Hobelmann

Aus Endinger Geschichte

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Der "Hobelmann" als Geisterseher

oder Die Geistersage von Endingen

von Bürgermeister Kniebühler, 1870


Auf'm Venusberg war nur ein Hof,
Herr Venus wohnte da;
Er war ein großer Philosoph,
Genannt der "Großpapa",
'ne Klosterfrau war seine Bas,
Er selbst ein Sonntagskind,
Der nur in Geisterbüchern las,
Die nicht mehr z'finden sind
Sowohl die Geister in der Stadt
Als auf dem Feld er sah,
Weil er den Zauberhobel g'habt
Von seinem Großpapa.
Er trug denselben immer nach,
Wenn's nicht recht g'heuer war. - 
Die G'walt der Geister war dann schwach,
Er außer der Gefahl.
Viel Geister hat er hier gebannt
Noch kurz vor seinem End'
Und schrieb sodann mit eig'ner Hand
Zuletzt sein Testament.
Den Hobel, den vermachte er
Mei'm Vater, der Famil';
Da hab ich meinen Hobel her,
Von dem ich reden will.

Im Turner ist die Schießmauerquell',
Das Brünnlein läuft noch heut,
Es wohnten einst an jener Stell
Die ersten Christenleut,
Die Höhle, die in Berg hinzieht,
Das war ihr Betkapell,
Die Heiden, die in Wut erglüht,
Erschlugen sie zur Stell'.

Zu Riegel, wo jetzt die Kapell,
Da saßen Römer fest,
Sie hausten dort in dem Kastell,
Dem alten Räubernest.
Ein stolzer Römer kam hierher
Und schlug die Höhle zu;
Sein Geist hat seither - 's ist nicht leer -
Bei'r Höhle keine Ruh.
Man weiß es jeweils gleich zuvor,
Wenn bald ein Krieg ausbricht,
Denn aus der Höhle tritt er vor,
Der alte Romanist.
Vor Achtundvierzig war's ein Lauf
Der Laimengrube zu,
Ich brachte meinen Hobel naus,
Der Kriegsgeist blieb in Ruh.

Bei'r Holzweggass' links führt ein Pfad
In Thürleberg hinaufm -
Die Höhle läuft dort nicht mehr g'rad
Macht einen Winkellauf.
Am Berg zur Höhl' ein Thürlein stand,
Ein Kruzifix am Rain.
Drum wird er Thürleberg genannt - 
Das Kreuz, es war von Stein.
Dasselbe war dreimal ruiniert,
Sein Ursprung unbekannt;
Bald ward's zerschlagen, umgeführt
Von ruchlosester Hand.
Der erste Thäter war ein Heid,
Versank mit Mann und Maus,
Steigt seit der alten Heidenzeit
Nachts aus der Höhle raus.
Als ew'ger Fuhrmann macht er Lärm,
Fährt um die Stadt herum,
Das Klatschen hört man in der Fern,
Sonst ist er wie ein Stumm'.
Beim stein'ern Kreuz hat er sein Grab,
Nachts elf Uhr fährt er auf,
Doch wenn ich meinen Hobel hab',
So kommt er nicht herauf.
Ein zweites Kreuz war hingesetzt
Dem Wanderer zum Gruß, -
Ein Jude hatte es verletzt,
Geschnitten in den Fuß.
Die Wunde war von roter Farb'
Im alten grauen Stein!
Und nach und nach verwuchs die Narb',
Ein Wunder soll es sein.

Es ist noch gar nicht lange her,
Das Kreuz zerschlagen ward, 
Den Täter fand man, aber schwer,
Die Strafe traf ihn hart.
Das dritte Kreuz von Eisen ist,
Das Christusbild von Blei
Beschützet vor dem Geist den Christ,
Wenn er geht dort vorbei.

Als Karl der Große einst regiert
Die Heiden trieb er fort,
Das Christentum er eingeführt
In Deutschland aller Ort.
Die letzten Heiden nahmen d' Flucht
Von hier aus in den Wald,
Sie fürchteten des Kaisers Zucht
Und flohen jung und alt.

Auf d'r Heide, wo die Heiden geh'n,
dort ist der Heidin Grab,
Den Bildstock sieht man noch dort steh'n,
Dort brach man ihr den Stab.
'n Chistin war sie in Geheim
Zur Flucht sich nicht verstand.
Lebendig grub man sie dort ein
Zu aller Heiden Schand.
Als 's Christentum hier eing'führt war,
Die Heiden flohen fort,
Zwei lebten noch ein halbes Jahr
An ei'm verborg'nen Ort.
Der Flohberg wird er noch genannt,
"Das Feuer geht nicht aus"
An jener Stell, wo sie verbrannt
Mit ihrem Reisighaus.

