1424 - Die Mühlberger Richtung - wegen d. Spänne zwischen Mkgf. Bernhard v. Baden u. d. Stadt Endingen w. d. Schafgiessens

Aus Endinger Geschichte

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Der Friedensvertrag zwischen Markgraf Bernhard I. von Baden und dem oberrheinischen Städtebund, den Städten: Freiburg im Breisgau, Breisach am Rhein, und Endingen am Kaiserstuhl.

Das Vorspiel: Am 20. September 1379 starb Hesso von Üsenberg. Er hinterließ die beiden Töchter Anna und Agathe. Markgraf Hesso von Hachberg, ein Neffe des verstorbenen Üsenbergers, wurde deren Vormund. Seine Mutter Anna war ebenfalls eine Üsenbergerin gewesen. Es steht zu vermuten, daß dieser Hesso von Hachberg samt seinem ledigen Bruder Otto I. nicht nur als Pfleger des üsenbergischen Erbes auftraten, sondern aufgrund ihrer Verwandtschaft mit dem Verstorbenen auch eigene Rechtsansprüche erhoben. Von den vier Reichsdörfern: Achkarren, Rimsingen, Hochstetten und Leiselheim, war Achkarren vermutlich das erste, welches im Namen des Erben von Markgraf Hesso verkauft wurde. Zu einem nicht bekannten Zeitpunkt, aber jedenfalls vor dem 1. April 1409 kam der Edelknecht Kunemann von Bolsenheim, ein Breisacher Bürger in den Besitz von Achkarren. Leiselheim war von den Markgrafen Hesso und Otto unmittelbar an Kunemann von Bolsenheim als Pfand vergeben worden, vermutlich zeitgleich mit dem Erwerb von Achkarren. Dies geschah vor dem denkwürdigen 9. Juli 1386, wo die Blüte der alemannischen Ritterschaft auf der Wahstatt zu Sempach zurückblieb. In jener Schlacht viel auch Markgraf Otto I. von Hochberg, er lag im Kloster Thennenbach begraben und ruht nun im Freiburger Münster in der Fürstengruft. Sein Bruder Markgraf Hesso entkam als einer der wenigen der Schlacht, seine Nachfahren waren später Großherzöge von Baden. Kunemann von Bolsenheim war Markgraf Otto „mannschaftsweise verbunden“, also ein zu Treue und Gehorsam verpflichteter Lehensmann. Andererseits war er aber auch Bürger von Breisach, diese schwierige Konstellation führte zwangsläufig zu Interessenskonflikten. Ein Breisacher Bürger hatte von seinem Lehensherrn ein Dorf als Besitz erhalten, auf das die Stadt Breisach alte Ansprüche erheben konnte. Als 1410 Hesso von Hachberg starb, hinterließ er seinem Sohn Otto II., dem letzten Markgrafen von Hachberg, eine drückende Schuldenlast. Dies veranlasste Otto dazu, eine Veräußerung seiner gesamten Herrschaft ins Auge zu fassen, dies geschah schließlich am 25. Juli 1415, wofür er von seinem Vetter Markgraf Bernhart I. von Baden 80000 fl.[orin] (Gulden rheinisch) erhält. Nach dem badischen Hausvertrag, geschlossen 1380 zu Heidelberg sollten sämtliche badische Lande ein unveräußerliches Familiengut bleiben und nie in mehr als zwei Teile geteilt werden, so kam der Markgraf Bernhart I. von Baden zur Herrschaft Hochberg. Otto, der letzte Hachberger verstarb hingegen kinderlos im Jahre 1418. Markgraf Berhart versuchte nun mit der Stadt Breisach wegen Achkarren und der anderen Reichsdörfer klare Besitzverhältnisse zu seinen Gunsten zu schaffen. Zuerst gütlich versuchte er die Pfandschaft der Dörfer Achkarren und Leiselheim von Kunemann von Bolsenheim zurückzuerhalten, doch dessen Weigerung führte zum Streit. Ein Konflikt zwischen Markgraf Bernhart und den Breisgaustädten Freiburg, Breisach und Endingen ist spätestens seit 1421 verstärkt zu beobachten. Der Wille des Markgrafen sein neuerworbenes Herrschaftsgebiet wirtschaftlich und politisch straff zu organisieren, besonders aber seine eigenwillige Zollpolitik, die Einrichtung von Wochen- und Jahrmärkten, und der damit verbundenen Verleihung des Marktrechts für die markgräflichen Orte Eichstetten und Emmendingen, für die der Markgraf als kaiserlicher Landvogt im Breisgau 1418 das königliche Privileg Sigismunds I. erlangte, dürfte den umliegenden Städten Freiburg, Breisach, Kenzingen aber vor allem Endingen nicht wenig missfallen haben, sowie territoriale und rechtliche Anmaßungen von Bernhart I. brachten dieses Bündnis der Städte