1496 Juni 21., Endingen - Urkunde zur Klose bei der oberen Kirche

Aus Endinger Geschichte

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Regest:

Die Meisterin Barabara Keller und Margarethe Hes[s] und Elisabeth Breisacher, alle drei Schwestern in der Klose bei der Kirche St. Martin zu Endingen im Breisgau verkünden jedermann: in Anbetracht ihres Alters, der Schwäche und Vergänglichkeit befinden diese, da sie keiner geistlichen und weltlichen Obrigkeit unterstehen und in Gewissheit des nicht Weiterbestehens der Klose nach ihrem Tode, da keine Schwestern nachkommen, dass der Besitz der Klose andersweitig für den Gottesdienst in der Stadt Endingen genutzt werden soll. Da der Besitz der Klose verfällt und viele der jährlichen Zinseinnahmen verloren sind, auch viele der Häuser der Stadt welche im Besitz der Klose und baufällig sind verfallen und der Gottesdienst in der Klose, wie einst von den Gründern angedacht sich nicht vermehrt sondern immer weniger wird, um solches abzustellen soll der Besitz der Klose mit ihren Zinsen und Gülten (Renteneinnahmen) desto rühmlicher in Pfründen (Einkünfte) für die Priester und anderen Gottesdienst in den Kirchen zu Endingen umgewandelt und für nichts anderes verwendet werden, damit Gott der Allmächtige gelobet und sein Dienst vermehrt werde. Und so verkünden wir mit dieser Urkunde einhellig und wohlbedacht mit gutem, freien Willen, vernünftig unser Verstand und gesund und aus Liebe zu den Leuten, dass wir dies gern tun, einstimming und mit Zustimmung des hochwürdigen Herrn Arbogast, Pfarrer der Kirche St. Peter zu Endingen und Sebastian Herrhaupt, Pfarrer der Kirche St. Martin zu Endingen. Nachdem uns unser gnädiger Herr, der Bischof von Konstanz den Pfarrer von St. Martin zu Endingen als Beichtvater anempfahl und uns ihm seiner Obhut unterstellte gaben wir unsere Klose auf und übergaben diese mit samt all ihren Rechten und Zubehör, mit Zinsen und Gülten dem ehrsamen, weisen Bürgermeister und Magistrat unserer lieben Stadt Endingen. Dies geschah jetzt, wissentlich und wohlbedacht mit Kraft dieser Urkunde in allerbester Form und Gestalt nach Maßmittel und Recht, wobei dies vor geistlichen und weltlichen Gerichten Bestand haben möge mit Verkündung dieser Urkunde. Bedingung ist dass Bürgermeister und Rat für unseren Unterhalt gewissenhaft sorgen durch Einsetzung von Amtsleuten, Pflegern und Schaffnern, diese sollen die der Klose zustehenden Zinsen und Gülten offenlegen und aufbessern, besonders nach unserem Tod sollen sie nach ihrem Willen und bestem Verständnis die vorhandenen Mittel in die Pfründen der Priester und den Gottesdienst anlegen und dazu gebrauchen. Wir haben dieses Bekenntnis unter dem Siegel der Stadt mit dieser Urkunde und dem heutigen Datum abgegeben und versprechen dies bei unserer Ehre als [Kloster-]Frauen und unserem guten, wahren, geschwornem Eide dass diese Übergabe unwiderruflich, fest, wahr und stetig und unumkehrbar sei. Infolge dessen verzichten wir für uns und unsere Erben und Nachkommen auf alle Gnaden, Freiheiten, Bündnisse, Bullen, Privilegien und Statuten sei es geistlicher oder weltlicher Art, welche wir wissentlich oder unwissentliche erhalten haben, dessweiteren im Allgemeinen und im Besonderen, dass wir etwa durch Unvermögen uns gegen diese Übergabe über kurz oder lang wenden, oder einen Teil davon, behelfen oder sie gar anfechten, dass wir dies ankündigen oder versuchen, nichts sei umkehrbar und ausgenommen. Alles sei erblich und unzertrennlich mit ganzer Kraft dieser Urkunde. Dieses zu einer wahren Urkunde haben wir drei Schwestern: Barbara, Margaretha und Elisabeth mit fleißigem Ernst erbeten beim ehrwürdigen geistlichen Herrn Michael, von Gottes Gnaden Abt zu Thennenbach (21. Abt zu Tennenbach Michael Sitz oder Seitz aus Malterdingen, er war zuvor Großkeller, Abbatiat: electus 18.7.1489 – abgesetzt 1507 † 1508) unserem günstigen und lieben Herrn, welcher sein eigenes Siegel an diese Urkunde hängte, auch durch Bedacht und gutem Grunde diese Vergabung herbeigeführt hat. So hängen auch wir unser Siegel an diese Urkunde, dies geschehe weder zu unserem, unserer Nachkommen, noch zu des Gotteshauses Thennenbachs Nachteil oder Schaden. Diese Urkunde ward gegeben auf Dienstag vor Sankt Johannes Baptista, da man zählte von Christi Geburt, unseres lieben Herrn vierzehnhundert, neunzig und sechs Jahr.