Im obern Wihlbach war ein See,
Der Fischer war ein Schelm,
Drum muß er heute noch dort geh'n
als Knapp im Ritterhelm.
"Frosch hopp an mich" geht Nachts heraus,
Kommt man vom Wihlbachbuck,
Doch wenn ich halt den Hobel 'naus,
So macht er keinen Spuck.
Von Üsenberg, der strenge Graf,
Uebewachte ihn einmal,
Auf einer Jagd den Fischer traf,
Als er die Fische stahl.
Er blies darauf in's Jägerhorn
's Gefolge kam heran,
Er gab dem Pferde feinen Sporn,
Band ihn am Sattel an.
Zum Wasser ward er transportiert,
Es war im Monat Mai,
Die Hitze hat man schon verspürt,
Gehört der Frösche G'schrei.
"Herr Graf, ich war Euch nicht untreu" -
So sagt er im Verhör, -
"Und ich bin es, so kommt herbei,
Ihr Frösche alle her!"
Die Frösche kamen aus dem Teich
Und hoppten um ihn her -
Da sank er hin und ward 'n Leich,
Versuchte Gott nicht mehr.
Der Fischer ist nun jener Geist,
Der in dem Wihlbach geht,
"frosch hopp an mich" er seither heißt,
Nachts beim Brücklein steht.
"Wahrzeichen sei das Wunderstück
Für alle Zeit der Stadt
Drum meißelt mir ein Bild im Stück",
Der Graf befohlen hat.
Am obern Tore stand das Bild
Die Frösche un 's Männlein.
's ist schade, daß man's nicht erhielt,
Beim Abbruch brach der Stein.
"Froschhoppanmich" macht sonst nicht viel,
Läßt Leute hin und her,
Doch nur im Tal nicht Trauben stiehl,
Sonst wird er dir gefähr,
'nen Traubenschlem warf er einmal
Vom Berg in d'Schlucht hinab,
Der seine Seele Gott empfahl - 
Dort liegt sein Kreuz am Grab.

In d'r obern Kirche, wie man hört,
Ein alter Wälder geht,
Ihm hat der Boden angehört,
Auf dem die Kirche steht.
An Frauen-Tagen morgens früh
Kniet rechts er am Altar,
Ich selber aber sah ihn nie,
Mein Hobel dort nicht war.
Der alte Heide war ein Mann,
Vom Heidentum betört,
Er hatte große Sünd getan,
Bis daß er sich bekehrt.
Die Kirche stammt aus Heidenzeit,
In der der erste Christ -
Im G'heimen beteten die Leut,
Fern von der Heiden Zwist.

Bei'r oberen Kirch ein Kloster war,
Kasern' wird's jetzt genannt.
Bei Nacht in jedem neuen Jahr
Erschein in weißem G'wand
Die Klosterfrau, sie winkte mir,
Ich weiß nicht, was sie wollt:
Sobald ich hob den Hobel für,
so war der Spuck verrollt.

Beim Kloster steht das Nonnenoch - 
Mann fischt die Kinder dort -
Heut wacht die alte Nonne noch,
Geschlossen ist der Ort,
Die Hebamm' steht sie vor der Tür,
Die None macht nichts d'raus,
So halt ich meinen Hobel für -
Sie streckt ein Kleines raus.

Unter dem Kaiser Sigismund
Bewohnten Juden hier
Am Bach zusammen in die Rund'
Südöstlich 's Stadtquartier.
Der Aussatz war vom Kreuzzug her
Selbst bei der Judenschaft
Im deutschen Reich erbreitet sehr,
Hat viele weggerafft.
Die Juden ahmen sicher an,
Daß Christenblut kuriert,
Drum hatten sie den Mord getan,
Hier Christen massakrirt,
Die Leichen waren sieben Jahr
Im Beinhaus wohl versteckt
Und keine noch verwesen war,
Als man sie hat entdeckt.
Im sogenannten Judenloch,
Da wurden sie verbrannt;
Man zeigt uns heut die Stelle noch
Auf einem Ackerland,
Man nennt sie nur den Judenbuck.
Wer nächtlich geht vorbei,
Dem widerfahret Spuk auf Spuk,
Der Juden gehn dort drei.
Der Christen Los, das war sehr hart,
Die Juden umgebracht -
die Leichen werden aufbewahrt,
In der Kirche treu bewacht.
Und klopften sie dort dreimal an,
Dann man sie heilig spricht -
Schon zweimal haben sie's getan,
Das dritte Mal noch nicht.
Ein Schlupf ist bei dem Judenhaus,
Den mauert kein Maurer zu,
Die Juden schleppten Tode naus,
Sie haben keine Ruh.
Oft nachts im Beinhaus rumpelt's laut,
so daß der Pfarr erwacht - 
Mir kamen sie nicht auf die Haut,
Wenn ich den Hobel bracht.

Am Weg ins Silberbrunnenbad
Ein Kreuz beim Bannstein stand,
Das g'schichtlich seine Deutung hat,
Wie alten Leut bekannt.
Nach dem bekannten Christenmord
Hat Kaiser Mar regiert.
Im deutschen Reich hat er sofort 
Den Juden publiciert:
"Verboten sei der Judenschaft
In unsern Bann zu geh'n."
Dreihunder Jahre bliebs in Kraft,
Blieb das Verot besteh'n.
Bei jenem Kreuze hat der Jud
Geschäfte abgemacht.
Zum Bannstein er den Christen lud,
Vom Bannwart stets bewacht.
Erst Kaiser Joseph hob es auf, 's Verbot der alten Zeit,
Er ließ den Juden ihren Lauf
Und schlichtete den Streit.
Das Fundament beim Bannstein steht,
Das Kreuz ist aber weg,
Und seither nachts ein Geist dort geht,
Er legt sich in den Weg.
Und kommt ein trunk'ner Mensch vom Bad,
Der Geist sieht's ihm gleich an,
Er führt ihn abwärts in ein Pfad
Hinweg von unserm Bann.
Im Sommer schadet's Niemand was,
Der Morgen ist bald da,
Doch wenn's im winter kalt und naß,
Schon manches Unglück g'schah.

