1406 April 20., Burg Rappoltstein - Ritter Smaßmann, Herrn v. Rappoltstein urkundet wegen dem Schafgiessen

Aus Endinger Geschichte

Wechseln zu: Navigation, Suche

Smahsman herre zue Rappolczstein, lantvogt in Obern Elsaß und im Sungkowe (Sundgau), stellt über die Lehensgemeinschaft, in welche ihn sein gueter fruent Wernher von Wißwiler, ritter, aufgenommen hat, den entsprechenden Gegenbrief aus. Außer Smaßmann siegeln Jeratheus von Ratsamhusen und Dietherich von der Witenmu[h]len. Der [ge]geben wart [a]uff zinstag nach dem sonnentage, alse man singet in der heiligen christenheit Quasimodo, acht tage nach oestern.

Original: Bayerisches Staatsarchiv, München K.bl.429/3.

Hier wäre interessant zu wissen, wer dieser Dietrich von der Weitenmühle war, und wo lag diese „weite Mühle“: war er vielleicht der Müller auf unserer Wellinger Schwalbenmühle ? War seine Zustimmung gar notwendig, denn die Koler und die Weisweiler besitzen zu Beginn des 14. Jahrhunderts die Wellinger Mühle gemeinsam und beide Familien sind Ministeriale der Grafen von Freiburg ? Siehe auch (Th. ZOTZ: Weisweil 1995 p. 46)

An dieser Stelle wollen wir uns auch dem Grafen Smaßmann (Maximilian) von Rappoltstein, Landvogt im Elsaß und seinem Geschlechte zuwenden, da er vom 20. April 1406 an rechtmäßiger Inhaber des Lehens Schafgießen war und dies nach dem Aussterben des letzten Wißwilers allein besaß. Es ist schon erstaunlich wie der Rappoltsteiner, so ein mächtiger Graf und Landvogt über das Elsaß, von Ritter Werner von Weisweil redet: sein gueter fruent Wernher von Wißwiler, rittere.

Wer die ersten Vorfahren der Rappoltsteiner waren ist ungewiss, so lesen wir das ein gewisser Vornehmer von Adel, Namens Rappolt im 8. Jh. zuerst dem Dorf Rappoltstein (lat. Rappolti villa - zahlreiche röm. Funde sind vorhanden), heute heißt es Ribeauvillé, und nachher dem obersten Schlosse, welches Rappoltstein (lat. Rappolti petra) den Namen gab. Der Sage nach sollen die Rappoltsteiner, von den Herzögen von Spoleto in Italien abstammen, und sich der Name Rappoltstein von Rock-Spoletin ableiten. Auch ginge die Wappenverleihung auf eine Heldentat Graf Cunos im Jahre 1147 zurück, wonach er im Heiligen Land, im beisein des Kaisers Conrad III. einem riesigen Sarazenen, im Zweikampf den Schädel gespalten hat. Die Grafschaft hat von altersher den Rappoltsteinern gehört. Urkundlich erwähnt: Egelolf, welcher ums Jahr 1178 gelebt hat, Heinrich II. Graf von Rappoltstein stiftete das Augustinerkloster in Rappoltsweiler und verwandelte das Dorf Bergheim in eine Stadt. Graf Hermann errichtete das Schloß in Gemar. Graf Maximin oder auch genannt Schmasmann von Rappoltstein wurde 1399 Mundschenk des Herzog Philipp von Burgund, und 1406 Landvogt in den vorderösterreichischen Landen und im oberen Elsaß. Kaiser Sigismund von Österreich erwählte ihn zum Beschützer des Konzils von Basel (1431-49), er starb 1450. Schmasmann II. machte eine Reise ins Heilige Land 1483, nachdem er Herzog Karl dem Kühnen von Burgund, als Kämmerer gedient hatte. Graf Wilhelm II. stand bei den Kasiern Maximilian I., Karl V. und Ferdinand I. in hohem Ansehen, der erste ernannte ihn zu seinem Hofmeister und Landvogt in Vorder-Österreich, in verschiedenen Schlachten machte er sich einen Namen, auch im Bauernkrieg. Der berühmteste unter den Dynasten war Graf Eberhard, welcher von den Kaisern Matthias und Ferdinand II. mit vielen wichtigen Gesandtschaften betraut wurde. Graf Egelolf III. hing der Reformation an, und wollte diese auch einführen, dazu wird berichtet: Weil die Güter der Herrschaft Rappoltstein größtenteils Lehen von geistlichen Fürsten, insbesondere des Bischofs von Basel waren, so ist der größte Teil der Bevölkerung katholisch. Die Grafen von Rappoltstein würden aber, ungeachtet dessen die Augsburger Konfession (lutherisch oder protestantisch) in ihrer Grafschaft eingeführt haben, wenn ihnen nicht das Recht, in Religionssachen nach ihrem freien Willen zu verfahren (Jus circa Sacra), vom Kaiser abgesprochen worden wäre. Denn Ferdinand I. schrieb unter dem 5. Mai 1562 aus Prag an den Herrn Egelolfen III. von Rappoltstein: Du hast dich in deiner Verantwortung (nämlich wegen versuchter Reformation) auf den Religionsfrieden des Reiches und der Landesfürsten berufen, welcher dich doch nichts angehet, denn du kein Landesfürst, sondern - unser Landesfürstlichen Obrigkeit Hindersaß bist - Denn wiewohl wir Fug und Macht hätten, an Leib und Gut mit dir zu handeln; damit du aber sehest, daß Wir ein christlicher Kaiser seyen, wollen Wir dir auf diesmal soviel zusehen, und dich deiner Eltern treuer Dienste, welche sie den Kaisern geleistet haben, geniesen lassen.

