1296 Februar 26., Endingen a. K.

Aus Endinger Geschichte

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1296 Februar 26., Endingen a. K.

Ritter Gerhard, der Schultheiß von Endingen, beurkundet, daß er mit Zustimmung seiner Frau dem Clarissenkloster Freiburg i. Br. 8 (Wilhelm: Corpus Bd. III S. 467 Z. 10-14) näher bezeichnete Jucharten Ackers für 8 Mark Silbers verkauft und das Geld erhalten hat. Sie verzichten beide, seine Ehefrau besonders mit eidesstattlicher Versicherung, für sich, ihre Erben, Nachkommen und ihre Kinder auf alle Rechte an dem Besitz. Er verspricht, den Klosterfrauen im Bedarfsfalle den Besitz zu weren (Bürge zu sein). Nach erfolgter Aufgabe lieh ihm und seinen Kindern und Nachkommen Bruder Volrat, Schaffner der Klosterfrauen, den Besitz als Erblehen für einen jährlich zwischen den beiden Frauenmessen [15. August und 8. September] zu entrichtenden Zins von 8 Mutt Roggen. Bei Handänderung ist 1 Kapaun als Erschatz zu geben. Nach dem Tode von Adelheid, ehemaliger Kelnerin [Haushälterin] Herrn Burkarts des Goldschmiedes von Freiburg, die den Frauen das Silber gab und dafür zu ihren Lebzeiten die 8 Mutt Roggen erhält, kann Gerhard das Gut binnen Jahresfrist zurückkaufen, und zwar wenn der Rückkauf vor Pfingsten geschieht für die 8 Mark ohne den Zins [nämlich die 8 Mutt Roggen für das laufende Jahr]. Geschieht er erst nach Pfingsten, so ist der Zins für das Jahr abzuführen. Kauft er das Gut in dem Jahr nicht zurück, so können die Klosterfrauen es nach Belieben verkaufen oder selbst behalten.