In der Totenkinzig, 's war ein Graus,
Hat einst die Pest regiert,
Viele Tote gab's in jedem Haus,
Sie straben z'dritt und z'viert,
Ein Räuchlein war es nur, die Peßt.
Man sperrte es dort ein,
In einem Balken steckt es fest,
Mein Hobel dringt nicht ein,
Auf'm untern Kirchof an der Wand,
Da war ein Stein anbracht,
Auf dem die alte Grabschrift stand,
Die dieser Pest gedacht:
"Ist's nicht eine große Plag
Siebenzehn in einem Grab?
Und ist es nicht ein großer Graus
Siebene in einem Haus?"

Der böse Geist ging, wie bekannt,
Nur auf dem "langen Buck",
Und seit jedoch ein Kreuz dort stand,
So hörte auf der Spuck.
Vom Bürgberg kam ein Jägersmann
Mit einem Bocksfuß her,
Mit schwarzem Mantel angetan
Und hinkete gar sehr.
Als man das Riegelertor gebaut,
So machte er sein Spiel,
Nur nächtlich hat er's angeschaut,
Dreimal der Bogen fiel,
Da setzte man den Christuskopf
Als Schußstein oben ein,
Er kam nicht mehr, der schlechte Tropf,
Und stehen blieb der Stein.
Das Tor ist weg, der Kopf kam raus,
Doh kann man ihn noch seh'n
Auf'm Langenbuck am Gartenhaus
Ober der Türe steh'n.
Dem Bauherrn war der Wunsch erfüllt,
Gereich' es ihm zur Ehr'!
Erhalten sie für uns das Bild
Er selber ruht im Meer.
Vor'm Rie'glertor stand noch ein Tor,
"Aposteltor" genannt,
In das dereinst ein Geist verbannt,
Wie mäniglich bekannt.
Kam nachts ein Dieb vom elde her,
leicht ging er nicht vorbei,
Er machte ihm die Bürde schwer,
Oft schwerer noch als Blei.
Aposteltor war es getauft
Vom Bild Apostel zwölf,
Die Stein' hievon wurden gebraucht
Zum Friedhof anno elf.

Am Weg nach Riegel am Schambach
Da stand ein Siechenhaus,
Der Ort des Jammers, Weh und Ach -
Das Elend war ein Graus.
Ein Doctor a la Eisenbart -
Hat Kranke dort curiert,
Mit Medizinen seiner Art
Sie auf den Kirchhof g'führt.
Gutleithaus wird der Platz genannt,
Das Haus steht nicht mehr heut, 
Der Doctor ist dorthin verbannt,
Villeicht auf lange Zeit.
Dort unterm Boden auf dem Gut,
Dort hat er seine Gruft,
Drin liegt er mit dem Doctorhut.
Bis die Erlösung ruft.

Ich kam einmal vom Rebberg Lai -
Auch dort ist's suaber nicht -
Die Betzeit' war schon längst vorbei
Und sah im Tal ein Licht,
Dem Lichtlein ging ich scherzend nach,
Ueber Aecker, Weg und Wies' -
Auf einmal fiel ich in den Bach -
"Der Doctor war's gewiß."
Bisweilen stellt er Unglück an -
Dem Fuhrmann ist er g'fähr,
Bald stirbt ein Holz-, ein Weinfuhrmann -
's ist wahr und keine Mär. -
Des Doctors Geist macht seine Schwänk,
Verschieden in dem Jahr -
Die Straß' und 's Bächle haben Ränk,
Das fördert die Gefahr.

Im Schambach ist die kälteste Quell,
Mit Wasser kaum neuen Grad.
Vor alters war an jener Stell'
Ein Siechen-Kranken-Bad.
Die Quelle sprudelt nicht allein
Ihr kaltes Wasser aus,
Noch Schwestern sind in Riedlein klein
Vom selben Mutterhaus.
Im Schlimberg soll ein Keller sein,
durch den die Quelle lauft,
Vom alten eckkinz'gberger Wein
Der sonst wird icht verbraucht.
Wenn's zwölf Uhr schlägt zur Christfestzeit
Der Wein lauft in die Quell --
Die Engel hören manche Leut,
Um die Quelle wird es hell.
Die Engel singen wie bekannt:
"Gott in der Höh' sei Ehr'!"
Der Engelsberg wird so genannt
Von diesen Engel-Chör'.