gegen den Markgrafen zustande. Mit Endingen hat er in dieser Zeit ausserdem jenen Strauß gefochten: Im Jahre 1422 ließ Markgraf Bernhard I. von Baden durch ein Mannengericht zu Ettenheim den Bürgern von Endingen Schaffgießen ab- und sich selbst zusprechen. Nachdem am 13. April 1418 des Markgrafen Dienstmann Heinrich von Röder die Wasserfeste Schafgießen als Lehen des Königs Sigismund I. von Luxemburg, durch die Hand des Markgrafen Benhart I. von Baden und Hachberg erhalten hatte. Die Endinger warben bei den anderen Breisgaustädten um Bundesgenossen, und nach einigem Verhandeln schloßen sich diese mit Basel und einigen Städten des Elsaß im Jahre 1422 zu einem Bund auf fünf Jahre zusammen - geboren war der oberrheinische Städtebund - die Endinger waren hartnäckig, wenn´s um ihr Recht ging und wehrhaft, sie wählten einen Ausschuß von sieben Abgeordneten zur Leitung der gemeinsamen Angelegenheiten und bestimmten Breisach als Tagungsort. Ferner schlossen sich den Städten an: Pfalzgraf Ludwig bei Rhein, Reichsvogt im Elsaß; Herzogin Katharina von Burgund; Graf Hermann von Sulz und andere mehr. Auch scheint sich der Markgraf selbst bald darauf gewaltsam in den Besitz des Schlosses gesetzt zu haben. So kam's wie's kommen mußte, 1422 verbündete sich Freiburg, Breisach, Endingen, Kenzingen und Neunburg am Rh. mit Basel und einigen elsäßischen und schwäbischen Städten, zu diesem Bündnis stießen auch verschiedene ehemals hachbergische ritterliche Vasallen, die sich von Bernhart in ihren Rechten geschmälert sahen. Nach einigen erfloglosen Vermittlungsversuchen, unter anderem durch König Sigismund I. und Erzbischof Konrad von Mainz brach im Jahr 1424 der sogenannte „oberrheinische Städtekrieg“ aus. Emmendingen ließ der Markgraf mit Mauern, wie eine Stadt umgeben, was den Städten sicher ein Dorn im Auge war, und durch den wirtschaftlichen Aufschwung wurde der Ort auch zum Handelsrivalen. Im Juni, genauer am Pfingstmontag des Jahres brannten Bernharts Gegner, genauer: (Freiburger und Basler Truppen), nachdem sie es überfallen, eingenommen und geplündert hatten Emmendingen nieder – es wurde also gebrandschatzt, und Eichstetten, Bahlingen, Ihringen, Malterdingen wurden von Truppen des Städtebundes eingenommen. Der Hauptverbündete des Markgrafen, der Fürst von Orange, Ludwig von Chalons-Arlay, der mit 6000 englischen Bogenschützen dem Markgrafen zu Hilfe eilen wollte und wohl auch sollte, kam nur bis in den Sundgau, also dem Oberelsaß. So ist's schlecht für den Markgrafen ausgegangen. Glücklicherweise dauerte dieser Krieg nur etwa einen Monat, so daß umfangreichere Zerstörungen unserer Heimat diesmal ausblieben, wir wissen aber daß Achkarren von Markgräflern aus der Burg Höhingen überfallen und zerstört wurde. Nach zehntägiger Belagerung der markgräflichen Residenz Mühlburg, bei dem erst später erbauten Karlsruhe durch die Truppen der breisgauischen städte und ihrer Verbündeten endeten die Kampfhandlungen, Rastatt und einige Orte der Umgebung wurden verbrannt, ohne das es zu einer Kapitulation der Tiefburg gekommen war. Bernhart wurde aber so in die Enge getrieben, daß er kapitulierte und den unten stehenden Friedensvertrag annahm, welcher sehr zu seinen ungunsten ausfiel.


Von gottes gnaden wir Dietrich der heiligen kirchen zu Cölne Erzbischoff, des heiligen römischen r[e]iches in Italien Ertzcanzler, Hertzog von Westvuolen und zu Engern, Johanns Bischoff zu Wirtzburg und Albrecht von Hohenloch, bekennent und tund kunt offenbar mit disem briefe (Urkunde), allen den die i[h]n sehent oder hörent lesen, das wir zwüschent dem hochgebornen fürsten herrn Bernhart Mar[k]grafen zu Baden an einem, und den stetten (Städten) in dem Brisgöwe (Breisgau) mit namen Fryburg, Brysach und Endingen an dem andern teile, von solicher spenne und zweyunge wegen so zwüschen i[h]ne[n] gewesen sint, mit i[h]rem wissen und willen von beyden syten (Seiten) berett (beredet) und betegedingt (bedingt) habent, in der masse (dermaßen) als hie[r]nach geschri[e]ben stat (steht).