Allen den die disen brief an sehent oder hoerent lesen, den kund[e] ich Gerhart der schultheize von Endingen, ein ritter, das ich mit m[e]iner h[a]usfrovwen willen, han (habe) verkoufet un[d] [ge]geben lidig un[d] le[e]re (ledig und frei) fúr re[c]ht lidig eigen (zu rechtem, freiem Eigentum), umbe (um) a[c]ht Marke silbers un[d] bin des gewert, den frovwen von sante clarun (Clarissen) ze vribug a[c]ht jukerta (1 Jauchert = 8 Mannshauet oder ca. 34,8 ar (alt) oder 36 heute) a[c]kers in de[n] banne[n] ze Endingen an jewederme velde viere (an 4 verschiedenen Orten im Bann): an demme velde wi[e]der Schaf[f]h[a]usen (Königschaffhausen), zer (zu den) S[ch]walw[e]n (Schwalben), drie jukerta (3 Jauchert), b[e]i des Babestes guote (Gut), un[d] der vrovwen von Ringeshein (Ringsheim), un[d] dab[e]i uber Wellinger weg eine jukartun (Jauchert) an demme andern velde, wi[e]der (gegen) Riegol, an de[m] Vorhheimer wege zwo (zwei) jukerta, un[d] niderthalb (unterhalb) dab[e]i ein[e] halbe jukerte, un[d] b[e]i mimme (meinem) bruoder Walther ander[t]halbun (1 ½) [Jauchert], un[d] verzeh (verkünde) ich un[d] m[e]in[e] h[a]uvsrovwe sunderliche mit i[h]r[er] truwe (Treue) an ein eide[s]stat, fur uns un[d] fur unser erben un[d] unser nachkom[m]en un[d] unseru (unsere) kint (Kinder), alle de[i] re[c]hte [die] da wir an demme vorgenan[n]ten guote hatten, es were geschri[e]ben re[c]ht oder gewo[h]nheit (Gewohnheitsrecht, nach altem Herkommen, alter Väter Sitte, nach Gebrauch der Altvorderen), geistlich[es] re[c]ht oder weltlich[er] stette (städtisches) re[c]ht, oder lant re[c]ht, das diesen vorgenanten vrovwen geschaden moe[c]hte un[d] gelobete i[h]nen, das ich si[e] weren (ihr Bürge sein) sol[l] un[d] wil[l] desselben guotes alse ich ze re[c]hte si[e] weren sol[l] swenne (wenn) si[e] es bedúrfen. Darnach do ich un[d] m[e]in[e] husfrovwe i[h]nen dis[es] guot alsus (also) [a]uf gegaben (aufgegeben haben), lidig un[d] le[e]re (ledig und frei), an alles gedinge (Dingen) un[d] an (ohne) alle geverde (Gefahr), do (das) leh mir un[d] m[e]inen kinde[r]n un[d] m[e]inen nachkommen, ze eimme (einem) erbe iemer me (immer mehr), bruoder Volrat der vorgenan[n]ten vrovwen schaffener, das vorgenan[n]te guot umbe (um) a[c]ht mutte (1 Mutt oder modi oder Scheffel = 74,2 Liter nach dem damals am ganzen Kaiserstuhl gültigen Endinger Maltermaß) roggen, die ich i[h]n[en] sol[l] g[eb]en ellú (alle) ja[h]r, zwischent den zwei[e]n messen (Hochfest: Mariä Himmelfahrt 15. August und Mariä Geburt am 8. September) uneser[er] vrovwen (Frauen) un[d] swenne (wenn) es sich wandolot (wandelt), so sol[l] ich i[h]n[en] ge[be]n einen kappen (Kapaun = kastrierter Hahn) ze e[h]rscha[t]ze (Der Ehrschatz ist eine Gebühr beim Besitzwechsel eines Lehens durch Vererbung, hier in Form eines besonderen Hühnerzinses, das Fleisch des Kapauns schmeckt besonders zart und er hat wesentlich mehr Fleisch, als der Hahn, die Kastrierung selbst bedarf aber anatomischer Kenntnisse – im Güterbuch der Zisterzienserinnenabtei Marienau bei Breisach taucht diese Abgabeform mehrfach auf), do di[e]s alles geschach (geschah) einveltclich (einfältig, einfach) un[d] ane (ohne) gedinge, do taten mir die vorgenan[n]ten vrovwen, di[e]se gnade, un[d] gelobten mir dur[ch] m[e]ine bette (Bitte) un[d] dur[ch] m[e]ine liebi (Liebe), swenne (wenn) Adelheit her[r]n Burcartes des Golts[ch]mides von Vriburg kel[l]nerin was, der si[e] die vorgenan[n]ten a[c]ht mutte sulen (sollen) ge[be]n die wil (der weil) si[e] lebet (lebt), wan[n] si[e] den vrovwen das silber dar gab stirbet, kumm (komme) ich denne in der ja[h]rest vrist vor phingesten (50 Tage nach Ostern), so sol[l] man mir das vorgenan[n]te guot (Gut) wi[e]der ge[be]n, ze kouffenne (zum Kauf) umbe a[c]ht marke, als ich [es] d[a]rumbe enphieng (empfing), ane (ohne) zins. Wan[n] des sol[l] ich lidig (ledig) s[e]in, kouf aber ich es wi[e]der nach phingesten, so sol[l] ich den zins doch ge[be]n derzuo (dazu) von demme ja[h]re, un[d] swie (sowie) ich aber in demme ja[h]re, dasselbe guot nút (nicht) wi[e]der koufe, so suln (sollen), si[e] es verkoufen swemme (wem) si[e] went (wollen) oder selbe[r] han (haben) un[d] das di[e]s stete s[e]i iemer me (immer mehr, immer da), so han (habe) ich den vorgenan[n]ten vrouwen disens (diesen) brief (Urkunde) ge[gebe]n, besi[e]gelt mit mimme (meinem) ingesigele (Siegel) ze eime (einer) ewigen urkunde. Da di[e]s geschach da waren [da] b[e]i der lesemeister der minren (lat.: ordo fratrum minorum = die minderen Brüder = Franziskaner) bruoder von Vriburg un[d] bruoder Ruodolf Ederlin s[e]in geselle, un[d] C.[onrad], ri[c]hter Resche un[d] sine (sein) bruodere, Gros Resche, un[d] Weheli, un[d] der Wenger, un[d] Berhtolt zer (zum) Búze, un[d] Dietrich von Ringeshein (Ringsheim) un[d] ander[e] lúte (Leute) g[e]nuoge. Di[e]s geschach (geschah), do man za[h]lte von unser herren gebúrte zwelfhundert un[d] se[c]hs un[d] n[e]únzig ja[h]r an des sunnentage (Sonntag), do man vierzehen tage hatte bletz (Fasnetsküchle – Blätz, z' Endinge heißt's: Scherbe ?, vermutl. handelt es sich um ein Gericht in der Fastenzeit, also nach Aschermittwoch) ge[ge]ssen.

Quelle: Stefan Schmidt: Zur Geschichte der Stadt Endingen a. K. 2008; WILHELM: Corpus der altdeutschen Originalurkunden bis 1300 Uk.Nr. 2361.

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