Wenn's in der christnacht 12 Uhr schlägt,
Sind d' Leut am Brunnentrog,
Es ist ein Treiben, Alles lebt, -
Sie holen "Heiliwog".
Ein jedes will das erste sein,
Drum rumpelt's manches Mal;
Doch in der Stadt, da fließt kein Wein,
Nur Wasser überall.
Die heil'ge Woge kommt in's Haus,
Man spricht da vor der Tür:
"Euch Glück in's Haus und Unglück draus,
nehmt diesen Wunsch von mir."
Man geht hierauf in d' Stub hinein,
ein jeder trinkt ein Glas,
Den Rest, den schüttet man in Wein
In d' Faß je nach dem Maaß.

Die Christros' in der Weihnachts-Nacht
Ist auch hier im Gebrauch,
Es wird gebetet und gewacht,
Gesungen manchmal auch.
ald schließt der Früchtenzinken auf
Bald jener von dem Wein -
Sei zeigen wie es im Verlauf
Des nächsten Jahrs wird sein.
Die Rose stammt, so sagen d' Leut,
Von Jer'cho heil'gem Land,
Sie schließt nur auf zur Weihnachtszeit
Vor zwölf Uhr, wie bekannt,
Man sagt sogar, wie es auch ist,
Das Vieh im Stall aufsteht
Bei der Geburt vom heilgen Christ,
Hält unter sich Gered.
Doch Kugeln gießt man keine mehr,
Mit den man Alles traf,
Und Wurzeln fnden sich nur schwer,
Mit den man Riegel brach.
Nur bind't man noch den Baum mit Stroh,
Damit er Früchten bringt -
Und betet dabei seelenfroh
Zum kleinen Christuskind.

Aus Kohlersgraben wie bekannt
Dort geht ein schwarzer Hund,
"Der Kohler" wird er nur genannt,
Er beißt die Leute wund.
Geh ich des Abends spät nach Haus
Von Riegel oder Bahn,
Da streck ich meinen Hobel naus,
Der Hund, der beißt nicht an.

Im Immental beim Bannstein rum,
Dort spuckt ein Fuchs schon lang,
Er schmeißt die stärksten Wagen um
Und macht den Leuten bang.
Nachts zwölf Uhr war es im Advent,
Da ging ich dort vorbei. -
Der Fuchs ist mir an Hobel g'rennt,
Das war kein' Narretei.

Das Jahrmarktsrecht verdankt man
Dem Hause Oesterreich,
Das viel für unsere Stadt getan,
Wie auch fürs deutsche Reich,
Die ersten Jahrmärkt wie bekannt,
Hielt man nicht in dem Ort,
Auf Äckern, die darnach benant,
Am Rieg'lerwege dort.
Die erste Markthall da zur Stell,
Wo jetzt der Hirsch - einst Stand -
War's später die Spitalkapell,
Ist einmal abgebrannt.
Darüber hin ging kaum ein Jahr,
So war sie wieder baut,
Doch hatte man der Kriegsgefahr
Mit Angst eingegen g'schaut,
Franzosen rückten wirklich an
Und hatten sie entweiht,
Die Pferd und 's Futter nein getan,
Das tat den Leuten leid.
Der Spitalstgrist hat erzählt,
Er wohnte lange da,
Das Kirchlein hab' sich nachts erhellt,
Man Geister darin sah. -
Beim Abbruch ob der Türe stand
Das Bild von dem Patron,
Ein G'sell schlug ihm an Kopf die Hand,
Sprach spöttisch und mit Hohn.
Er fiel, als wie vom Wetterschlag,
Vom hohen G'rüst herab
Und war besinnungslos drei Tag -
Vom Scherzen stand er ab.
Der Weg von Eichstett ist nicht grad,
Dort spukt es obendrein, -
Ich hatt' im Silberbrunnenbad
Getrunken etwas Wein.
Als ich vor sieben Wegen stand,
Hat mich ein Has' verführt,
Den Hobel hatt' ich in der Hand,
Doch bin ich arg verirrt.

Da wo der Weg nach Wyhl hinzieht,
Den Dreispitz nent man's jetzt,
Nachts eine Katze Feuer sprüht,
Sich an die Straße setzt.
Nur Juden gng sie nächtlich nach,
Ihr Friedhof einst dort war,
Am Sabbath abends hält sie wach
Schon seit vierhundert Jahr.

Am Weg nach Wyhl da stand ein Kreuz
Vom Metzger Burkhard her,
Er hatte in der welschen Schweiz
Verloren das Gehör.
Des Mordes war er angeklagt,
Zum Tod zuletzt verdammt,
Weil er zu allem "Ja" gesagt,
Was man an ihn verlangt.
Dort ist der Ort, wo das Schaffot
Schon aufgerichtet stand,
Ihn rettete jedoch vom Tod
Der Frauenliebe Hand.
Die Frau war eine Kienlerin,
Babette man sie hieß,
Sie ging zum Landesfürsten hin,
Die Unschuld ihm erwies.
Und als er freigesprochen war,
Ein Kreuz ward hingesetzt,
Dort stand es über hundert Jahr
Und jetzt erst ward's verletzt.
Die Täter kennt man, kennt man nicht,
"Sie müssen einst dort geh'n,"
Das Volk so selbst das Urteil spricht,
Wenn sie auch nichts gesteh'n.