Wie sich in einer Handakte über das ehemalige Zisterzienserinnenkloster Marienau bei Breisach, in der heute noch bestehenden Zisterzienserinnenabtei Lichtenthal bei Baden-Baden gezeigt hat, war auch eine Rappoltsteinerin in der nahen Breisacher Marienau Äbtissin, nämlich: Gräfin Irminhildis von Rappoltstein abbatissa, leider ist es mir noch nicht gelungen diese zeitlich zuzuordnen. Sr. Mafalda O.Cist.: Handakte, 1974: Marienau Sanctus Ordinis Cisterciensis, bei Breisach 1150 - 1525 (Stefan SCHMIDT, Wyhl a. K.: Eine neue Geschichte der Zisterzienserinnen-Abtei Marienau bei Breisach, 2005 p. 6 f.)

Im Freiburger Münster „Unsrer Lieben Frau“ hat sich im Hochchor (Presbiterium) ein wunderbares mittelalterliches Glasfenster erhalten, gestiftet von den Rappoltsteinern, aus dem Jahre 1512, es zeigt die hll. Bruno, Margarethe, Wilhelm und Maximin, darunter 4 Wappen von Rappoltsteinern mit passendem Vornamen zu den Heiligen. Das Fenster liegt neben dem Fenster von Kaiser Karls V. gestiftet von den Herren von Rappoltstein, welche dem höheren Adel im Elsaß zugerechnet wurden (die Pfauenfedern als Helmzier belegen es) angehörten. Die Markgrafen von Hachberg haben seit alter Zeit ihre Söhne nach Rappoltstein, als Knappen gegeben in die ritterliche Ausbildung, und umgekehrt, freundliche Mittteilung von Ludwig Köllhofer, Emmendingen. Der Jüngste, Wilhelm (verstorben 1547), war Großhofmeister des Kaisers, wie dieser, Ritter des Goldenen Vlieses, Oberhauptmann und Statthalter im Elsaß, Sundgau und dem Breisgau. Sein Wappen in der dritten Bahn v. l., wird von der Ordenskette umgeben. In der ersten Bahn v. l.: Bruno (verstorben 1101) war Abt, Stifter des Karthäuserordens (Grand Cartuse bei Parma) und ist in der Kutte der Karthäuser mit Abtsstab und Buch abgebildet. Unter ihm das Wappen des Grafen Bruno von Rappoltstein, Herr zu Hohenack und Geroldseck mit dem Emblem der Jakobsbruderschaft (Muschel mit gekreuzten Pilgerstäben) welches ihn als Santjago de Compostella - Wallfahrer ausweist, zu sehen. In der zweiten Bahn v. l.: die Heilige Margaretha von Antiochien, sie wurde im 4. Jh. zur Zeit der Christenverfolgung ermordet. Sie trägt ein rotes Gewand mit Mantel, auf ihrem Kopf die Märthyrerkrone und hält den Kreuzstab, mit dem sie den Drachen, den sie am Gürtel hält, der Legende nach vertrieben haben soll. Unter ihr befindet sich das Wappen der Gräfin Margarethe zu Rappoltstein, eine geborene Gräfin von Zweibrücken. In der dritten Bahn v. l.: Wilhelm von Maleval (verstorben 1157) hatte sich nach der Legende für seine neunjährige Pilgerreise ins Heilige Land zur Buße die Rüstung auf den Leib schmieden lassen, worüber er ein Bußgewand trug. Auf dem Fenster steht er als Ritter in stahlblauer Rüstung, neben ihm das Wappen mit den franz. Bourbonenlilien und dem Halbmond, als Zeichen seiner Fahrt in den Orient. Unter ihm das Wappen des Grafen Wilhelm zu Rappoltstein, Landvogt im Elsaß mit der Ordenskette des Goldenen Vlieses. Und in der vierten Bahn v. l.: Maximin (Maximilian) (verstorben 346) war Bischof von Trier. Er ist mit bischöflichem Ornat, Bischofsstab und Mitra dargestellt. Unter ihm befindet sich das Wappen des Herrn Sinasi (Smaßmann oder Maximilian) von Rappoltstein, Herr zu Hohenack und Geroldseck mit den Emblemen der drei Ritterorden, welchen er angehörte: zum Heiligen Grab, Sankt Katharina und Solvator, sowie der Freiburger Rittergesellschaft “zum Leithund”. Unter diesen Fenstern war früher die Meisterinschrift: Anno domini MV und XII uff corp. XPI (Corpus Christi) do wardt disse Venster alle hat gemacht meister Hans von Ropstein (aus seiner Werkstatt stammen auch die Standesscheiben im alten Endinger Rathaus) der glaser. Und als Stifterinschrift: Bruno Herr zu Rapoltstein, zu Hohenack und Gerolzeck, Margred geborene Grefin von Zweibrücken, Wilhelm zu Rapoltstein, Landvogt im Elsaß 1512, Smaßman (Maximilian) zu Rapoltstein, Hohenack und Gerolzeck.

Quelle: Stefan SCHMIDT: Eine neue Geschichte der Endinger Burg Schafgießen, bei Wyhl am Rhein 2009 p. 6f.

Persönliche Werkzeuge