1430 November 11., wohl Kiechlinsbergen a. K.

Aus Endinger Geschichte

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Im Archiv von Thennenbach hat sich die Stubenordnung der Gemeindestube von Kiechlinsbergen erhalten, diese wurde von Abt Rudolf von Gose, von Thennenbach und Heinrich Küchlin, Bürgermeister von Freiburg, in ihrer Eigenschaft als Ortsherren für das Dorf erlassen. Das Haus steht heute noch, neuerbaut auf den alten Fundamenten von 1430, als Wirtschaft „Zur Stube“. Die Familie Küchlin stammt ursprünglich aus Freiburg, ein Zweig saß aber auf der Küchlinsburg bei Waldkirch.

Wir Rudolff von Gose, abbt des gotzhuses ze Tennibach und Heinrich Küchli burgermeister ze Friburg thunt kunt menglichem (jedermann) mit disem briefe, als wir und die ehrbaren lite (Leute) des dorffes zu Küchlinsbergen durch nuzten und notdurft willen desselben dorffes ein[e] gemeyne stuben in demselben dorff derinne (darin) ze richtende (zu richten, Gerichtsstube), ze zerende (essen, also Wirtschaft) und ander notdirftigen sachen unser selbs[t] und des gemeinen dorffes ze Küchlinsbergen [a]uszetragende, geb[a]uwen hant (haben) umb das denne der allmechtige gotte von himmel und s[e]in[e] wirdige, kunigliche mutter Maria und alle lieben heiligen durch dieselben stuben und die lüte (Leute), so darinne[n] wohnende werdent, ni[ch]t entehret noch erzirnet werdent und das auch dieselben lüte die in demselben h[a]use und stuben wohnende und [ver]ze[h]rende (essen und trinken) werdent, in erberen (ehrbarer), steter wandelung, meisterschaft, ordnung und zuchte gehalten werdent, so sint wir überein[ge]kommen und hant dasselbe h[a]use und stuben gefr[e]yett (gefreit) mit dirre (dieser) nachgeschri[e]ben ordnung und pene (Pein) und wellent auch das dieselben ordnung und pene (Pein) dar[a]uff gesetzet, gehalten werdent in guoten truwen (Vertrauen). Des ersten hant wir geordenet, das dasselbe H[a]use und Stube warten (wirten) sol[l], uns und allen anderen geistlichen und weltlichen liten (Leuten) dessleben dorffs, darnach den geschwor[e]nen und dem gerichte desselben dorffs, darnach einem yeglichen ehrbaren, bescheidenen gesellen der umb die geselleschaft (Gastfreundschaft) bittett, und mit ihnen geselleschaft halten will, und der ihnen zu einem gesellen zu empfahen (empfangen) gevellig (gefällig) ist, und wenne ein schenk (Ausschank, Umtrunk) in dem egenanten dorff zuo liebe (eine freudige Feier) oder ze leide (Trauerfeier) ist, so magent (möge) menglich (jeder) von mannen desselben dorffs in bescheidenheit in demselben h[a]use und stuben zehren, und welcher aber nidemselben (in demselben) h[a]use und stuben, er s[e]ye geselle oder ni[ch]t, einen ungewo[h]nlichen freme (Fluch) tuot, der besseret von yedem freme ane (ohne) gnade, sechs pfennige als dick (Strafe) er das tuot, welcher auch den andern frevenlich heisset liogen (Lügner schimpft), der besseret auch sechs pfennig als dick er das tuot, welcher auch genannten frevel in dem egenannten h[a]use oder stube begienge, der den herren bußwirdig ware (wär), der besseret den stubengesellen auch einen schilling pfennige ane (ohne) gnade, welcher auch in dem egenannten h[a]use und stuben uszit ( die Hand zum Schlag aufzieht) zerbrichet es sient (zerbrochen es sind): gläser, köpfe (Becher), krüge oder ander[es] geschirre, der soll es bezahlen. Were es auch das sich yemand in solicher unbescheidenheit hielte, das er den gesellen mit fire (feiern ) gefüglich were, so mögent ihm die gesellen urlaub geben (sie sollen ihn rausschmeißen) und soll auch er deme darnach ni[ch]t fire [a]uff die stuben gän (geben) untz daz er fire mit den herren uberkompt, das so ihme erlaubent widerumb mit ihnen geselleschafft ze haltende. Und also wellent auch wir der obgenannte abbt und Heinrich Küchli und ist auch gentzlich unser meynung das diese vorgeschri[e]ben[en] Dinge alle und jegliches besunder veste (fest) war und stete gehalten und volleführt und dawi[e]der nyemer (niemals mehr) getan werden solle, weder mit worten noch mit werken, heimlich noch offentlich indehain (auf keinem) wege. Und des alles zuo [einer] waren urkunde, so hant (haben) wir unsere ingesigele gehenket an di[e]sen briefe der geben ist [a]vff sant Martinstage, in dem jahre da man za[h]lte nach Christy geburte viertzehenhundert und dr[e]issig jahre.


Quellen: GLA, Karlsruhe 24/38. Aus dem Thennenbacher Archive. Stefan Schmidt: 850 Jahre Kloster Thennenbach – Festschrift zum Gründungsjubiläum 2008 S. 44 f.; Stefan Schmidt: Die Stubenordnung zu Kiechlinsbergen, Vortrag beim Alemannischen Institut, am 28.10.2007, an der Universität Freiburg.

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