Die Iltisjagt war giebig hier,
In einem g'wissen G'wann, -
Sie trägt den Namen noch von ihr, -
Dort eht ein Jägersmann.
Als untere Wihlbach Sumpf noch war,
Nachts Frösche fing ich ein,
Da sah ich ihn mit weißem Haar,
Der Schrecken war nicht klein.
Als wilder Jäger war er lang
Hier in der Stadt bekannt,
Der wegen seines Wildbretsfang
Der Iltisjörg genannt.
Viel hohle Bäume standen dort,
Der Iltis Aufenthalt,
Und da beging er einen Mord
In einem Erlenwald.
Wenn dort ein Sonntagsjäger jagt,
Statt daß er geht in d' Mess',
Die Flinte ihm den Schuß versagt,
Der Jörg macht keine G'späß.

Vom Wilhelmskirchlein läuft ein Streif
Dem Kohlergraben zu,
Drauf werden Früchte früher reif,
Und haben keine Ruh.
Franzosen - stahlen einst im Krieg
Das Bild von dem Patron,
Mein Hobel sagt mir, der nicht lügt,
"Sie haben jetzt den Lohn".

In d'r Mannsmatt eht ein feur'ger Mann,
Ein Marker, wie man sagt,
Er hatt' falsche Mark getan -
Und wird er dort recht geplagt.
Geh' ich von Forschheim in der Nacht,
Spaziert er hin und her,
Doch wenn ich meinen Hobel bracht,
So sah man ihn nicht mehr.

Das Niederdorf, es steht nicht mehr,
Obstbäume stehen dort,
Dort geht ein grauer Zottelbär
Seit alten Zeiten fort.
Am Schelmengraben her und hin,
Da hält er nachts die Wacht;
doch die Erscheinung war dahin,
Wenn ich den Hobel bracht.
Wenn's ledig Volk dort bei der Nacht
Zum Obstentwenden kommt,
Da nehm' ein jedes sich in Acht,
Der Bär gleich unten brummt.
Und wer nicht macht sich aus dem Staub,
Den fängt er sogleich ein.
Er schlägt ihn nieder, halber taub,
Wirft ihn in Graben nein.

Im Berge links im Tonital,
Sind Früchte aufbewahrt,
Dort geht in einem Feensaal
Der Toni Litzelhard.
Die Früchte, steigen sie im Preis,
Die Quelle läuft dann fein, -
Im Berge öffnet er die Schleus'
Vom kleinen Bergbächlein.

Vom Habstahlbuck ein Fahrweg führt
In Ekinzkberg hinein.
Zeitweise sich ein Geist dort rührt
Beim großen Zehnten-Stein.
Es ist der Vogt von Maria-Zell,
St. Märgen jetzt genannt,
Den Zehnten hatte er zur Stell
Von Reb- und Ackerland.
Der Zehntdistrikt war ihm zu klein,
Wolffülle man ihn nannt.
Daher verrückte er den Stein,
Dort ist er hingebannt.

Im Scheehof stand ein Banernhaus,
Ein Ketzer wohnte d'rin,
Er schimpfte Kirch und Leute aus
Mit fürchterlichem Grimm;
Karsamstag morgens um die drei,
Da terrt er macht Skandal,
Ging ich mit Hobel dort vorbei,
Ich hört ihn jedes Mal.

Der Täler vierzehn zählt der Bann,
Wie man sie selten trifft,
Das kannten schon die alten an:
"Riedmatt das schönste ist".
Dort oben in des Tales Grund,
Wo's Bächlein murmelt laut,
Fünf Männer schlossen einen Bund
Auf gutes Glück vertraut.
In Quader faßten sie die Quell,
Das Wasser für die Stadt,
Nachdem zuvor ein Bergtunnel
Man hergestellet hat.
Zu ihren Ehren hatte man
Fünf Eichen hingesetzt,
"Fünf Eichen" heißt noch das Gewann,
Das bleibt wohl unverletzt.
Die Eichen wurden hoch geehrt,
Sie nahmen jährlich zu
An Wachstum da ganz ungestört,
Im Tale herrschte Ruh.
Sie trotzten viele hunder Jahr
Dem Wetter und der Zeit,
Bis ganz ihr Zweck vergessen war
Bai alt und jungen Leut.
Man fällte sie und baute bald
Im Erletal die Mühl', -
Und seither hört man nachts im Wald
Der Geisterstimmen viel.
Bei Nacht und Nebel rat ich dir:
Geh nicht durch's Erleloch,
Dort geht ein Tier auf allen Vier
Zur heut'gen Stunde noch.

Geht man in einer heil'gen Nacht
Vom Schambachbuck ins Diel,
So sei ein jeder d'rauf bedacht,
Der Geister sind dort viel.
Drei Steckenschelmen sticken laut
Nachts zwölf Uhr bis um zwei.
Ich hab' auf meinen Hobel baut
Und bin einmal vorbei.

Die Gegend war schon kultiviert.
Man hatte keinen Wein,
Die Rege ward erst eingeführt
Von Probus an dem Rhein.
Wer das zuerst bei uns getan
Und wo es ist gescheh'n -
man weiß nur, daß in einem G'wann
Die ältesten Reben steh'n.