Zum ersten sol[l] der vorgenan[n]te Mar[k]grafe Bernhart den vorgenan[n]ten stetten (Städten) Fryburg, Brysach und Endingen i[h]re dörffer, lüte (Leute) und güter, zinse, gülte[n] und anders, das er oder s[e]in[e] amptlüte (Amtsleute) i[h]ne[n] und den i[h]ren genom[m]en und zu s[e]inen handen gebracht hat, unverzogenlich wi[e]dergeben und wider zu i[h]ren handen [über]antwurtten und den uffhab [um]ke[h]ren, und hette er yemant darzu gedrungen i[h]m zu sweren (schwören) b[e]y i[h]m und s[e]inen erben zu verbl[e]iben und sich ni[ch]t von i[h]m zu ziehen (loszusagen), die sol[l] er ouch alle derselben i[h]rer g[e]lübde und eyde ledig [und los]sagen. Und ob ettlich[e] briefe (Urkunden) darumb über sich geben hettent, dieselben briefe sol[l] er ouch alle her[a]us und wider geben. Also das er die [Um]ke[h]runge[n] gentzlich tun sol[l] nach [A]ussw[e]issunge[n] der zeichnüsse (Zeugnisse), die vor z[e]iten zu Straßburg begriffen worden ist, und [a]uf dem [Reichs]tage zu Worms vor unser[e]m herren von Trier und unser[e]s herren von Mentz (Mainz) räten erl[ä]utert sint. Und were es das sich ettliche der vorgenan[n]ten stette (Städte) oder der i[h]ren in solicher (solcher) [Um]ke[h]runge zu tunde (zu tun), zu hoche (hoch) und hart begriffen wöl[l]ten, als denne (denen) den vorgenan[n]ten Mar[k]grafen Bernhart bedüncken wurde, das i[h]m zu s[ch]were und ni[ch]t gl[e]ich wer, so sol[l] die statt (Stadt) oder die i[h]ren die das antrifft, [a]uff disen nachgeschri[e]ben[en] mit namen, herrn Cunrat (Konrad) Erztbischoff zu Mentz (Mainz), herrn Raban Bischoff zu Spire (Speyer), Graff Hanssen (Hans) von Lupfen, S[ch]wartz Reinhart von Sickingen, Hanns Cunrat von Bodman[n] ritter, Caspar von Clingenberg, Hannsen von Ven[n]ingen den alten (vermutlich nicht er, sondern sein Sohn Hans, verstorben 1478 war Bischof von Basel und Gründer der dortigen Universität, die von Venningen stammen von der Burg Neidenstein im Schwartzbachtal, Rhein-Neckar Kreis), oder Reinharten (Reinhart) von Sickingen vogt zu Brethein (Stadt Bretten), einen welichen sü (sie) wellent (wollen) zu einem gemeinen ne[h]men. Und wie denne (dann) derselbe gemeine mit einem gl[e]ichen zusatz von beyden partyen (Parteien) oder das me[h]rteil under denselben darumb erkennen und [a]uffsprechen werdent, daby (dabei) sol[l] es verbl[e]iben und ouch von beyden partyen gehalten werden, o[h]ne alle geverde (Gefährdung). Und were [es], das derselbe der also zu gemeinem genom[m]en wirdet (wird), des Ma[k]graven manne oder i[h]m sust (sonst) verbundlich (verbunden) wer[e], des sol[l] er i[h]ne[n] [a]uff die zite (Zeit) und zu dem rechten ledig sagen. Und als i[h]n der vorgenan[n]ten zeichnusse (Zeugnisse) ouch ettliche stucke begriffen sint, die vor einem gemeinen und zusatz [a]ussgetragen werden sollent, die sollent ouch von den vorgeschriben[en] gemeinen einem, und einem gl[e]ichen zusatz von beyden s[e]iten nach dem als vorgeschriben stat (steht), zu ende und [a]ufftrage kom[m]en, und der gemein[e] sol[l] ouch von der vorgenan[n]ten sache und stuck (Stücke) aller wegen den vorgenan[n]ten partyen allezite (allzeit) [Gerichts]tage setzen, und bescheiden in yeglich derselben stette (Städte) die oder die i[h]ren dann die sache ange[h]t, o[h]ne geverde (Gefährdung). Ouch sollent beyde partyen den gemeinen zu einer yeglichen zite (Zeit) bitten, sich der sachen anzenemen (anzunehmen) und den [a]ufftrag und ende zu geben, und sollent auch in allen rechten, achte (Ächtung) und banne (Bannspruch) hindan (hinten an) gesetzet s[e]in, und in dem rechten (richten) ni[ch]t fürgezogen (vorgezogen) werden, und der gemein[e] und zusatz sollent dem rechten und sachen allen hie[r] zwüschen und wyhenachten nechst kompt (der kommenden Weihnacht), ende und [a]ufftrage geben ungevarlich.

