1299 Februar 23., Riegel a. K.

Aus Endinger Geschichte

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Konrad Großresch von Endingen beurkundet, daß er (siehe: WILHELM: Corpus Bd. 4 S. 403 Z. 20-23) der Lage nach bezeichnetes Acker- und Rebenland, dazu den Hof und seinen jetzigen Wohnsitz in der Stadt Endingen in Totenkinzegen mit allem Zubehör als freies Eigen für 4 Schillinge und 16 Pfund Pfennige Breisgauer an das Heiliggeistspital zu Freiburg i. Br. verkauft hat. Er bestätigt den Erhalt der Kaufsumme und verspricht für sich und seine Erben für das Gut als Eigentum gegen jedermann ohne Unkosten des Spitals wer (haftbar) zu sein. Er hat das Gut dem Spital aufgegeben und für sich und seine Erben als Zinsbesitz (Erbe) gegen einen jährlich zu Martini dem Spital zu entrichtenden Zins von 6 Mutt Weizen zurückerhalten. Bei Handänderung ist ½ Pfund Wachs als Ehrschatz zu geben. Wenn er oder seine Erben den Zins nicht zum vereinbarten Zeitpunkt oder innerhalb der nächsten 8 Tage abliefern, so ist der gesamte Besitz dem Spital frei.

Allen die di[e]sen brief sehent, oder hoerent lesen kúnde ich Cuonrat Grozresch von Endingen, das ich das guot das hie[r] geschri[e]ben stat (steht); das ist ein juchert (1 Jauchert = 8 mannshauet = 34,9 ar (alt) oder ca. 36 ar heute) ackers an dem Wilerwege, un[d] da bi ein zweiteil (1 Zweitel = 2/3 Juchert = 24 ar) ackers un[d] obe [über dem, oder an] dem Muliphade (Endinger Gewann: Mulipfad, Richtung Riegel, zwischen Riest und Gallberg) ein zweiteil ackers, un[d] obe dem Cruzereine (heute in Endingen unbekanntes, früheres Gewann: Kreuzrain) ein zweiteil ackersn. Zue Rehtin (heute in Endingen unbekanntes, früheres Gewann: Rethin) drie mannehowat (1 mannshauet oder mannsmad oder mannswerk = 4,5 ar) Reben, un[d] in Witendal (Gewann: Wittental, zwischen Biehli, Kornberg und Krummacker) ein halb man[n]ewerch reben, un[d] den hof un[d] das gesesse, da jetz[t] ich [dar]inne[n] bin, das li[eg]t ze Endingen in der sta[d]t, in Totenkinzegen, un[d] swas darzuo [ge]hoeret, han (habe ich) verkoufet, den [be]durftigen des spittals des Heiligen geistes ze Friburg, vúr (für) lidig, fries (freies) eigen[tum], mit allem re[c]hte so darzuo [ge]hoeret, umbe vier schillinge un[d] se[c]hzehen phunt phenninge (1 Pfund Pfennig = 240 Pfennig) brisger (Breisgauer Währung = Freiburger Rappen) un[d] bin ich der ganzeliche (der Gänze) von i[hne]n gewert (vergegenwärtigt) un[d] han (habe) ouch gelobit vúr (gelobt für) mich un[d] vúr alle m[e]ine erben, derselben [be]durftigen un[d] des spittals, wer ze sinde (wer es auch sei), des vorgenanten guotes alles vúr lidig eigen, hinnan hin (auch in Zukunft ?) gegen aller menigelichem (Jedermann) ane (ohne) allen i[h]ren schaden. Un[d] han (habe) ouch in das vorgenan[n]te guot [a]ufgegeben lidig (ledig) unde le[e]re un[d] han es wi[e]der von i[hne]n enphangen, ze re[c]htem erbe, mir un[d] m[e]inen erben ze hande (zu Händen) un[d] ze niezende (zum Niesbrauch), umbe se[c]hs mutte (1 Mutt oder modi oder Scheffel = 74,2 Liter nach dem Endinger Maltermaß) weizen zinses, jergeliche (jährlich) ze sante Martins mes[s] (11. XI. = traditioneller Tag der Zehntabgabe) dem [Heiliggeist-]spittal ze gebende, un[d] swenne (wenn) es sich endirt (ändert), so gi[eb]t man ein halb phunt wa[c]hses (Bienenwachs) ze e[h]rschazze (der Ehrschatz, lateinisch: laudemium, Abgabe zum Zeichen der Huldigung des Vasallen (Bauern) bei der Investitur (Einsetzung) des Lehnsherrn) un[d] swenne ich, oder m[e]ine erben das vorgenan[n]te zi[e]l (Zeitpunkt) versizzen (versäumen), das wir den zins nut (nicht) geben ze dem selben zi[e]l, oder darnach in den ne[c]histen a[c]hte tagen, so sol[l] das vorgenan[n]te guot alles demselben spittal lidig (ledig und eigen) s[e]in, ane (ohne) alle geverde (Gefährdung, Gefahr), haruber (darüber) ze einem urkúnden, duas (daß) dis stete (stetig) belibe, gi[e]b ich dem spittal di[e]sen brief (Urkunde) mit des edelen herren, m[e]ines herren, her[r]n Hessen (Hesso) von Uesenberg ingesigel (Siegel) besi[e]gelt. Ich, Hesse herre von Uesenberg, [gebeten] dur[c]h bette (Bitte) des vorgenan[n]ten Cuonrates Reschen, han (habe) m[e]in ingesigel an di[e]sen brief gehen[c]ket. Hie[r] b[e]i waren di[e]se gezúge (Zeugen): bruoder Burkart von Crozzingen, her[r] Walther Villieb, her[r] Wernher ime (im) Boungarten (Baumgarten), bruoder a[l]bre[c]ht von Wúnnental (vermutlich ein Zisterzienser Thennenbachs), Morhart der alte, Cuenzi Resch, der Wenger, der juncherre (Jungherr) Cuonzi (Kunzmann = Kuno) Buggenrútj, Ruodolf der Sigeriste (Sigrist, Mesner, Sakristan, lateinisch: thesaurarius wörtl. übersetzt: Bewahrer der kirchlichen Kostbarkeit), Salzebrot der alte, Burkart von Tundelingen, Cuonrat Weheli un[d] ander[e] e[h]rber (ehrbare) lúte gnuoge. Dirre brief wart gegeben ze Riegol, in dem ja[h]re, do man za[h]lte von gottis gebúrte zwelfhundirt, n[e]unzig un[d] n[e]un ja[h]r in demselben n[e]unden ja[h]re, an sante Mathys (Matthäus) abende, des zwelfbotten (einer der Apostel), in dem Hornunge (Monat Hornung, kommt von „Horens“ = Zeit sich zu paaren).

Quelle: Stefan Schmidt: Zur Geschichte der Stadt Endingen a. K. 2007; WILHELM: Corpus der altdeutschen Originalurkunden bis 1300 Uk.Nr. 3231.

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