Pergament Original, Siegel ab. Aus dem Endinger Stadtarchive Uk.Nr. 92 Übersetzung: Stefan SCHMIDT Mai 2010.


Urkunde:

Wir nachbenannte Barbara Kelleri[n], die Meisteri[n] und Margaretha Hesin (Hess oder Haas) und Elisabeth Brijsacherin, alle dr[e]ij Schwestern in der Closen zu Ending[e]n ime Br[e]ysgowe, thünd kundt menglich[e]m (Jedermann) demnach als wir unser Alter, Schwachheit und Zergenglichkeit be- tracht[en] und b[e]fund[en] das wir mit deheyner (keiner) Oberheit (Obrigkeit), geistliche[r] noch weltlich[e]r wesen[t]lich[e]n versih[e]n (versehen) sind, auch wo[h]lbedacht das unser Closz nach unser[e]m mit Tod Abgang, mit andern Schwestern ni[ch]t besetzt, sunder (sondern) in ander Gotzd[i]enst billiche[r] angelegt werd[e]n sol[l]. Deshalb[e]n dieselb[e], unser Closz als nijtzlos vil (fiel – verfalle), i[h]r jä[h]rlichen (Jahrzeiten) Zins verlor[e]n hat und fürer (ferner) an b[a]ufellig[e]n H[ä]üsern und sunst iäglich in Verderb-lich[e]n Schad[e]n ger[e]icht und der Gotzd[i]enst (wie von unsern Ältern angefol[e]n ? (wohl anbefohlen) .) ni[ch]t geme[h]ret (vermehret) sunder geminder[t] wirdt. Söliches abzestell[e]n und damit das nach unsrom mit Tod Abgang ni[ch]t [E]infal[l] (Niedergang) davon enspring[e]n sundern unser Clos[e] mit irren Zinsen und Gülten dester geruomen-licher an der Priesterpfründ[e]n oder ander Gotzd[i]enst zü Endingen und sunst niemem (niemand) angelegt dardurch Gott der Al[l]mächtig gelobet und s[e]in D[i]enst geme[h]ret werd[e]n möge u[nd] so bekennen wir offen[t]lich an di[e]sem Brieffe, daß wir einhelliglich[e]n und wo[h]lbedacht mit güttem fr[e]ijen Will[e]n verninftig unser Sinn und gesund uns[er] Lijbe (Leib) und zu den Z[e]ijten als wir söllichs (solches) wo[h]l [ge]than mocht[e]nd in Gegen-mütigkeit und Gehell (Zustimmung) des wurdigen Her[r]n Arbogastz, Kirchher[r] zu San[c]t Petern und Sebastiani Herrhoupt zü San[c]t Marti[n], Kirchherrn in bemel[de]ter Statt Endingen. Als wir dann sunderlich von unserm gnädig[e]n Herrn (dem Bischof) von Costenz (Konstanz) ein Kirchherrn zü San[c]t Martin als unserm B[e]ichtvatter mit den Sacrament[e]n und Sinn ? in Gewa[h]rsamkeit bevohlen sind, [a]uff und übergeb[e]n hab[e]n unser Clos[e]n mit sampt aller i[h]r[er] Gerechtigkeit und Zügehörden, Zinsen und Gült[e]n den e[h]rsamen, w[e]ijsen Burgermeister und Rate (Magistrat) bemel[de]ter Statt Ending[e]n unsern lie-b[e]n Her[r]n übergeb[e]nd s[e]ij ijeto (jetzt) i[h]nen wissentlich und wo[h]lbedacht in Crafft dis[es] Brieffs mit der allerbesten Form, Maßmittel und Gestalt, so wir rechtlichst oder creftigst kinden (künden) und mög[e]n. Und so rechtlich als ob dis vor geistlich[e]n und weltlich[e]n Richtern und Gerichten creftig und recht sin (sei) mit der Urte[i]l bekannt wer[e]. Also und mit dem Geding, das nu[n] fürohin (in Zukunft) die gemelt[e]n Burgermei-ster und Rate (Magistrat) uns mit unser Notpfründ[e] und unser Closen mit Amtl[e]üten, Plegern und Schaffnarn gewisse[n]lich[e]n vorsteh[e]n und versor-g[e]n. Die Zins[en] und Gült[en] eroffnen und [ver]bessern und besunder[s] nach