Vom Riesenbucke bis zu dem Wald
Der schönste Hügel steht,
Mit den Terrassen hüsch und alt,
Durch die ein Hohlweg geht,
Von Gutelseck hieß der Baron,
Dem einst der Hügel war,
Bebaute ihn mit Reben schon
Vor vielen hundert Jahr,
Erst als man bessern Wein gebaut,
Da war der Dank erwacht,
Ein Denkmal setzte man von Stein,
Mit Probus Bild bedacht.
Im Rebberg sebst das Denkmal war,
Unsern dem Steinernen Buck.
Ich kam recht öfters hin im Jahr,
Gewahrte keinen Spuk.
Erst in der allerneusten Zeit,
Da kam der Bildstock fort,
Und seither spukt es weit und breit,
Unfreundlich ist der Ort.
Geh'n Buben vom Kathrinenberg
Im Herbste nächtlich heim,
Sie sehen in der Gaß den Zwerg,
Ein kleines Erdmännlein.

Iu der Hütte, wo jetzt Reben steh'n,
Ein Wald war einstens da,
Ein altes Weib, das muß dort geh',
Benannt die "Stadtmama".
Sie fing die Vögel aus der Stadt,
Fing Meisen noch dazu
Und weil sie schlecht gepfiffen hat,
So hat sie keine Ruh.

Im Brüstleberg, da geht ein Weib,
Es war einmal recht schön.
Sie trug ein Kleid mit kurzem Leib,
Drum muß sie jetzt dort geh'n.
Geh ich bei hellem Mondesschein
Das Erletal hinab,
Ich hör' ihr Jammern und ihr Schrei'n,
Dort habe sie ihr Grab.

Im Ostal ist ein Rebenstück
Mit einem Haufen Gold,
Bei'm Rebengruben schien mir's Glück
auf eimal b'sonders hold,
Ich fand 'nen Hafen, grub ihn
Was, glaubt ihr, war darin? -
Ich wähnte selbst, das Gold es sei,
Nur Kohlen wr der G'winn.

Die Üsenburger nannten sich
Einsiedel's Schirmvögt,
Sie waren tapfer, ritterlich,
Gar fromm und aufgeweckt.
Im obern Ber da stand ihr Schloß,
Die Kohlenburg genant,
Zerstört von einem Bauerntroß
Im Kriege wie bekannt.
Im alten Schloß ein Geist da geht -
Er war einmal ein Held,
In einem tiefen Keller steht
Heut noch ein Faß voll Geld.
Den Schatz, den wollt ich graben raus,
Der Geist, der kam hervor, -
Da hielt ich meinen Hobel naus,
Er traf mich noch auf's Ohr.

Im Brünnledobel geht der Zwerg,
Er wohnt an einem See,
Der in dem katharinaberg,
Wo hausen Nir und Fee.
Verstopft er's Brünnlein mit der Hand,
Kein Regen dann durchnäßt
Und Teurung gibt's im ganzen Land,
Wenn arg er's laufen läßt.

Tannackerwasen war einst hoch,
Man grub den Laimen da,
Da wo man bis zur Stunde noch
Den Bildstock stehen sah.
Am Hagelfreitag Umgang war,
Wie's in der Bittwoch ist,
Es sind jetz hundert und fünf Jahr,
ein Bauer führte Mist.
Drauf fuhr er in die Laimgrub 'nein
Und lud den Ochsen schwer;
Auf einmal hörte man ihn Schrei'n
Und sah ihn nimmermehr.
M. Sauerburger hieß der Mann
Der dort begraben war,
Den Bildstock hat man hingetan
Zur Warnung vor Gefahr.
Wenn einer nächtlich Laimen führt
Von einem fremden Gut,
ein jedes Mal der Geist sich rührt,
Der stets ist auf der Hut.

In alten Zeit' hatte die Stadt
Eig'ne Gerichtsbarkeit,
Wie andre Städte Magistrat
Als Richter für die Streit.
Vor jeder Sitzung ging's zur Mess'
Zugweise im Ornat
Und auf dem Ratstisch standen G'fäß
Mit Weinen, die propat.

Die besten Reben in dem Bann
Gehörten einst der Stadt,
Tannacker heißt noch das Gewann,
Das Rebenhäuschen hat.
Beim Rebverkauf so nimmt man an -
Hätt's besser können geh'n,
Denn seither sieht man einen Mann
Im obern Fahrweg stehn.

Im Herbste er nur sichtbar ist,
Beim Steinbruch kommt er vor.
Er hat ein ganz uralt Gesicht,
Trägt d'rüber einen Flor.
Und kommen Buben groß und klein
Und hauen Trauben ab,
Er prügelt sie, wie sie auch schrei'n
Wirft sie in Bruch hinab.

Im Bürgberg, wo ein Geißbock geht,
Es sollt' ein Schloß dorthin,
Heut noch der tiefe Graben steht,
Unheimlich ist's darin.
Schwarz ist der Geißbock und sehr grpß
Nachts macht er seine Sprüng;
Mir aber gibt er keinen Stoß,
Wenn ich den Hobel bring'.

