1223 Mai 12., in villa Endingen - die Äbtissin Hedwiga von Andlau verleiht ein Gut zu Endingen dem Kloster Tennenbach

Aus Endinger Geschichte

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Die Äbtissin Hedwiga und das Kapitel zu Andlau verleihen das Gut zu Endingen a. K., auf das ihr Ministeriale Walter von Neugartheim verzichtet hat, und ein Gut daselbst, auf das die Freiburger Bürgerin Adelheid, Gemahlin des Cuno Gräweler, verzichtet hat, dem Kloster Thennenbach, das diese Güter an Dietrich, Schultheißen von Endingen, gegen ein Gut zu Bottingen vertauscht. Markgraf Heinrich I. von Hachberg ist Zeuge der Äbtissin Hedwig von Andlau (Andila) für das Kloster Thennenbach (Tenne-).


In nomine patris et filii et spiritus sancti. Ego Haedewigis dicta abatissa de Andila et eiusdem ecclesie totum capitulum omnibus Christi fidelibus geste rei noticiam. Notum fieri volumus universis tam presentis quam future etatis hominibus, quod Waltherus miles de Nugirte, cum esset ministerialis ecclesie nostre de Andila, omne predium suum, quod habebat in villa Endingen, tam vineas quam agros prata domos areas et omnio quicquid habebat, super maius altare et in manus nostras, sicut moris est, cum consensu et voluntate uxoris sue Guote et filii sui Hugonis resignavit, quod nos ad petitionem eiusdem Waltheri, Guote, Hugonis monasterio et fratribus de Tennibach eo pacto et conditione concessimus et assignavimus super reliquias iamdicti monasterii, quas tunc presentes habebat dominus Heinricus, cellerarius fratrum eorundem, quod omni festo sancti Martini duo denarii nobis exinde persolvantur. Aliud quoque prediolum, id est domum et vineam in eadem villa, eisdem fratribus sub eodem censu concessimus, quod nobis Adelheidis uxor Cuonis Graewelarii per manum supradicti Waltheri resignavit. Que, cum esset civis in Friburc, ad ecclesiam nostram pertinebat ideoque per manus nostras hoc fieri oportebat. Procedente tempore cum Dietricus scultetus de Endingen haberet predium quoddam in Bottingen et antedicti fratres de Tennibach idem predium propter viciniam commodius sibi reputarent, si concambium cum antedicto sculteto de prediis memoratis facere possent, habito inter se colloquio et communicato utrinque prudent[i]um virorum consilio LX marcas ei pro predio memorato Bottingen persolvere statuerunt, quarum LX marcarum quadraginta ei de prediis supradictis, idest tam Waltheri de Nugirte quam Adelheidis antedicte, persolverunt, nam ad valentiam XL marcarum eadem predia taxata fuerunt cum pratis quibusdam Cheincingen (Kenzingen) sitis, que ei nichilominus ad memorata predia addiderunt. Deinde solutis sibi XVI marcis puri argenti adhuc restabant quatuor persolvende, quas dederunt ..... c filio fratris Waltheri antedicti et sororibus eiusdem ....... c pro predio quodam Endingen sito, cuius predii salman erat ipse scultetus et frater eius Colarius, quod predium ipse annuentibus illis, idest ...... c et sororibus suis, pro precio IIIIor marcarum recepit et sibi retinuit, et taliter summa LX marcarum integraliter fuit persoluta. Ad maiorem autem cautelam predicti fratres de Tennibach idem predium de Bottingen a sculteto nobis et ecclesie nostre resignatum de manu nostra receperunt pro II bis denariis annuatim exinde persolvendis. Ut autem hec transactio firmum robur obtineat et vigorem, decretum est a viris prudentibus cartam istam sigillis nostris idest nostro et sculteti debere roborari. Acta sunt hec anno ab incarnatione domini M0CC0 XX0 III0,IIII0 idus maii, indictione XI, in villa Endingen presente marchione Heinrico (Markgraf Heinrich I. von Hachberg 1190 - 1231), Colario et filio suo (Koler und sein Sohn), plebano de Sancto Michahele (Priester von St. Michael), canonico quodam de Burgundia avunculo abbatisse et fratre ipsius Dietrico de Chungesheim (Königsheim ?), Berhtoldo Grussile, Berhtoldo an der Rise (an der Reuss) et fratre eius, Wernhero filio cellerarii (Werner, Sohn des Kellermeisters - cellerarius Heinrich von Thennenbach). Testes prioris donationis sunt (erste Zeugen dieser Vergabung sind): domina Mehthildis sacrista (Frau Mechthild, Meßnerin), Hadewigis celleraria (Hedwig, Kellermeisterin = wirtschafl. Verwalterin des Klosters Andlau), Irmingart de Mittelhus, Christina de Bruomat 1, ebdomadarii: Wernherus plebanus de Bercheim (Bergheim/Elsaß), Fridericus, Gozmarus, Heinricus cellerarius, Cuonradus villicus de Scherwilre, Sifridus sacrista (Siegfried, Meßner – Thennenbacher Mönch ?) et alii quam plures (und viele Leute mehr).