unserm mit Tod Abgang dieselbig[e]n Clos[e]n, i[h]r[e] Zins[e]n und Gült[e]n nach i[h]r[em] Gevall[e]n und nach i[h]rem besten Verstendnis an Pfronden (Pfründen) der Priester oder an ander Gotzd[i]enst anleg[e]n, verordnen und [ge]br[a]uchen söllend. Als wir dann ein Bekanntnus (Bekenntnis) underer i[h]rer Statt Insigel mit w[e]ijter[e]m Begriffe inhab[e]n [a]ufgang[e]n [a]uff hüt (heute) Datu[m] dis[es] Brieffs, demnach so versprechend wir geredent by unsern fröwelich[e]n E[h]ren und gütt[e]n, wa[h]r[e]n, teuron an g[e]s[ch]wor[ene]m Eyd[e]n statt sölichij (solcher) unser[e]r Übergab[e] in Maß[e]n obvergriffen unwiderrüffelich, vest, wa[h]r und stet[z] zehab[e]nd, dawider nimm[e]r m[eh]r gethon noch gethon werd[e]n Ursach[e]n noch Gehell[e]n (Zustimmungen), d[e]heins wegs (keines wegs). Haruff (Darauf) so verzihend wir und für unser Erben und Nachkum[m]en, (ob wir deren ander dann die bemel[de]ten Burgermeist[er] und Rate (Magistrat) hett[e]nd des wir uns dochn[ch]it versteh[e]n.) aller Gnaden, Fr[e]ijh[e]it[e]n, Verpüntnis, (pästliche) Bull[e]n, Brivilegien und Statut[e]n der Herren, geistlicher und weltlicher der Statt und des Lands Guchrechtnis (Gerechtigkeit) gemeyn[e]r Verzijhung (Verzeihung) widersprech[e]nd und besund[ers] Bäpstlicher, Bischoflicher, Prediger Ordens (Ordo praedicatorum = Dominikaner), od[er] ander[er] Ord[e]n, Frijheiten, ob wir oder unser Closz[e] vi[e]ll[e]icht in einicherleij (einerlei) Weg, das uns doch gar unwissend und verborg[e]n were begabet u. . Und gemeijnlich und sunderlich[e]n alles d[i]es damit wir oder ettwa[en] von Unfermaeg[e]n uns wider diss[er] Übergabe über kurtz oder uber lang gar od[er] ein[e]s Teils ettwas behelpfen, uffenthalt[e]n (offenhalten) oder widerfecht[e]n (anfechten) künden (könnten) oder möchten gar und gantz, nicht[s] [a]usgenom[m]e[n], alles erberlich und ungru[..]lich ? inkrafft dis[es] Brieffs. D[i]es zü wa[h]rem, offe[ne]m Urkundt hab[e]n wir obgemelt[e]n dr[e]ij Schwestern: Barbara, Margaretha und Elizabeth[en] mit vl[e]ijsig[e]m Ernst gepett[e]n und erpett[e]n den e[h]rwurdigen, geistlich[e]n Herrn Herr Micheln von Gotz Gnad[e]n Apt zü Ten[n]enbach unsern günstig[e]n, lieb[e]n Her8r]n das er s[e]in eig[e]n Insigel hat gethon henck[e]n an diesem Brieffe und dwyl (derweil) uns ijetztbenan[n]t[e]n Micheln von Gotz Gnad[e]n Apt zü Ten[n]enbach söllichij Ubergabe beducht (bedacht) zi[e]mlich und [a]us güttem Grund bescheh[e]n s[e]in. So bekennen wire uns[er] eig[e]n Insigel von i[h]rer vlijsig[e]n pirt ? weg[e]n harann gehenckt hab[e]n, doch unserm Gotzhus Ten[n]enbach und uns und unsern Nach-kummen in Allweg unschädlich und unvergriffenlich. [Ge]geben [a]uff Zinstag vor San[k]t Johanns Baptisten Tag, do man za[h]lt von C[h]risti unsers lieb[e]n Her[re]n Gepurt vierzehenhundert nünizig und sechs Ja[h]re u. .


Stefan SCHMIDT: Endinger Urkundenbuch Bd. I, p. 2010. Transkripierung des Originalpergaments aus dem Endinger Stadtarchive April 2010.



Eine weitere Urkunde gibt Aufschluß über die Endinger Klose bei der Kirche St. Martin.