Vor alters war bei uns der Brauch,
Kapellen vor dem ort
Und so stand nach Schaffhausen auch
Am Raine eine dort.
Salzgarten heißt man noch das Feld,
Wo Gastwirtschaften steh'n.
Dort ward vergraben altes Geld,
Ein Geist ließ sich dort seh'n.
Der Geist war Herr von Litzental,
Hat streng das Recht geübt,
Wer nachts im Bürgberg Trauben stahl,
Den hat er schwer betrübt.
Verschwunden ist's an jener Stell',
Man hat nichts mehr verspürt,
Abtragen ist jetzt die Kapell',
Sich dort kein Geist mehr rührt.
Wer aber fortgeführt den Grund,
Dem war das Glück sehr hold,
Der machte einen schönen Fund
In alter Münz von Gold.

Als Wildnis war das Nästental -
Die Flinte kaum erdacht, -
Ein Jäger alles Pulver stahl,
Das man zur Jagt gedacht,
Er raucht ein Pfeifchen, 's war nur klein,
Das Pulver ging ihm los,
Dort geht er, liegt der Leichenstein
Am Rain, ein Kreuz im Moos.
Dem Wilddieb geht er heut noch nach,
Der nächtlich Wildpret schießt
Im ganzen Tal hat er die Wach,
Die Sünde er dort büßt.

Von Salis war der Herr Baron,
Das Salental war sein.
Ein Flucher war sein ält'ster Sohn,
D'rum geht er dort zur Pein.
Nachts kam ich von dem Flohberg her
Und ging ins Ufenhard,
Da betete und kniete er
In einem langen Bart.

Ich pflügte einst im Wittental,
Halbfeiertag war es nur,
Da kam beim ersten Sonnenstrahl
Ein Geist mir auf die Spur.
Ich streckt, weil er in Flammen stand,
Den Ackerstecken aus.
Fünf Finger hat er eingebrannt,
Ich hab' ihn noch zu Haus.

Im Etzental da war ein Quell
Er floß nur in der Nacht,
Das Wasser war am Tag nicht hell,
Weil's d' Hexen trüb gemacht.
Sie badeten und tanzten dort
Allnächtlich um ein Uhr.
Ich war mit meinem Hobel dort
Und fand nicht mehr die Spur.

Von Weisweil führt ein Weg nach Wyhl,
Nicht weit vom Rheinesstrand,
Vergessen ist's, man spricht nicht viel,
Vom Dorfe, das dort stand,
Wellingen heißt noch das Gewann.
Der Weg, der dorthin führt,
Am Dorfplatz geht ein feur'ger Mann,
Auf Felder er umirrt.
Als weggeräumt die Häuser all,
Das Kirchlein blieb noch steh'n
Kam bald darauf auch in Zerfall,
Weil niemand d'rauf geseh'n.
Ein Eremit vom Oberland,
Der nahm im Kirchlein Platz,
Trieb Teufel aus, hat Geister bannt,
Dabei auch graben Schatz.
Er hat auch Wunder-Kuren g'macht,
Hat große Kundschaft g'habt,
Von weitem hat man Kranke bracht,
Sogar noch aus der Stadt.
So hat er 's Kirchlein noch mißbraucht,
Der alte Eremit.
Und als er 's Leben ausgehaucht,
Nahm er die Sünden mit,
In heil'gen Nächten zeigt er sich,
Kommt 'rauf in unseren Bann,
Er sucht Erlösung find't sie nicht -
Mag helfen, wer da kann! -
Wellingen hat in alter Zeit
Mit Wyhl zur Stadt gehört,
Das wissen noch die alten Leut,
Die jungen nimmer mehr.

Es sind jetzt hunder siebenzehn Jahr
In Wyhl ein Brand brach aus,
Selbst Grabkreuz und die Totenbahr
Verbrannten am Pfarrhaus.
Die Anna Trutt gar wüst und alt,
Der Tat war angeklagt,
Die in dem Dorf als Hexe galt, 
Vom Bösen stets geplagt.
Veruntreut waren 's Nachbars Küh,
Man b'räuchert Stall und Haus
Und so brach eines Morgens früh
Im Stalle Feuer aus.
Nachdem sie ihre Tat gestand,
"Der Bös' hab an ihr g'schürt"
Zum Tode wurde sie verdammt,
Zum Scheiterhaufen g'führt.
Und als man sie vom Rathaus aus
Zur Richtstätt' transportiert,
Ein Färber rief aus seinem Haus:
"Heut wird die Hex probiert."
Und finster ward's um ihn herum,
Fiel d'rauf in eine Farb,
Er brach den Fuß und wurde krumm.
Nah war es, daß er starb.
Sechstausend Menschen wohnten an,
Als man sie hat verbrannt,
"Dem Rechte ist genug getan"
So hieß es in dem Land.
Beim Hochgericht am Galgenbuck,
Geh' nachts nicht dort verbei,
Fast Jedem macht sie einen Spuk
Mit ihrem Hexeng'schrei.

Beim Weiher darf man, wie es heißt,
Des Nachts nicht baden geh'n,
Denn bei der Mühl' sieht man den Geißt
In voller Flamme steh'n.
Einmal da ging ich spät hinaus,
Da reichte er mir die Hand,
ich strekte meinen Hobel naus,
Der beinah wär verbrannt.

