1299 Juni 19., Endingen a. K.

Aus Endinger Geschichte

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1299 Juni 19., Endingen a. K.

Hesso von Üsenberg beurkundet, daß er mit der Äbtissin und dem Konvent des Klosters Wonnental folgendes Tauschgeschäft getätigt hat: Er hat dem Kloster die Hälfte des Hauses und der Kelter gegeben, die zu Endingen neben dem Hof der Klosterfrauen liegen und die dem verstorbenen Künzi Buggenrüte gehörten, ferner Künzis gesamten Grundbesitz und alle Gülte, die man diesem schuldig war, mit Ausnahme der Schulden seines Vetters Rudolf von Üsenberg und des Johannes Klinge von Freiburg. Dafür erhielt Hesse die 3 Anteile des Hauses zu Endingen an dem Markt neben dem Hause Kunzmanns des Schmiedes. Er hat den Klosterfrauen für sich und seine Erben versprochen, ihr und ihrer Nachkommen wer für das Gut zu sein und sie rechtlich an allen Stellen gegen jedermann ohne ihre Unkosten zu vertreten, wo sie es wegen des Gutes benötigen. Er hat den Klosterfrauen den Grundbesitz des Künzi und den Grundbesitz, der ihnen von Künzis Schwester Anna zugefallen ist, für alle Zeiten von allen Abgaben befreit: sie brauchen weder ihm noch seinen Erben von dem Gut etwas zu entrichten. Auch die Gemeinde Endingen darf niemals Abgaben auf den Besitz legen. Sollte ihnen der Besitz Künzis rechtmäßig abgewonnen werden, sofallen die 3 Anteile an dem Endinger Haus an das Kloster zurück. Ferner soll ihnen dann der auf Anna entfallende Anteil der Gülte zufallen, die sein Vetter und Johannes Klinge Anna und Künzi schuldig waren. Hat Hesse den Anteil Annas bereits eingenommen, so muß er ihn den Klosterfrauen herausgeben.

Allen die di[e]sen brief (Urkunde) sehent, oder hoerent lesen, kunde ich Hesse herre von Uesenberg, das ich mit den ereberen (ehrbaren) frowen, der eptischinne (Äbtissin) un[d] dem convente des closters ze Wunendal (Wonnenthal lat.: monasterium: beati virginis Mariae Jucunta vallis = Kloster zur seligen Jungfrau Maria - Wonnental) eines we[c]hsels bin überein [ge]kom[m]en, alse hie[r]nach geschri[e]ben stat (steht). Ich han (habe) i[h]n[en] gegeben das halb[e]teil des huses un[d] der trotten die li[e]gent ze Endingen, nebent derselben frowen hove, das Cuenzins (oder: Kunzmann = Kuno) Buggenrutins seligen (welcher verstorben ist) was, un[d] alles das li[e]gende guot das derselbe Cuenzi hatte lidecliche (ledig, eigen und frei) un[d] alle die gúlte (Gülte), die man i[h]me schuldig was, ane (ohne) die gúlte die m[e]in vetter (Cousin) Ruodolf von Uesenberg un[d] Johannes Clinge von Friburg i[h]me schuldig waren, un[d] hant dieselben frowen mir darumbe gegeben du (den) druteil (dritten Teil) des huses das lit ze Endingen an dem markete (Marktplatz), nebent Cuonzemannes des s[ch]mi[e]des h[a]use[s] un[d] han (habe) ich gelobit vur (für) mich un[d] vur alle m[e]ine erben den vorgenanten frowen ir (ihnen) un[d] aller i[h]r[er] nachkomenden wer ze sinde (wer sie auch seien) des vorgenanten guotes (Gutes) un[d] si[e] ze vurstande (vor sie zu stehen, zu vertreten) an allen den stetten (Stätten), da si[e] es von desselben guotes wegen bedurfen, hinnanhin (in Zukunft) gegen allermenigelichem (Jedermann) ane (ohne) allen i[h]ren schaden. Ich han (habe) ouch denselben frowen un[d] i[h]rem closter das vorgenan[n]te li[e]gende guot alles das desselben Cuenzins was (war) un[d] alles das li[e]gende guot das i[hne]n von desselben Cuenzins s[ch]wester annen (Anna) [ge]worden (jetzt ihnen gehört), ist lidig (ledig) un[d] fr[e]i gelazen iemerme (für immer) aller sture (Steuern) un[d] alles gewerftes (Gewerf = Naturalabgabe, welche die Eigenschaft einer Häusersteuer hat) das si[e] mir, noch m[e]inen erben niemer (keine) sture noch gewerft davon sun (sollen) geben, n[och] suol (soll) ouch du (die) gemeinde ze Endingen niemer (keine) sture, noch gewerft dar[a]uf gelegen (belegen), ane (ohne) alle geverde (Gefährdung), were ouch das in das vorgenan[n]te guot das desselben Cuenzins was wurde abe gewunnen (abgewonnen, abgegolten), so sun (sollen) du (die) vorgenan[n]ten druteil (Dreiteil = 1/3) des vorgenan[n]ten h[a]uses wi[e]der an nsi (sie) [und] an uir (ihr) closter vallen, lidecliche (ledig und frei) un[d] sol[l] i[h]n[en] ouch derselben annen teil der gúlte die die vorgenan[n]ten m[e]in vetter un[d] Johannes Clinge i[h]r un[d] demselben Cuenzin (Kunzmann, Kuno) schuldig waren werden un[d] hette (hätte) ich aber derselben annen (Annas Teil) teil derselben gúlte [e]ingenom[m]en, den sol[l] ich denselben frowen [ver]gelten. Haruber (Darüber) ze (zu) einem vrkúnde un[d] das di[e]s stete (stets) belibe ist dirre (dieser) brief (Urkunde) mit minem Ingesigel (Siegel) besi[e]gelt, hie[r] b[e]i waren di[e]se gezuge (Zeugen): pfaffe (Pfarrer) S ymunt (Siegmund) Hug (von Endingen, da hier die Urkunde ausgestellt ist, wird seine Pfarrei nicht extra beschrieben, es erscheint selbstverständlich), s[e]in bruoder, Berhtolt Hertebein, Ruodolf der Unstête, Heinrich der Ruober, Cruscheli, Wernher in dem Boungarten, Cuonzeman der S[ch]mi[e]t, Cuonrat Morhart, bruoder A[l]bre[c]ht von Endingen (vermutlich ein Zisterzienser Thennenbachs, vielleicht der Schaffner Wonnenthals in Endingen ?) un[d] ander ereber (ehrbare) lúte (Leute) genuoge. Di[e]s[es] beschach (geschah) un[d] wart dirre brief (Urkunde) gegeben ze Endingen, in dem Ja[h]re do man za[h]lte von Gottis gebúrte zwelfhundirt n[e]unzign, n[e]uun, Ja[h]r in dem selben n[e]unden Ja[h]re an dem ne[c]histen fr[e]itage, vor sante Johannes tage ze su negihten (nächsten).

Quelle: Stefan Schmidt: Zur Geschichte der Stadt Endingen a. K. 2000; WILHELM: Corpus der altdeutschen Originalurkunden bis 1300 Uk.Nr. 3392.

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