1478 April 21., Endingen a. K.


Ich Heintz Fleßler, der Jung[e], Burger (Bürger) zu Endingen bekenn[e] und tuon kunt aller meniglich (Jedermann) mit dem Brieff (Urkunde), dass ich mire (mir), allen m[e]inen Erben und Nachkommen von der e[h]rsamen Meisterin und den Cloßnerin[en] gemeinlich (Gemeinschaft) zuo San[k]t Martin zu Endingen und allen ihen Nachkommen zu einem rechten, steten, ewigen Erbe in Erbsw[e]ise und nach Erbsrecht empfangen hab[e] und empfange, auch in Kraft di[e]s[es] Briefs (Urkunde), di[e]se nachgeschri[e]ben[en] Gütter: des Ersten H[a]uß, Hoff mit Stall, Schüren (Scheune) und alle Zugehörde, gelegg[en] zu Endingen, in der Sta[d]tt, in Jobs (Jakobs) Gassen 1, zwischen Hans S[ch]midt und des Re[c]htenbachs Garten und gegen den C[h]risten Hansen (Hans Christ). Item (des weiteren) ein J[a]uchert (1 Jauchert = 8 Mannshauet oder 34,9 ar (alt) oder 36 ar (jetzt)) Ackers am Mulipfad 2, neben Bartly (Bartholomäus) Surburger, b[e]y des Stutzen. Item (des weiteren) ein J[a]uchert zu der ober[en] S[e]id[t]en an Mich[a]el Schaffer star[r?] die Stutz dar[a]uff. Item (des weiteren) zwei J[a]uchert im Sanker (Endinger Gewann: Sanker - 1344 Sabker, 1486 bi dem Sanker, 1608 Sanchergraben lt. den Aufzeichnungen von hw. Dr. Adolf FUTTERER, Geistl. Rat; und im Tennenbacher Güterbuch 1317 – 1341 heisst es dazu: Item in[n]erthalb dem sanker 1 juger[a] agri ...) am Mulipfad (in Endinger Bann: Mulipfad 1299 – 1486 erscheint in den Urkunden des Heiliggeist-Spitals zu Freiburg), an einem Lendli (Land – Acker) ist Her[r] Herman[n]s Martins. Item (des weiteren) zwei J[a]uchert im Wellinger Veld, die des von Wißwils (Herren von Weisweil) waren, gat (geht) der Vorchemer (Forchheimer) Weg dardurch. Also das[s] ich, alle m[e]ine Erben und Nachkommen das gemelt[e] (gemeldete) Gessäse (Gut), auch die Acker hinfür (weiterhin) [be]buwen (bebauen), nutzen [und] [ge]niessen i[h]nen und allen i[h]ren Nachkommen ja[h]rlichs (jährlich) zwuschen (zwischen) den Zweien, uns[e]rer lieben Frowen (Frauen) Tagen (zwischen Mariä Lichtmess und ?), der Ersten und der Jungern (Jüngeren ?), etwan (etwa) zu rechtem Zinss, richten, geben und betza[h]len söllent (sollen) vier Mutt (1 Mutt oder modi oder Scheffel = 74,2 l. nach dem damals am ganzen Kaiserstuhle gültigen Endinger Maltermaß) gutz (gutem), erbers (ehrbarem - rechtem) Rog[g]ken, so zu geben und zu ne[h]men und das zu weren ? zu Enndingen in der Sta[d]tt, o[h]n[e] allen i[h]ren Rechten und Schaden und o[h]ne Verzug und Wi[e]derrede. Ich, m[e]ine Erben und Nachkom[m]en söllent (sollen) auch das vorgeschri[e]ben[e] H[a]uß, Hoff mit Schüren, Stall und aller Zugehörde, auch die Acker (Äcker) in guten E[h]ren und gewo[ö]hnlichem Ba[u]w (Zustand) halten und haben. Ne[ä]mlich die Acker (Äcker) mit Mistdungen (Mist – Dung) und Arden (Erde), als dem Erblehensrecht ist ungewerlich (ungewährlich - üblich). Wo aber ich, m[e]ine Erben oder Nachkom[m]en an solcher Beza[h]lung des Zinß säumig werden, also daß ein Zinß der anderen unbeza[h]lt ergriffe, oder ob wir das Gesess (Gut) und die Acker (Äcker) ni[ch]t in guten E[h]ren hielten, nach erberer (ehrbarer) Lüt (Leute) Erkenntniß, so söllent (sollen) die obgenannten Güter, alle mit i[h]rem Vergriff (Begriff) und Zugehörde recht zinsfellig (Zinsfällig) s[e]in. Und mögen die benan[nten] Cloßnerinnen [und] i[h]r[e] Nachkom[m]en danach die zu i[h]ren Handen ne[h]men, ob (wenn) sie wellent (wollen) und damit tun und lassen was sy (sie – die Klausnerinnen) verlangt, von mir, m[e]inen Erben und Nachkommen, gantz und in alle[r] Weise unverhindert. Und mögent auch danne (dann) uuch (auch) alle m[e]in[e] Erben und Nachkom[m]en umb (um) die ungewerten (ungewährten), [a]ußstelligen, verfallen[en] Zinss wo[h]lfürne[h]men Angriffen hefften, noten und pf[a]enden an den gemel[de]ten Güttern und an allen anderen unser[e]m Gut li[e]gendem und varendem (fahrendem) [Gut], [ent]weder sy (sie) wellent (wollen) mit oder o[h]ne Gericht, geistlichem oder weltlichem. Die an Vorrechtvertigoter varender (fahrender) Pfand statt verganten (pfänden nach dem Gantrecht), versetzen und verkouffen, so lang bis sy (sie) solcher verfallener (säumiger), [a]ußstelliger Zinsen mit allen Costen gangen gantz [a]ußgericht[et] (erledigt) und betza[h]lt worden sint, o[h]n[e] i[h]ren Costen und Schaden. Davor mich, all[e] m[e]in[e] Erben und Nachkom[m]en mit Fri[e]den soll dekeiner (keiner) besg. (besagter ?) Freyheit, noch Sach[e] so zu schrin ? hiewi[e]der Jeman[d] er denken kann oder mag, alles o[h]ne Geverde (Hinterlist). Wenn ouch die benan[nten] Gütter, Sach[en] ausser (aus) einer Hand in die Ander verwandlen sonder[s] oder sampt, so soll man den obgenannten Cloßnerinnen oder i[h]r[er] Nachkom[m]en zwen (zwei) Cappen (Kapaune = im Alter von 12 Wochen verschnittener - kastrierter Hahn, das Fleisch war wesentlich zarter und das Gewicht höher, beim kastrieren waren gewisse anatomische Kenntinsse des Geflügels erfoderlich.) zu E[h]rschattz (der Ehrschatz, lat. laudenium war im Mittelalter eine Naturalabgabe vom Lehensmann – oft Leibeigene an den Lehensherr ad honorem = ehrenhalber. Der Ehrschatz war überdies eine Handänderungsgebühr welche vom Lehensherr erhoben wurde, wann immer das belehnte Gut durch Todfall des Lehensnehmers – Erbfall an einen anderen übertragen wurde, welche nun der neue Eigentümer oder besser Pächter zu leisten hatte lat. mortuarium.) geben. Des zu [einer] worem (wahren), off[e]nem Urkunde, so hab[e] ich Heintz Fleßler mit Ernst erbett[en] die e[h]rsamen wysen (weisen) Burgermeister und Rat zu Endingen, ihr[er] Sta[d]tt gemein[es] Insigel (Siegel) mich, alle m[e]in[e] Erben und Nachkom[m]en damit aller vorgeschri[e]ben[en] Ding[e] zu besagende (bestätigen). Doch i[h]nen und i[h]ren Nachkom[m]en der benannten Sta[d]tt ein[en] Schaden an di[e]sen Brieff (Urkunde) lossen henck[en] (hängen). Der [ge]geben ist [a]uff Zinstag vor San[k]t Jorgern (Georg) Tag des heiligen (23. April) Ritters, als man nach C[h]risti Geburrt zalt (zählt) viertzehenhundert sybentzig und acht Ja[h]re.