Im Helmenwinkel schauerhaft,
En alter Turm stand,
Verbrecher kamen dort zur Haft,
Hint'r Riegel, Tor und Band.
Viel Schlangen drangen einmal ein,
Verzehrten einen Mann,
Ich hör ihn nächtlich heut noch schrei'n,
Häng ich den Hobel an.

Südöstlich in der Oberstadt,
Dort steht ein altes Bad,
Das einen Stapfen-Giebel hat,
Verlotzt im hohen Grad.
Der Bader war ein böser Mann,
Eine Geiß sein Viehstand war,
Er hatt' nur eine Badewann',
Mit der man lief Gefahr;
Und wenn er warmes Wasser g'habt,
Hat er's gedengelt aus.
Die Säfte hat er schlecht gelabt
In seinem Badehaus.
Die Geißenmilch : das war die Kost,
Die dort zu haben war.
Er spendete kei'm kranken Trost -
Betrunken 's ganze Jahr.
Der Weg zum Bad, der war sehr schlecht,
Viel Pfützen - weinig Land;
Das Gäßle wird daher mit Recht
"Im Geißwasser" genannt.
Auf ener Seite war der Bach
Und mitten drin das Bad.
Auf der andern Seite eine Lach'
Mit einem schmalen Pfad.
Von Schnaps betrunken ging einmal
Der Bader spät nach Haus,
Der Pad, der war ihm viel zu schmal,
Er fiel darüber 'naus,
Als angebrochen war der Tag,
Was Wunder, was geschah?
Die Leiche in der Pfütze lag,
Nach'm Bad das Antlitz sah.
Wenn jemand ist von Schnaps berauscht,
Geh' nachts nur nicht in d' Gaß,
Der Geist nach jedem Schnapser lauscht,
Macht mit der Pfütz ihn naß.

Es werden kaum zwölf Jahre sein,
War auf dem Hof Krawall,
"Der Prügelgeist, der stellt sich ein"
So hieß es überall.
Viel Nächte wurden duchgemaht,
Man ließ dem Geist den Lauf,
Doch als ich meinen Hobel bracht,
Da hörte s' Prügeln auf.

Quatember, Bet- und Fastenzeit,
Der letzte im Advent,
Frohnfastenfrau erschreckt die Leut,
Nachts in der Stadt rumrennt;
Wer um halb 12 nicht zur Rh,
Wer bei der Arbeit sitzt,
Wer spielt und schwört und scherzt dazu,
Beim Plunderwaschen schwitzt,
Der sei nur gleich darauf bedacht, 
Daß keines geht aus leer,
Ein Spuk wird jedem zugedacht,
Dem minder, jenem mehr.
Beim Waschen wirft sie Züber um,
Beim Spinnen Kunkel, Rad
Und wer noch zieht im Ort herum,
Haßt sie im höchsten Grad.
Sie liebt die ordnung, hält die Wacht;
Auch der ist ihr verhaßt,
Der in einer Frohnfastennacht
Mit Posseln sich befaßt.
Sie teilt auch nächtlich Spulen aus,
Die sie im Scherz nachträgt,
Stellt sie den Leuten vor das Haus,
Nachts zwölf Uhr darnach frägt,
Und wer sie dann nicht freundlich grüßt,
Die Spulen hat noch leer,
Der gänzlich ihre Gunst einbüßt,
Die Nacht, die wird ihm schwer.
Einmal da hat sie nachts elf
Drei Spulen beigebracht
Und sah dann heimlich nach um zwölf,
Was wohl da sei geschafft.
Drei Weiber schlugen weislich Rat,
Was da zu machen sei,
Sie setzten sich sogleich ans Rad,
Spannen der Fäden drei.
"Ihr habt es wirklich gut gemacht,
Ihr Weiber seid sehr schlau,
Ihr hättet sonst 'ne böse Nacht",
Sprach die Frohnfastenfrau.

Vor altem war ein Stadtier hier,
Hat nachts die Leut erschreckt,
War eine G'stalt halb Gaul, halb Stier,
Sich in die Gassen legt.
Wenn's ledig Volk nachts wüst gewühlt,
Im Städtle hin und her,
dann hat es füchterlich gebrüllt,
Als wie ein alter Bär.
Ein großer, starker Schmiedgesell'
Ritt einmal auf dem Tier
Und scherzend sagt er: "In die Höll'
Jetzt gleich mit mir marschier'".
Das Tier verhielte sich in Ruh,
Lief seines Weges fort,
Dem alten obern Tore zu
Und dort geschah ein Mord.
Mit jedem Schritte den's getan,
Ward höher seine G'stalt
Und als am Tor es langte an,
Gebrauchte es Gewalt,
Zerdrückte diesen Schmiedgesell'
Am Bogen von dem Tor
Und so maschierte er in d' Höll',
Wie er verlangt zuvor.
Das Stadttier kam nicht mehr seither,
Das Sprichwort hält man ein.
Wenn einer nachts tut, wie ein Bär,
"Es wird das Stadttier sein".

* * *

Wenn ich mal keinen Hobel hab,
Die Welt ist nicht mehr schön;
Der Tod kann kommen, wenn er mag,
Ich werde mit ihm geh'n,
Und spricht er: "Lieber Valentin,
Mach kene Umständ mehr!"
Dann leg ich meinen Hobel hin
Und sag der Welt Adieu.
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