom 17. Oktober 1501 lesen wir: Die Brüder Anton und Bastian von Landeck erklären, von wegen des Schafgiessen weder dem Grafen von Tübingen noch sonst jemand etwas zugestehen zu müssen, da er Lehen vom Hause Österreich sei. (Stadtarchiv Endingen Uk.Nr. 97a früher 130 a.) Eben noch (1499 Nov. 23.) haben die Endinger 1300 Gulden, quasi als Darlehen an Österreich gegeben und fast genau 2 Jahre später sitzen die Brüder Anton und [Se]Bastian von Landeck auf dem Lehen, es scheint wirklich so, als hätten die Österreicher das bereits vergebene Lehen einfach weiterverpfändet an die Landecker. So erklärt sich auch die folgende Urkunde vom 8. Mai 1504, aus Augsburg, in welcher steht: König Maximilian bewilligt der Stadt Endingen, dass das Lehen Schafgiessen (burgstall und veste schafgieß) niemand weiter versetzt und verpfändet werden solle und das Haus Österreich dasselbe nur dann lösen werde, wenn es das Lehen selbst behalten wolle. Hierzu existiert auch ein 2. Vidimus (als Vidimus bezeichnet man die beglaubigte Kopie einer Urkunde. Anders als beim Transsumpt bezeugt der Aussteller der Beglaubigung nur die Identität der Vorlage mit der Abschrift) des Michael von Blumeneck, Verweser zu Riegel, aus dem Jahre 1522. (Stadtarchiv Endingen Uk.Nr. 99.; Fritz SPÄTH: Wyhl - Einst und Jetzt p. 20, spricht hier vom 18. Mai 1504).

Teil II - Einfügung folgt !

Stefan Schmidt: Die Geschichte des Dorfes Wellingen am Rhein, sowie das Lehen und die Wasserfeste Schafgießen, 2008 S. 23 - 29.

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