Aus dem Endinger Stadtarchive Uk.Nr. 81b, Original Pergament, Siegel ab. Quelle: Transkription Stefan SCHMIDT: Zur Geschichte der Stadt Endingen a. K. 7.2.2010.



Anmerkung:

1 Höchstwahrscheinlich ist beschriebenes Anwesen in der Jobsgassen identisch mit dem Gut in folgender Endinger Beurkundung: Am 6. Mai 1342 verkaufte Klara die schriberin in der closen zue sant Martin ze Endingen, durch Klaus Stier, Bürger in Endingen, und seine Ehefrau Katharina einen Zins von 2 Pfund Pfenninge Freiburger Münze um 20 Pfund Freiburger Pfenninge an Grede Borvil, Tochter des † Konrad von Kenzingen. Der Zins von 2 Pfund ist zu geben auf Martini jeden Jahres von einem Geseße und einer Hofstatt, genannt des Lösers Hofstatt, gelegen zu Endingen an Jobs Gassen (Hirschen- oder Jakobsgässli; Jobsgasse ist eine Verkürzung von Jakobsgasse, weil die Jakobskapelle, das Gotteshaus des nebenstehenden Spitals, sich dort befand, später befand sich in der Jakobskapelle die Wirtschaft zum Hirschen und später die Lederhandlung, mit Gerberei Oswald Hirtler und heute befindet sich dort das Sportartikelgeschäft Sporttreff) neben Hans dem Lugener.