Item (des weiteren) von des gezoges (Zeugnis) wegen, der sol[l] von beyden teylen gehalten werden, nach der richtungsbriefe w[e]isung, so vorz[e]itten zwüschent Graff Egen (Egon) von Fryburg und den stetten (Städten) in dem Brisgöwe (Breisgau) geschehen ist, und hat ouch deweder (jeder) teile yemant in eyde (Eid) genom[m]en, die gezoge (Zeugnisse) irrent, die eyde sollent abe[r] s[e]in, denne der gezoge sol[l] o[h]ne abezug und beschwerunge bl[e]iben, und sol[l] di[e]s von den stetten gehalten werden gegen dem obgenan[n]ten Mar[k]grafen Bernhart und s[e]inen erben und gegen allen den da die richtungsbriefe (Gerichtsurteile) bindent, desgl[e]ichen sollent ouch der obgenan[n]te Mar[k]graf Bernhart, und alle die, die die richtungsbriefe bindent, der er mechtig ist, gegen den stetten (Städten) ouch halten. Doch sollent die stette (Städte) dem vorgenan[n]ten Mar[k]grafen Bernhart einer besatzung gönnen, syt (seit) dem tage er zu der her[r]schafft Hochberg und Üsenberg kom[m]en ist, und ouch hinnanhin (weiterhin) als das herkom[m]en ist, und hinnanhin ouch den die die richtungsbriefe bindent der er mechtig ist, und wanne (wenn) der vorgenan[n]te Mar[k]grafe Bernhart oder die so die richtungsbriefe bindent, der er mechtig ist, yemant besetzen wollent, das sol[l] geschehen in ja[h]resfrist mit drin (dreien) mutermagen (Monaten ?) den nechsten, vor yeglicher statte retten (vor jedem Städterat) dahin der gezogen wer. Wol[l]te ouch der stette deheine (keine der Städte) oder die i[h]ren, dem vorgenan[n]ten Mar[k]graf Bernhart oder den so die richtungsbriefe (Gerichtsurteile) bindent der er mechtig ist yemant abesetzen (absetzen), darumb sollent sy nachvolgen an die ende, nach dem und des landes recht und gewo[h]nheit ist. Were aber, das d[e]heiner (keiner) von den stetten (Städten) oder der i[h]ren d[e]heinen (keinen) frevel beginge, in des obgenan[n]ten Mar[k]grafen gerichten also, das er einen in denselben gerichten wo[h]nhaft frevelich sluge (frevlich schlägt), mit füsten (Fäusten) oder bengeln, oder ein messer, spiesse oder stein zuckte, oder zur erden wurffe, der sol[l] dem obgenan[n]ten Mar[k]grafen bessern drü (drei) pfunt stebler und einen helbling, schlecht (schlägt) er i[h]m aber ein[e] meisselwunde oder ein gelit (Glied) la[h]me oder entzwey, so sol[l] er bessern fünff pfunt stebler und einen helbling dem vorgenan[n]ten Mar[k]grafen, und sol[l] dem so der schade[n] geschehen ist, s[e]inen schaden ablegen nach z[e]itlichen dingen. Tut aber deheiner (keiner) von den stetten (Städten) oder der i[h]ren einer einen totschlage in des obgenan[n]ten Mar[k]grafen gericht, wirt der [a]uff der getät (wegen der Tat) in demselben gerichtet begriffen (angeklagt), mag man richten nach der schulde, und mögent s[e]in[e] fründe (Freunde) s[e]in gut lösen mit zehen pfunt steblern und einem helbling, und sol[l] denne s[e]in gut alles ledig s[e]in, desshalben kom[m]pt er aber mit dem libe (Leib – Leben) davon, mag man i[h]n echten (ächten) in demselben gerichte, und sol[l] s[e]in gut ouch lösen für zehen pfunt stebler und einen helbling, als vorste[h]t. Wer[e] [es] aber, das ein solicher, der einen in vorgeschri[e]b[e]ner masse [ver]wundete oder erschluge, ein notwe[h]re erzögete mit zweyen oder me[hreren] erberen (ehrbaren) personen, also das er s[e]inen libe (Leib) notwerende (in Notwehr) wer, und es jener an i[h]ne brechte, der sol[l] des geniessen und solicher besserunge ledig s[e]in. Begienge oder tete (täte) aber i[h]r (gemeint ist wohl: ihm) deheiner (keiner) deheinen (keine) grossen übeltät (schwere Tat), die i[h]m an l[e]ibe oder gelide gienge, als diepsta[h]l, morderye (Mord), ketzerige (Ketzerei), verretereye (Verrat), oder soliche übeltät, den gl[e]ich mag man davon richten als recht ist, ungeva[h]rlich. So danne von der stette (Städte) lüte (Leute) und güter wegen, die sol[l] man an deheinen (keinen) enden in des obgenan[n]ten Mar[k]grafen gerichten verhefften, verbietten, bekom[m]en, noch darüber richten, [a]ussgenom[m]en totschlege, frevel und übeltäte als vorgeschri[e]ben stat (steht), dan[n] het deheiner (keiner) des obgenan[n]ten Mar[k]grafen deheinerleye (keinerlei) ansprache an der vorgenan[n]ten stette (Städte) burgere (Bürger) oder die i[h]ren von güter wegen die eins werent in den stetten (Städten) oder der i[h]ren, und die sy (sie) inne und her[ge]bracht hettent, so sol[l] der [a]usser dem nachvolgen für rate oder gerichte, als das danne der statte (Städte) recht und gewo[h]nheit ist, da denne der hingehöret, oder da der gesessen ist den man anspricht, und sol[l] ouch dem [a]usser[e]n von den inner[e]n ein unverzogen recht geschehen nach derselben stette (Städte) recht und gewo[h]nheit, o[h]ne geverd[ung]. Funde (findet) sich aber alda, daz die güter lehen werent (wären) oder dinghöfig (einem Dinghof zugehörig), daz sol[l] man w[e]isen an die ende dahin es danne gehöret. Hat ouch der [a]ussern deheiner (keiner) an der inner[e]n einen, oder die i[h]ren umb (wegen) schulde ützit (versessener Schulden) anzesprechende, da sol[l] ouch der [a]usser demselben nachvolgen als [zu]vor[geschrieben]ste[h]t, und sol[l] i[h]m ouch ein unverzogen recht gelangen als vorste[h]t, di[e]s sol[l] ouch gl[e]icherw[e]ise gehalten werden von allen den so die richtungsbriefe (Gerichtsurteile) bindent. Wer[e] es aber, das der stette (Städte) burger einer oder me[h]re[re] oder die i[h]ren deheinerley (keinerlei) ansprach hetten an deheinen (keinen) der [a]ussern von güter wegen, die er inne und herbracht hette, und die des [a]ussern werent, da sol[l] derselbe dem [a]ussern nachvolgen, da dann der [a]usser gesessen ist, oder da die güter gelegen sint, und sol[l] auch demselben ein unverzogen recht geschehen, nach desselben gerichtes recht und gewo[h]nheit, o[h]ne geverde (Gefährdung). Wer[e] es aber, das entweder teile deheinerley (keinerlei) ansprache hettent, oder gewunnent von erbes wegen, das sol[l] berechtiget werden an den enden und stetten, da danne das erbe gevallen ist. Item um hürige (hörige) zinse und zehenden zu pfenden, sol[l] man vordern an einen yeglichen amptman[n] daselbs[t], es sye (sei) vogt, schultheis[s] oder weibel in demselben dorffe, und wurdent die pfande ni[ch]t gegeben, die man getri[e]ben, gefü[h]ren oder tragen möge ob die da sint, so mag man spenden als das herkom[m]en ist, o[h]ne geverde. Ouch mögent die [a]usser den stetten (Städten) yeglich[e]s ja[h]res einen monat in der grune (Grünzeit) und einen monat in dem herbste, weliche z[e]ite i[h]ne[n] das gefüglich ist, wandeln und bl[e]iben tages und nachts in s[e]in selbs[t] koste[n], mit w[e]ibe und mit kinden und s[e]inem gesinde in welichem dorffe oder gebiete sy (sie) des notdurf[t] sint, das i[h]r daslebs[t] [e]inzubringen o[h]ne geverde (Gefahr), als das [altes] herkom[m]en ist, mögent dann darzu die [a]us den stetten (Städten) und die i[h]ren sust (sonst) in dem ja[h]re zu i[h]ren gütern wandeln und die buwen (bebauen) als [altes] herkom[m]en ist, doch das sy (sie) dieselbe z[e]ite an failen wirten li[e]gen, ob sy (sie) anders über nacht [a]uffbli[e]ben wöllent, ungevarlich. Item (desweiteren) die [A]ussburger sollent gantz abes[e]in (frei sein), die in des Mar[k]grafen vorgenan[n]ten gerichten und her[r]schaft, Hochberg und Üsenberg sitzent, und die stette (Städte) sollent sich der, in dem nechsten vierteil (viertel) ja[h]res nach datum di[e]s[es] brief[e]s, gentzlichen [a]ussern, und sy (sie) sollent ouch dem vorgenan[n]ten Mar[k]grafen oder s[e]inen nachkom[m]en deheinen (keinen) der i[h]ren hinfür (in Zukunft) ni[ch]t me[hr] zu [A]ussburger empfahen (empfangen – aufnehmen), wa sy joch (wenn sie jedoch) in den vorgenan[n]ten her[r]schaften sitzent, desgl[e]ichen allen den so die richtungsbriefe bindent, der er mechtig ist, sol[l] es gehalten werden in den gerichten, die sy (sie) yetzunt (jetztund) inn[e]hant. Wer[e] ouch, das closter, geistlich[e] lüte (Leute) und edellüte (Edelleute) y[e]tzunt (jetztund) [A]ussburger in den vorgenan[n]ten stetten (Städten) werent, oder hernach wurdent darumb sol[l] sich der Mar[k]graf ni[ch]t anne[h]men noch i[h]ne[n] des understen zu werden. Ouch sollent die nüwen (Neubürger in den Städten) zölle die der Mar[k]grafe obgena[n]t im Brisgöwe gesetzet und genom[m]en hat, syt (seit) der zyte (Zeit) er zu der her[r]schaft Hochberg [ge]kom[m]en ist, gentzlich und zu male absin (abgesetzt - beendet sein), und sy (sie) sollent ouch furbas (weiterhin – in Zukunft) ni[ch]t me[hr] genom[m]en werden. Item (Desweiteren) von der ban[n]warten wegen zu setzen im winckelfelde (Gewann in der Gemeinde Ihringen a. K., grenzt an das Gewann: „Wincklerberg“), das man nemet (nennt) das Br[e]isacher felde, das sol[l] man halten als das von alter herkom[m]en ist o[h]ne alle geverde (Gefahr - Hinterlist). Ouch sol[l] der Mar[k]grafe obgenan[n]t die vorgenan[n]ten stette (Städte) und die i[h]ren by (bei) den steingruben (Steinbrüche) lassen verbl[e]iben, als sy (sie) die [alt]her[ge]bracht und genossen hant (haben), und er sol[l] sy (sie) der fürbas (weiterhin) ni[ch]t entwe[h]ren noch i[h]ne[n] die ne[h]men. Der vorgenan[n]t[e] Mar[k]graf und s[e]ine erben, die dann zu zitten (Zeiten) die her[r]schaft zu Hochberg und zu Üsenberg besitzen und in[ne]haben werdent, sollent ouch die burger und [E]inwo[h]ner der vorgenan[n]ten stette (Städte), Friburg, Brisach und Endingen, und ouch dieselben stette (Städte) by (bei) allen und yeglichen i[h]ren fr[e]yheiten, rechten, gewo[h]nheiten und herkom[m]en, so sy (sie) von römischen keysern und küngen (Königen) gefryet (gefreit) und begnadet sint, und i[h]r[e] altvorder[e]n vor ja[h]ren und sy (sie) [alt]her[ge]bracht und genossen hant (haben), geruwlich (geruhlich) lassen verbl[e]iben o[h]ne [E]intrage und hindernisse, o[h]ne geverde (Hinterlist). Ouch als der vorgena[n]te Mar[k]grafe Bernhart, Cunemann (Kuno) von Bolsenheim, s[e]inen manne zu der her[r]schaft Hochberg und Üsenberg gehörende, für s[e]ine manne, die zu s[e]iner Mar[k]grafschaft von Baden gehörend, geheischen (zurück gefordert hat), i[h]m [Gerichts]tage gen (in) Baden (Baden-Baden) gesetzt und i[h]me s[e]ine lehen vor denselben s[e]inen mannen anbehept (an sich gezogen hat) hat, haben wir betingt (bedingt - ausbedungen), das er demselben Cunmann soliche anbehept (an sich gezogene) lehen wi[e]der [ver]l[e]ihen sol[l] in der nechsten ja[h]res friste, so er daz an i[h]n vordert und die briefe (Lehensurkunden), die er darüber ervolget (ausgestellt) und erlanget het, sollent ouch demselben Cun[e]mann (Kuno von Bolsenheim) keinen schaden bringen. Und wer[e] es, das der vorgenan[n]te Mar[k]graf Bernhart oder s[e]ine erben, die Hochberg oder