1245 Juli 25., Freiburg i. Br. Eberhard Huzeli schenkt seine Güter zu Kenzingen dem Kloster Tennenbach

Aus Endinger Geschichte

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Eberhard Huzeli schenkt seine Güter zu Kenzingen dem Kloster Thennenbach, unter seinem heiligen Abte Rudolf I. von Zähringen, Abbatiat: 1226 - 1256), worauf seine Kinder sie vom Kloster zu Erbe empfangen. Diese Urkunde ist wegen zwei genannter Zeugen dieser Vergabung für Endingen so interessant: Walter, Truchseß von Riegel (sie waren Ministeriale der Üsenberger und saßen auf der Burg zu Riegel) und Konrad aus dem Geschlechte der Koler von Endingen (welche auf unserer Koliburg beheimatet waren und ihr den Namen gaben). Beide Familien waren nachweißlich miteinander verwandt und führten das gleiche Wappen, daß sich ja gleich zweimal im Endinger Chörle, im Freiburger Münster bis heute erhalten hat.


Ad cavendum modis omnibus oblivionis vicium, quod in hoc tempore maxime cepit humanis dominari mentibus, hoc providere decrevit sollertia scriptorum, ut rerum gestarum ordo et veritas scripture reservanda testimonio commendentur. Notum sit igitur omnibus tam futuris quam presentibus, quod nobilis et libere conditionis vir dominus Eberhardus dictus Huzeli agros et vineas cum mancipiis atque omnibus attinentiis et, quicquid proprium seu, quod in vulgari dicitur Erbe, infra bannum ville Chencingen (Dorf Kenzingen) possederat, beate virgini et monasterio Tennibach Ruodolfo abbati et conventui (... der seligen Jungfrau Maria und dem Kloster Thennenbach, swie dem Abte Rudolf und dem Konvent ...) suo libera donatione contradidit resignans eis omnia et instituendi ac destituendi liberam eisdem conferens potestatem. Postmodum pueri sui, filii videlicet et filie, quos ex uxore sua Anna tantum habuerat vel habiturus esset, a prefato abbate et a fratribus suis bona predicta pro eima vini annuatim inde in festo sancti Martini (Zinstag - 11. November) persolvenda susceperunt iure hereditario (nach ererbtem Rechte) per omnem successionem eorum perpetuo possidenda. Ut autem hec rata in posterum habeantur et retractari non valeant, hanc paginam conscribi fecit et comitis ac civium de Friburc, dominorum de Oesenberc (Herrschaft Üsenberg) et predicti R[uodolfi] abbatis de Tennibach sigillis et suo voluit roborari. Facti est hec donatio anno gratie M0CC0XL0V0 in festo beati Jacobi apostoli ultimo in curia domini plebani in Friburch, licet alias prius fuerit facta. Testes huius donationis sunt isti (Zeugen dieser Vergabung hierbei sind:) quorum nomina sunt subscripta: dominus Cuonradus comes de Friburch (Herr Konrad, Graf von Freiburg) et H[enricus] frater eius (und Heinrich sein Bruder), domini de Oesenberc B[urchardus] et R[udolfus] fratres (Herren von Üsenberg Burkhard und Rudolf, Brüder),Uolricus et R[udolfus] fratres de Eistat (Ulrich und Rudolf, Brüder von Eichstetten – in einigen Urkunden tauchen sie als comes, also Grafen auf), H[ugo] de Velthein, H[enricus] de Anperingen (die Edlen von Ambringen waren einst bedeutend und ihr Name geachtet im Lande, ihre Heimat war südlich Breisachs, die Dörfer Ober- und Unterambringen, wo sie je ein Schloß hatten. 1152 erscheint Hugo v. Ambringen im Gefolge des Herzogs Konrad von Zähringen, die Kirche von Kirchhofen/Markgräflerland ist vermutl. eine Stiftung dieses Geschlechtes, siehe dazu Stefan SCHMIDT: Das Chorgestühl von Marienau und die Geschichte der Abtei, 2004 Marienauer Urkundenteil p. 73 Wappenblatt), Waltherus dapifer de Riegol 1 (Walter, Truchseß von Riegel), Cuonradus dictus Shrot de Ruist (Konrad, genannt Schrot von Rust), Johannes de Chencingen (Johannes von Kenzingen), Henricus causidicus (Schultheiß, wörtl. übersetzt: Rechtsanwalt) de Cbrocingen 2 , H[enricus] Vazzarius, L[udevicus] de Muncingen, Cuonradus dictus Snewelinus et duo filii suo C[uonradus] et C[uonradus] et frater eius Hermannus (Konrad, genannt: Schnewelin mit seinen zwei Söhnen: Konrad und Konrad und sein Bruder Hermann), Cuonradus dictus Chozzo (Kosse oder auch: Kozzo), Volchardus de Urberch (Urberg), Jo[hannes] et Henricus fratres de Muncingen, B[urchardus] Beischardus, C[onradus] de Zeringen, H[enricus] Sporlinus (Spörlin), C[onradus] de Tuselingen, C[onradus] de Tuselingen filius domini Hugonis (Konrad von Tusslingen, Sohn Herrn Hugos), R[udolfus] causidicus 3, C[onradus] dictus Cholman (Konrad genannt: Kolmann – hier haben wir es mit einem Koler von Endingen zu tun), Uolricus dictus Rintchofe (Ulrich genannt: Rindkauf), C[onradus] et R[udolfus] et H[enricus] fratres dicti Chuchelini (Konrad und Rudolf und Heinrich, Brüder genannt Küchlin), Bertholdus sartor 4, Wernherus cellerarius, Petrus, Johannes supprior et Albertus dictus W[u]rmeli monachi de Tennibach et alii quam plures (Berthold, Schneider; Werner, Kellermeister = Großkeller = wirtschaftl. Verwalter des Klosters; Peter; Johannes, Subprior und Albert genannt: Wurmeli, Mönche von Thennenbach und viele Leute mehr); regnante domino nostro Jesu Christo per immortalia secula seculorum amen et apud Lugdunum domino papa Innocentio tunc temporis existente.