2 Das alemannische Wort muli bedeutet Mühle und so führte der Mulipfad zur Mühle, und zwar zur Riegeler Mühle an der alten Elz, in welcher die Stadt Endingen das Mahlrecht seit alter Zeit besaß. Denn wie es in dieser Urkunde drei Sätze später heißt: zwei Jauchert im Sanker[t] am Mulipfad, so läßt sich das Gewann Sankert genau verorten nämlich zwischen den Endinger Gewannen: dem Gutleuthaus, Schüssele, Steinacker, Heupfad und den Riegeler Gewannen: Gallberg und Häfler. Also führte der Mulipfad von Endingen zur Riegeler Mühle. So heisst es dazu im Thennenbacher Güterbuch 1317 – 1341: Item an den muili pfade …;

hingegen bezieht sich eine andere Stelle aus besagter Quelle auf die andere Mühle, zu welcher Endingen freies Mahlrecht besaß, nämlich die Schwalbenmühle von Wellingen: Et primo uff dem muiliwerde … dieses Gewann lässt sich einwandfrei auch heute noch verorten, denn es liegt unterhalb dem aufgegangenen Dorf Wellingen an der Weisweiler Straße, linker Hand und heisst: Mühlenwörth, denn die Stadt Endingen verfügte über kein ausreichendes eigenes Fließgewässer um eine eigene Mühle zu betreiben. Darum war die kurzzeitig betriebene Mühle im Erletal, wie sie Bürgermeister Franz Michael KNIEBÜHLER in seinem Brunnenbüchlein beschreibt nicht lange am Leben, auch wenn ihr Mühlrad oberschlächtig war (frdl. Mitteilung von Friedbert Jerg, Endingen 2009).



Zur Klose

Wie bei der Peterskirche und an anderen Orten, z. B. in Riegel oder in Kiechlinsbergen, war auch bei der St. Martinskirche eine Klose (Klause). Sie war wie überall ursprünglich an die Kirche angebaut, und zwar hier an der Nordseite (im Bereich des Kriegerdenkmals an der Oberen Kirche). Darin lebte zuerst eine Klosnerin. Um Gott besser dienen zu können in Gebet und Arbeit, hatte sie sich darin freiwillig einschließen (einmauern) lassen und das Gelübde gemacht, die Klose nie mehr ausser im Notfalle zu verlassen. Der Lebensunterhalt mußte ihr darum durch ein Fenster gereicht werden. Und durch ein Fenster in der Kirchenmauer wohnte die Eingeschlossene dem Gottesdienst bei und empfing dort die Hl. Kommunion. Man hieß ihre Wohnung darum Klose, lat. inclusorium, und sie selbst Klosnerin oder Inkluse, welche Wörter vom lat. includere (= einschließen) herkommen.

Beide Endinger Klosen werden im Jahr 1316 erstmals genannt. Am 23. Juli machte nämlich der Breisacher Bürger Konrad Bondorf mehrere Vergabungen. In diesen schenkte er Gülten (= Renten) u. a. 5 Schilling je an die Peters- und Martinskirche zu Endinghen und jeder der beiden Klosnerinnen daselbst 5 Schilling. Damals lebte anscheinend in jeder der beiden Klosen nur eine einzige Insassin.

Aber bald wurde die Lebensweise der Inklusen milder. Einmal baute man auch in Endingen bei der Nordseite der Martinskirche, jedoch nunmehr von ihr getrennt, ein besonderes Haus mit Garten und Hof, das, von der Außenwelt abgeschlossen, nur durch einen Gang mit dem Gotteshaus in Verbindung stand. Noch bis zum Abbruch im Jahr 1845 sah man an der Kirchenmauer einen zugemauerten Eingang. Dann lebten jetzt mehrere Schwestern, jedoch jede in einer Zelle, im Hause zusammen. Eine Meisterin, auch Mutter genannt, stand ihnen vor. Sie konnten ihren Lebensunterhalt selber verdienen durch Arbeit und Unterricht in ihrer Zelle. Sie erhielten Almosen, ja auch Stiftungen in Gütern, deren Zinsen sie sich einziehen ließen. Dr. SCHELB meint in seiner Studie: Inklusen am Oberrhein: „Die Klosnerinnen in Eichstetten und an der Martinskirche zu Endingen waren so gut gestellt, daß sie vielfach Geld an Bauern und Ritter ausleihen konnten“.