Üsenberg, besitzen und innhaben werdent, deheinen (keinen) manne zu derselben her[r]schaft Hochberg und Üsenberg gehörig fürbaz (in Zukunft) fürheischen (fordern) und betedingen (Bedingungen stellen) wol[l]ten, die sollent sy (sie) zu einer yeglichen zyte (Zeit) für ander i[h]r[er] manne[n] zu der vorgenan[n]ten her[r]schaft Hochberg und Üsenberg gehörig heischen und vordern, und i[h]ne[n] ouch [Gerichts]tage in dieselbe her[r]schaft bescheiden und setzen, und ni[ch]t gen (nach) Baden[-Baden], oder in ander[en] s[ch]losse und stette (Städte) zu der Mar[k]grafeschaft von Baden gehörig. Ouch sol[l] der vorgenan[n]t[e] Mar[k]grafe und s[e]ine erben, die vorgenan[n]ten stette (Städte) an den dorffern, Rümsingen (Rimsingen bei Breisach), Hochstatt (Hochstetten bei Breisach), Achtkarren (im Kaiserstuhl) und Lussenheim (Leiselheim am Kaiserstuhl), in den ne[c]hsten sechs ja[h]ren nach datum di[e]s[es] brief[e]s (Urkunde), ni[ch]t irren oder [E]intrage tun, und wenne sechs ja[h]re vergangen und [a]uß sint, so sollent der vorgenan[n]te Mar[k]graf und s[e]ine erben, und ouch die vorgenan[n]ten stette (Städte) yetwedersyte (allseits) zu i[h]rem rechten an denselben dörffern sein (sein) o[h]ne alle geverde (Gefahr - Hinterlist). Ouch als die vorgenan[n]ten stette (Städte) Friburg, Brisach und Endingen, yetzund an i[h]rem herabreysen (Feldzug gegen den Markgrafen) [a]uff den vorgenan[n]ten Mar[k]grafen zu ziehen, ettliche desselben Mar[k]grafen [gehörende] dörffer mit namen, Üringen (Ihringen am Kaiserstuhl), Eystett (Eichstetten am Kaiserstuhl), Baldingen (Bahlingen am Kaiserstuhl), und Malterdingen zu i[h]ren handen genommen (die Städte hatten 1424 auf ihrem Feldzug gegen den Markgrafen in seinen Stammlanden, seine Gemeinden hier am Kaiserstuhl besetzt), und die armen lüte (arme Leute = Bauern) derselben dörffer gedrungen hant (haben), i[h]nen zu huld[ig]en und zu sweren (den Huldigungseid zu leisten), fürbas (weiterhin) bei i[h]nen zu verbl[e]iben, haben wir obgenan[n]ten Dietrich Ertzbischoff zu Cölne, Johanns Bischoff zu Wirtzburg, und [Graf ?] Albrecht von Hohenloch (Hohenlohe ?) betedingt (bedingt), das sy (sie) dieselben dörffer dem edel[e]n und wo[h]lgebornen Graff Herman[n] von Sulz [e]ingeben und inantwurten (überantworten) sollent, der sy (sie) ouch innhaben und inbehalten sol[l] (vermutl. alles Kammergut treuhänderisch zu Handen des Reiches genommen und verwaltet), als (so) lange, bis das den vorgenan[n]ten stetten (Städten) und den i[h]ren vollenzogen und vollentan (getan) wirdet, was i[h]ne[n] dann der vorgenan[n]t[e] Mar[k]grafe nach [A]ußw[e]isunge[n] di[e]ses gegenwirtigen (gegenwärtigen) briefes tun so[l], und wenne der gemeinde, der zwüschent dem vorgenan[n]ten Mar[k]grafen und stetten (Städten), von der stucke (Stücke) wegen, darumb sy (sie) ni[ch]t selber eins können werden (um die sie streiten), mit einem gleichen zusatze von beiden syten (Seiten), erkennen und [a]ußsprechen sol[l], dem vorgenan[n]ten Graff Herman[n] von Sultz (Hofrichter, die Grafen von Sultz bereits 1317 als Hofrichter in Rottweil erwähnt, erhielten 1360 das bedeutende Kaiserliche Hofgericht als Erblehen, das sie bis zu ihrem Aussterben innehatten. 