Anmerkungen:

1 Walter Dapifer, zu deutsch: Truchseß, gehörte der Ritterfamilie derer von Riegel an. Weil sie Truchsesse, das heißt: Verpflegungsbeamte der Herren von Üsenberg waren, führen sie diesen Namen. Genannter Walter setzte sich als Ritter nach Endingen ab und bewohnte vielleicht die Burg, während sein Bruder Berthold Truchseß in Riegel verblieb und auf der dortigen Unterburg (Michaelsberg) hauste. Da die Truchseßen von Riegel das gleiche Wappen führten wie die Herren von Endingen, nämlich einen aufrecht streitender roter Löwe im oberen, weißen Feld eines quergeteilten Schildes, im unteren Feld: blauer Grund, dürften sie mit diesen ein Geschlecht sein. Wahrscheinlich ist Walter Dapifer derselbe, der 1251 als Bruder eines Ritters Berthold Dapifer von Riegel, aber unter dem Namen Ritter Walter genannt Koler (Colarius) von Endingen, auftritt. Er erscheint 1256 als Richter, 1244 und 1256 als Schultheiß der Stadt Endingen, 1258 als: der alte Koler. Die 1289 unten genannten Brüder Ritter Walter und Gerhard, Schultheißen zu Endingen, waren wohl über einen Walter als Vater, seine Enkel. Sie alle waren Schultheißen des Kloster-Andlauischen Fronhofes (um die St. Peterskirche in Endingen, welche ja der altehrwürdigen Benediktinerinnenabtei Andlau gehörte) und bewohnten die Kolenburg am Katharinenberg, bis die Burg im unglücklichen Kaiserstühler Krieg 1321 von den Üsenbergern im Verband mit der Endinger Bürgerschaft zerstört wurde. In diesem Krieg ging es damals um das Vogteirecht von Bickensohl, daß die Üsenberger wie auch die Herren von Falkenstein (Verwandte der Herren von Endingen) beanspruchten, sicher waren aber auch die Letzteren verhaßt in der Stadt, weil sie das Recht jus primae noctis (das Herrenrecht der ersten Nacht) gestreng handhabten, siehe: (Stefan SCHMIDT: Die Geschichte des Dorfes Wellingen am Rhein, sowie das Lehen und die Wasserfeste Schafgießen, 2008 p. 10f.). Genannter Walter Truchseß hatte einen Hof beim Endinger Gewann: Bigarten, einem Rebgewann südlich der Stadt beim Erletal, dessen Name heute noch gebräuchlich ist und Bei- oder Nebengarten bedeutet (Dr. Adolf FUTTERER, Gstl.Rat: Endingen, 1972 p. 27). Inwieweit der Walter Koler, Ritter von Wile 1286 urkundlich genannt zur Sippe gehört ist noch zu klären (Stefan SCHMIDT: Die Geschichte des Dorfes Wellingen am Rhein, sowie das Lehen und die Wasserfeste Schafgießen, 2008 p. 21). Im Stadtarchiv Freiburg findet sich in der Wappenkartei das Wappen der Koler, gezeichnet nach einem Siegel, mit der Legende (Siegelumschrift) S[IGILUM] KOLARII · DE · COLBERG, an einer Urkunde vom 9. Januar 1281, bezeichnender Weise führen die Freiburger dieses Wappen in der Kartei unter: Koler siehe von Endingen. 2 wohl identisch mit Henrico sculteto de Fribuch in (Friedrich HEFELE: Freiburger Urkundenbuch Bd. I) Uk.Nr. 91. Cbocingen ist also Familienname, und es sollte heißen: Henricus de Chrocingen, causidicus in Friburch (Heinrich von Krozingen, Schultheiß in Freiburg). Daß scultetus und causidicus gleichbedeutend sind, geht aus (Friedrich HEFELE: Freiburger Urkundenbuch Bd. I) Uk.Nr. 36 und 38 hervor. Vergleiche auch SOCIN: Mittelhochdeutsches Namenbuch p. 472 f. 3 wohl identisch mit Ruodolfo dicto Sculteto in (Friedrich HEFELE: Freiburger Urkundenbuch Bd. I) Uk.Nr. 91 und mit Ruodolf scultetus de Vriburc bone memorie in (Friedrich HEFELE: Freiburger Urkundenbuch Bd. I) Uk.Nr. 123. In diesem Falle ist Causidicus schon ein Beinamen eines ehemaligen Inhaber dieses Amtes geworden. Ein Familiennamen wie z. Beispiel in Endingen wird in Freiburg nicht daraus. Wann dieser Rudolf amtierte, wissen wir nicht. In Betracht kommen die Jahre 1221/22, 1224/36, 1242. Vergleiche (Friedrich HEFELE: Freiburger Urkundenbuch Bd. I) Uk.Nr. 38 Anmerkung 3. 4 übersetzt: Berthold, Schneider, hier haben wir es mit einem Konventualen von Thennenbach zutun, der an erster Stelle mit den anderen Mönchen genannt wird.