Die alten Endinger hielten zwar die Klose bei St. Martin für ein reguliertes Schwesternhaus oder Kloster des Dominikanerordens. Auch vermuteten sie das Klostergebäude in einem der Häuser im Norden der Kirche (z. B. s' Sigristehüs – d' Transer Franz). Diese Meinung ist allerdings irrig. Einmal ist nirgend von einem regulierten Schwesternhaus oder Klose die Rede, sondern immer nur von der Klose, welche, wie auch die bei der St. Peterskirche den Dominikanern in Freiburg unterstanden, und die obere bei St. Martin dazu noch diesen inkorporiert (einverleibt) war. Dann ist das Klosengebäude nicht bei den Häusern nördlich der Kirche zu suchen, vielmehr war es an die Kirche fast angebaut und hinterließ nach dem Abbruch einen freien Platz. Die ordentliche Seelsorge wird bei beiden Klosen der jeweilige Leutpriester ausgeübt haben. Die Klose bei St. Martin in Endingen war auch der Ausgangspunkt für das Dominikanerinnenkloster in Riegel. Nach Überlieferung des letzteren taten sich zu Endingen im 14. Jahrhundert etliche fromme Jungfrauen unter Zusammenlegung ihres Besitzes zu gemeinsamem Leben und Beten zusammen und gliederten sich dem Dominikanerkloster in Freiburg an. Aber nach mehreren Jahren zogen einige von ihnen in die Klause zu Rust und von dort im Jahre 1450 nach Riegel, wo sodann die Klause sich zu einem Dominikanerinnenkloster entwickelte.

Am 6. Mai 1342 verkaufte Klara die schriberin in der closen zue sant Martin ze Endingen, durch Klaus Stier, Bürger in Endingen, und seine Ehefrau Katharina einen Zins von 2 Pfund Pfenninge Freiburger Münze um 20 Pfund Freiburger Pfenninge an Grede Borvil, Tochter des † Konrad von Kenzingen. Der Zins von 2 Pfund ist zu geben auf Martini jeden Jahres von einem Geseße und einer Hofstatt, genannt des Lösers Hofstatt, gelegen zu Endingen an Jobs Gassen (Hirschen- oder Jakobsgässli; Jobsgasse ist eine Verkürzung von Jakobsgasse, weil die Jakobskapelle, das Gotteshaus des nebenstehenden Spitals, sich dort befand, später befand sich in der Jakobskapelle die Wirtschaft zum Hirschen und später die Lederhandlung, mit Gerberei Oswald Hirtler und heute befindet sich dort das Sportartikelgeschäft Sporttreff) neben Hans dem Lugener.

Im Berain der Zisterzienserinnenabtei Güntherstal von 1344 wird der Güterbesitz der St. Martinsklose (Äcker und Reben) dreimal als Angrenzer genannt. Im Jahre 1446 waren Katharina Tertingin 1 als Meisterin, sowie Anna Zündin 2 und Els Horenbergerin 3 als Schwestern in der oberen Klause zu St. Martin. Ihnen hatte zuvor Peter Gerwer von Riegel 16 Schilling Gülte u. a. von einem Drittel Matten (das sind ca. 12 ar) im Riegeler Bann „in Bubenbein“ (das ist in der südöstlichen Gemarkungsecke Richtung Teningen, hinter Dürrenbühler Hof, der an der Straße Ri. Teningen nach rechts abzweigt, ca. 500 m hinter der Firma ZIKUN, frdl. Mitteilung Dieter Hurst, Ratschreiber der Gemeinde Riegel 22.02.2010) verkauft und verpflichtet sich jetzt, dem [Heiliggeist-] Spital in Freiburg einen im Kaufvertrag irrtümlich nicht erwähnten Vorzins von 16 Pfenning zu entrichten. Die Verpflichtungsurkunde siegelte Graf Konrad von Tübingen und Lichteneck, auf der Burg zu Hecklingen. Alle drei Klosnerinnen stammen offenbar aus Endingen, da ihre Familiennamen hier nachweisbar sind.