1406 ernannte Herzog Friedrich von Österreich Graf Hermann von Sulz zum Landvogt im Breisgau, 1407 sogar in den österreichischen Vorlanden. Die Landgrafschaft Klettgau, aber auch die Herrschaften Rottemberg im Unterelsass und Krenkingen gehörten den Grafen von Sulz, ihre Grabstätte ist in Waldshut-Tiengen.) schreibt, das der Mar[k]grafe vorgenan[n]t in den sachen g[e]nug getan habe (die Bedingungen seitens des Markgrafen erfüllt wurden), so sol[l] er dem Mar[k]grafen die vorgenan[n]ten dörffer wi[e]der [e]ingeben und inantwurten (überantworten), dar[a]uff sollent ouch die vorgenan[n]ten stette (Städte) dieselben dörffer dem vorgenan[n]ten Graff Herman[n] von Sulz yetzund [e]ingeben und inantworten (überantworten), und sollent sy (sie) i[h]r[e] eide und g[e]lübde so sy (sie) i[h]n ges[ch]woren hant (haben), dar[a]uff lidig (ledig – los) sagen. Ouch sol[l] der vorgenan[n]t[e] Graff Herman[n] die nutz (den Nutzen) und felle (die Fälle - Abgaben), die von den egenan[n]ten döffern gevallent (anfallen), die Zeit (Zeit) als er sy (sie) inhaben wirdet (wirdt) by (bei) einander halten und verbl[e]iben lassen, und wenne i[h]m der gemeine schr[e]ibet (schreibt), das der Mar[k]grafe g[e]nug getan hab (hat), und das er i[h]m die dörffer übergeben und inantwurten (überantworten) wirt, so sol[l] er i[h]m dieselben nutz (Einkünfte) ouch damit übergeben. Wer es das des Mar[k]grafen vorgenan[n]t oder s[e]ine schidlüte (Schiedsleute) halb, hie[r] zwüschent und wyhenacht[en] nechst kom[m]pt (zwischen jetzt und der folgenden Weihnacht), ni[ch]t [a]usgesprochen würde und der breste (und es an ihm, dem Markgrafen liegt) an i[h]m wer (wäre), so sollent Graff Herman[n] und die stette (Städte), der nutze (Einkünfte) so davon kom[m]ent geniessen, als [so] lange bitz (bis) daz in vollentan (getan) und vollezogen wirdet, nach dem als hie[r]vor geschri[e]ben stat (steht) o[h]ne alle geverde (Gefährdung - Hinterlist). Der vorgenan[n]t[e] Graff Herman[n] sol[l] ouch bestellen und davor s[e]in, daz in der Zeit (Zeit) als er die vorgenan[n]ten dörffer inne haben wirdet, dem Mar[k]grafen vorgenan[n]t s[e]ine armen lüte (Bauern) zu denselben dörffern gehörig, von den vorgenan[n]ten stetten (Städten) ni[ch]t geve[h]rlich (hinterlistig) entzogen und entweret werdent. Und des (dieses) alles zu [einer] urkunde und zu gezügnisse (zum Zeugnis), so habent wir obgenan[n]ten Dietrich Ertzbischoff zu Cölne, Johanns Bischoff zu Wirtzburg, und Albrecht von Hohenloch (vermutl. Graf Albrecht von Hohenlohe ?), unser ingesigele (Siegel) an di[e]sen briefe (Urkunde) getan hencken (hängen), und wir Bernhart von got[te]s gnaden Mar[k]grafe zu Baden, bekennent ouch und tunt kunt offenbar mit di[e]sem briefe, daz die tedinge (diese Dinge) und beredunge[n] in aller der masse (in dermaßen), als von worte zu worte hie[r]vor geschri[e]ben stat (steht), mit unser[e]m guten willen und wissen gesche[h]en sint, und wir versprechent, geredent und gelobent ouch für uns und unser[e] erben und nachkom[m]en, mit guten trüwen (im Vertrauen) und rechter wa[h]rheit, das alles getrüwlich (getreulich), veste und stete (stets) zu haltende, zu vollenfü[h]rende und zu tunde (tun) o[h]ne alle geverde (Gefahr - Hinterlist). Und hant (haben) des ouch alles zu urkunde und vestem gezügnusse, unser eigen ingesiegel zu der obgenan[n]ten unser herren und fründe, herrn Dietrichs Erztbischoffs zu Cölne, herrn Johanns Bischoffs zu Wirtzburg, und [Graf ?] Albrechts von Hohenloch (Hohenlohe ?) ingesigeln (ihre Siegel) an di[e]sen briefe getan hencken, der [ge]geben ist in dem velde vor Mül[e]nberg, uff dem mentage (Montag) vor san[c]t Ulrichs tage (3. Juli) anno Domini millesimo CCCCO. XX. Quarto.


Quelle: Stefan SCHMIDT: Forschungen zur Geschichte der Stadt Endingen a. K. 2009; Heinrich SCHREIBER: Urkundenbuch der Stadt Freiburg im Breisgau Bd. II, Abt. 2 p. 340 ff.

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