Anmerkungen: c Lücke im Original für den Namen, der dem Schreiber offenbar damals nicht geläufig war. 1 Brumath im Elsaß Ein Gräfflich Hanauischer Fleck, auff 3. Stund von Straßburg, gegen Hagenau, nach dem Gebürge zu gelegen so Käyser Julianus eingenommen, und nahend darbey einen stattlichen Sieg wider die Alemannier erlangt hat. Theils wollen, daß dieser Ort deß Ptolomaei Breucomagus seye. Ligt an dem Wasser Sorra, und ist vorhin eine Stadt gewesen, allda noch eltiche vom Adel vor dem jetzigen Krieg gewohnet, auch Käyser Ludovicus IV. Anno 1336. dem Herrn von Liechtenberg solchen Flecken wieder zu einer Stadt zu machen bewilliget hat, rühret vom Stifft Mäyntz zu Lehen. Es sollen viel Müntzen da gefunden werden; beym Hertzog in der Elsasser Chronick, lib. 3. cap. 13. zu lesen. Ward Anno 1389. durch den Graffen von Leiningen verbrandt. Quelle: Matthäus MERIAN: Topographia Alsatiae 1663.


Die Andlauer Urkunde ist bis jetzt nicht beanstandet worden. Ihr Verfasser hat mehrere zeitlich getrennte Rechtsgeschäfte in Berichtsform aneinander gereiht und nur das Datum der letzten Handlung angegeben. Zweifellos wurde die Urkunde im Kloster Thennenbach hergestellt. Denn die Ähnlichkeit der Schrift mit anderen gleichzeitigen Thennenbacher Urkunden ist unverkennbar, trotz gewisser Besonderheiten, wie des t mit der Schleife in der Ligatur ct, das in den Thennenbacher Urkunden erst etwas später vorkommt. Mit (Friedrich HEFELE: Freiburger Urkundenbuch Bd. I, 1940) Uk.Nr. 77, 95, 117 hat die Urkunde außer der Form des N in Nugirte (Zeile 2 u. 9) den hochalemannischen Laut ae in Haedewigis (Zeile 1) und Graewelarii (Zeile 6) gemein. Besonders deutlich ist die Verwandtschaft mit (Friedrich HEFELE: Freiburger Urkundenbuch Bd. I, 1940) Uk.Nr. 51 und 87. Ungewöhnlich ist die Form des d in de Andile (Zeile 1) und in de Tennibach (Zeile 7), die aber genau dem großen D in Uk.Nr. 51 Zeile 13 und dem d in Uk.Nr. 87 Zeile 8 (dominorum) entspricht. Diese Zusammenhänge machen es wahrscheinlich, daß die Urkunde nicht 1223, sondern 1 – 2 Jahrzehnte später hergestellt wurde. Auffallen muß es ferner, daß die Urkunde nicht auch von der Ausstellerin, der Äbtissin Hedwig von Andlau, die noch 1254 im Amte war (siehe: Regesten der Bischöfe von Straßburg Uk.Nr. 1436), sondern nur von dem Schultheißen von Endingen gesiegelt ist. Dessen Siegel aber erscheint verdächtig, vor allem wegen der grünen Farbe, die mit Wappen für Siegel von Bürgergeschlechtern jener Zeit ungewöhnlich ist, dann aber auch wegen des schlechten, abgeschliffenen Reliefs. Ungewöhnlich ist auch die Art der Befestigung. Hingegen ist die spitze Schildform zeitgemäß, ebenso die Form der Buchstaben, insbesondere die des H und des verkehrten N. Die Legende (Umschrift des Siegels) ist auffallend fehlerhaft und beginnt nicht in der Mitte oben, doch gibt es dafür für jene Zeit Beispiele (vergleiche die Siegelabbildungen zum Zürcher und Basler Urkundenbuch). Trotzdem kommt mir das Siegel verdächtig vor. Vielleicht haben wir es mit einer späteren Nachbildung zu tun.


Aus dem Thennenbacher Archive. GLA, Karlsruhe 24/9a. Original Pergament, Siegel schildförmig, geteilt oben wachsender Löwe. DIETHERIC . . N · END . . . . . SCHOL . . E (?) von grünem Wachs an weiß-dunkelblauen Hanffäden. Quellen: KINDLER von KNOBLOCH: Oberbadisches Geschlechterbuch Bd. II p. 387; siehe auch: Johann Daniel SCHÖPFLIN: Historia Zaringo Badensis Bd. V, p. 167 Uk.Nr. 91; Christoph Friedrich von Stälin (1805 – 1873): Württembergische Geschichte Bd. II p. 339; Richard FESTER: Regesten der Markgrafen von Baden und Hachberg (Baden 1050–1288. Hachberg 1218–1288. S. 1–72, h 1–8.), 1892 Bd. I p. h 1 Uk.Nr. h 2; Friedrich HEFELE: Freiburger Urkundenbuch Bd. I, 1940 p. 25ff. Uk.Nr. 40.

Stefan SCHMIDT: Thennenbacher Urkundenbuch Bd. I p. 21f., 2009


Wie viele Male ist mein Vater mit mir als Bub zur Kolenburg gewandert und hat mir Geschichten erzählt, heute kann ich selbst an dieser Geschichte mitarbeiten, jedoch mit sehr bescheidenen Mitteln. Ich gebe mich der Hoffnung hin, daß sich in Endingen, vor allem unter der Jugend (vielleicht ein Hochschulabsolvent) jemand findet, der sich für diese Dinge begeistert, so wie ich einst - und der sich an die Übersetzung dieser für Endingen und seiner großen Geschichte, so wichtigen Urkunde macht. Stefan Schmidt 2. September 2009

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