Am 21. April 1478 bekennt Heinrich Fleßler, der Junge zu Endingen, daß er von Meisterin und Klausnerinnen zu St. Martin in Endingen als Erbe empfangen hat ein Haus in der Jobsgasse zwischen Hans Schmidt und dem Rechtenbachs Garten gegenüber dem Christenhans, sowie 6 Juchert Acker in vier verschiedenen Gewannen. Dafür soll er 4 Mutt Roggen zinsen. Gehen diese Güter in andere Hände über, so soll er den Klausnerinnen oder ihren Nachkommen 2 Kapaunen zu Ehrschatz geben. Dieses Schwesternhaus war unter der Vorsteherin Mutter Agnes noch in wesentlichem Stand, aber bald hernach ging es rasch abwärts. Vom Jahr 1496 ab waren nur noch eine Meisterin und zwei Schwestern in der Klose. Deswegen hob die Stadt Endingen im Jahr 1508 dieselbe auf und zog ihr Vermögen ein. Wegen der Einkünfte kam es sodann zum Streit zwischen den Dominikanern in Freiburg, welche die Klose als ihnen inkorporiert betrachteten und darum ein Anrecht auf die Erträgnisse erhoben, und der Stadt Endingen, welche das Vermögen übernommen hatte. Am 22. Dezember 1508 schlichtete Abt Lukas zu Marienzell (= St. Märgen) den Streit durch einen Schiedsspruch dahin, daß die Stadt mit dem jährlichen Erträgnis von 40 Mutt Korn (das entspricht 2968 l. nach dem damals am ganzen Kaiserstuhl gültigen Endinger Maltermaß), 10 Saum Wein (das entspricht nach dem Endinger Weinmaß = 1276,9 l.) und 10 Pfund Pfenning eine Frühmeßpfründe stifte und den Rest den Predigern (lat. Ordo fratrum Praedicatorum, Abkürzung: OP. = Dominikaner) zu Freiburg übergebe. Im Jahr 1523 betrug der letzteren Betreffnis 17 Mutt (1261, 4 l. nach dem Endinger Maltermaß) Roggen und 1 Gulden 9½ Kreuzer.

War nun auch Friede zwischen der Stadt Endingen und den Dominikanern zu Freiburg, so prozessierte doch noch Hans Sattler von Endingen für seine Schwester Ursula, die Novizin in der Klose daselbst gewesen war, jetzt gegen die Stadt Endingen und das Dominikanerkloster zu Freiburg wegen ihrer Mitgift in die Klose. Am 8. Juli 1509 entschied obiger Abt im Namen des Bischofs von Konstanz (das Dekanat Endingen, oder auch genannt: Landkapitel gehörte dem Bistum Konstanz, welches vom Jahr 585 bis 1821 bestand an. Das Erzbistum Freiburg wurde erst im Jahre 1827 errichtet) den Streit: Da Ursula frei und wohlbedacht die Klose zu Eichstetten bezogen und damit unter den Schutz der Dominikaner sich gestellt hat, haben die von Endingen keinen Anspruch.

Nachträglich fanden wir noch, daß Barbara Kellerin, die Mutter in der „ober[n] Clouse“ bei St. Martin, und andere ihrer Schwestern der St. Martinskirche 100 Gulden übergaben zu einer Jahrzeit, die im Oktober gehalten werden soll. Jahr und Tag sind nicht angegeben.



Anmerkungen:

1 das Geschlecht Terting hatte in Endingen folgende Vertreter: Albrecht 1308; Haus der Tertingerin bei St. Martinsklosen 1344; Klaus 1344; Hans 1344/1381; Walter † vor 1407; die Tertingin 1418, 1486.

2 Das Geschlecht der Zünd[en] erscheint in Endingen bereits 1302 mit einem Friedrich. 1341 ist in Riegel von einer Zündin die Rede. Aber vor allem war in Kenzingen die spätere Patrizierfamilie beheimatet mit Fritschi Zund 1349/1364. Da diese Kenzinger Familie mit dem benachbarten Zisterzienserinnenkloster Wonnenthal besonders verbunden war (von 1335 bis 1546 lassen sich darin sechs Klosterfrauen und zwei Äbtissinnen aus dieser Familie nachweisen), kommt sie für die Klose in Endingen kaum in Betracht. Die Wonnenthaler Äbtissinnen waren: Susanna II., sie regierte 37 Jahre und † 1435 und Susanna V. † 1571.

3 Vom Geschlecht Hornberg (Hornberger) werden in Endingen genannt: Die Hornbergerin 1344; Hornberg alt und jung 1418; Henni (= Hans) hat einen Lehenhof des Grafen Konrad von Tübingen-Lichteneck 1472/1487; dessen Sohn Otmar 1487/1505; Hans 1570/1608; Theng (=Anton) 1577.

Quelle: hw. Dr. phil. Adolf FUTTERER, Geistl. Rat: Endingen, 1972 p. 95 ff.

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