Aus dem Thennenbacher Archive. 2 Originale (A1 u. A2) im GLA, Karlsruhe 24/33. A1: Die Siegel an mit Leinenfäden durchgezogenen Wollschnüren, wovon drei hellgelblich-grau (ehemals gelblich-braun). Unten sind die Schnüre mit braunen und weißen Fäden umwickelt. 1. siehe Johannes LAHUSEN: Die Siegel der Grafen von Freiburg, 1913 Abb. 3; 2. stark beschädigt Stadtsiegel Freiburg III; 3. schildförmig (60/55). Flügel. (Üsenberger Flug) * S· BV . . ARDI · T · ROVDO · · DNOR' · D · VOSEBERC; 4. (nur fragmentarisch erhalten) Abt von Thennenbach; 5. schildförmig (55/45). Zu vier Plätzen geteilt . ... E[R]HA[RDI]· DE· [B]VCHEM (vergleiche KINDLER von KNOBLOCH: Oberbadisches Geschlechterbuch Bd. II p. 184) A2 (mit schwarzen Flecken): Siegel fehlen alle samt Schnüren. Quellen: DAMBACHER: Zeitschrift für Geschichte des Oberrheins Bd. IX p. 324; Sigmund, Ritter von RIEZLER: Fürstenbergisches Urkundenbuch Bd. I p. 189 Uk.Nr. 415; ALBERT: U RGFreiburg M. Nr. 19 (Freiburger Monatsblätter Nr. III p. 39). Beide Originale wohl von derselben Hand wie (Friedrich HEFELE: Freiburger Urkundenbuch Bd. I) Uk.Nr. 51, also Empfängerherstellung. Dafür spricht auch, daß alle Siegelschnüre gleich und in derselben, ungewöhnlichen Art befestigt sind. In beiden Originalen am Schlusse des Textes ein Zeichen (4 rautenförmig stehende Punkte, am unteren ein Häckchen), das mit den Schlußzeichen von (Friedrich HEFELE: Freiburger Urkundenbuch Bd. I) Uk.Nr. 151 usw. verwandt ist. Überhaupt hat die Schrift viel Ähnlichkeit mit jener Hand von (Friedrich HEFELE: Freiburger Urkundenbuch Bd. I) Uk.Nr. 84 usw. Die Thennenbacher Schriftprovenienz ist unverkennbar.

Stefan SCHMIDT: Thennenbacher Urkundenbuch Bd. I 2009 p. 36f.

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