1219 November 16., auf der Burg Kürnberg im Bleichtal

Aus Endinger Geschichte

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Graf Egino von Freiburg ist Zeuge in einer Urkunde des Dynasten Rudolf von Üsenberg über die Verleihung der Güter bei Langenbogen, die das Kloster Thennenbach von Hanns von Kenzingen, und jener Güter daselbst, welche es von Heinrich von Falkenstein erworben hat, zu einem rechten Erblehen an dasselbe. Rudolf von Üsenberg verleiht dem Kloster Thennenbach zu Erblehen: 1. Äcker und Wiesen beim Hof des Klosters Thennenbach zu Langenbogen, auf die Ritter Johannes von Kenzingen nach Empfang von 10 Mark vom Kloster Thennenbach verzichtet hat; 2. Äcker und Wiesen daselbst, auf die Heinrich von Falkenstein nach Empfang von 12 Mark vom Kloster Thennenbach verzichtet hat. Letztere Güter waren bisher Eigentum des Grafen Rudolf von Habsburg, der sie Rudolf von Üsenberg gegen ein gleichwertiges Gut zu Endingen a. K. schenkte (Von dem Gut zu Endingen ist weder bei SCHULTE: Geschichte der Habsburger in den ersten drei Jahrhunderten (Innsbruck 1887) p. 124 noch in den Regesta Habsburgica die Rede, was offenbar auf flüchtige Einsicht in Text der Urkunde beruht.), das dann Heinrich von Falkenstein, dem es bisher zu Eigen gehörte, zu Erblehen erhielt. Nach diesen Vereinbarungen überträgt er im Felde zwischen Gundelfingen und Denzlingen die Güter dem Kloster.


In nomine domini. Ego R. de Ousenberc 1 omnibus tam future quam presentis etatis hominibus geste rei noticiam. Cum simus mortales, ideoque super terram instabiles, et posteritati nostre a progenie in progenies ea, que gesta sunt a nobis successiue, testimonio litterarum demonstrare. Sciant ergo, quorum interest, tam presentes quam futuri, quod Johannes de Kencingen 2, conditione miles, (iure) 3 proprietatis noster, cum haberet agros et prata in uicinia curtis cuiusdam Langinbogin 4, (monasterio in) 5 Tennibach pertinentis, receptis ex pacto X. Marcis a domno C. 6 per idem tempus eiusdem domus abbate, eosdem agros et quicquid ibi habebat, prato tantum excepto, in manus nostras resignauit, non solum autem ipse, sed et uxor, et filii et filie sue iam dictos agros nobis resignauerunt. Erant enim, ut vvlgo dicitur, erbilehin, et ipse J. censum inde constitutulum, id est XXX denarios, de manu nostra feodaliter tenebat. Resignatis igitur nobis agris eisdem, nos et filii nostri rogatu eisdem J. eos iam dicto domno abbati et fratribus ipsius de Tennibach ze rehtim erbilehin pro VI. denariis annuatim exinde persoluendis in perpetuum concessimns possidendos, duos autem solidos, qui adhuc de censu ante dicto supererant de prato, quod idem J. sibi retinuerat, annuatim nobis persolui statuentes. Item Heinricus de Valkenstein 7 cum haberet agros et prata in eodem loco de manu nostra feodaliter, receptis etiam ex pacto XII. Marcis a supradicto domno abbate et fratribus ipsius de Tennibach, eosdem agros et prata, et omnio quicquid ibi habebat, nobis resignauit. Itemque nobis de predio suo proprio tantum assignauit et dedit, in villa Endingen 8, rursumque de manu nostra feodaliter recepit, quod ad ualentiam XII. Marcarum poterat estimari. Sic enim abbas et fratres sui nobiscum et cum ipso H. de Valkinstein conuenerant, ut nos eodem predio uel alio, si nobis ita conpeteret, agros et prata supradicta, quorum proprietas ad comitem R. de Habisburch spectabat, ab eodem comite eximeremus, et sepe dictus abbas et fratres sui eosdem agros et prata taliter exemptos, idem 9 a comite R. nobis libere donatos, de manu nostra ze rehtim erbilehin reciperent, et pro VI. denariis annuatim exinde persoluendis in perpetuum obtinerent. Hiis omnibus ita ordinatis, nos eis agros et prata, de quibus ante diximus, iuxta formam suprascriptam in campo, qui est inter Gundeluingin 10 et Tenzilingin 11, in presentia multorum concessimus. Vt autem hec transactio et concessio nostra predictis fratribus stabilis et rata perseueret, paginam hanc secimus conscribi et sigillo nostro conmuniri. Acta sunt hec anno ab incarnatione domini M 0. CC 0. nonodecimo, XVI. kalendas Decembris, indictione VII. Testes: comes Egino, qui in eadem hora secum habuit colloqium, Berth. de Blankinstein 12, Bruno et Wernherus fratres de Hornberc 13, ipse H. de Valkenstein, Otto scultetus de Friburch, Cvonradus Snewili 14, Hugo et Heinricus fratres de Krocingin 15, Cvonradus et Hugo fratres de Tusilingin 16 , scultetus de Endingin, et scultetus de Kencingin, Cuono de Sveichusin 17, - 18 Zundo, Waltherus Brennaere. Testes autem prioris donationis, que facta est in castro nostro Kvrinberc 19 in prima porta superiori eodem anno in proxima IIda 20 feria ante ascensionem domini hii sunt: Eberhardus Spanhart, Gotfridus de Wolua 21, Waltherus Incendiarius 22, Waltherus dapifer, Cvone de Sweichusen, ipse Johannes, scultetus de Kencingin, avvnculus eius, et alii quam plures. Sciendum est etiam, quod predium, quod Heinricus de Valchinstein nobis dedit et iterum feodali jure a nobis recepit, in villa Endingen situm est, et uocatur in vulgari Johannes guot, qui Blatre est cognominatus.


Anmerkungen:

1 Rudolf I. von Üsenberg (SACHS, B. G. Bd. I, p. 611. Vgl. auch Ztschr. Bd. VIII, p. 483. Die Note.) - 2 Ritter Johann v. Kenzingen ist ein Vasall des Rudolf v. Üsenberg. Kenzingen, die jetzige Amtsstadt, gehörte zur ehemaligen untern Herrschaft Usenberg (SACHS Bd. I, p. 609), und liegt an der Elz. - 3 Die Urkunde ist hier und an andern Stellen schadhaft und durchlöchert, so daß die Wörter, die eingeklammert sind, nicht gelesen werden können und im Abdruck aus dem Zusammenhange ergänzt sind. - 4 Ein eingegangener Hof bei Kenzingen. - 5 Oder ad monasterium. Das Cistercienser Mönchskloster Thennenbach, eine Stunde von Emmendingen. Über dessen Stiftung siehe DÜMGE: Reg. Bad. p. 50. - 6 Nach Salemer Angaben soll der Abt Berthold zu Thennenbach, ein Sohn des in obiger Urk. genannten Grafen Egeno des Bärtigen v. Urach, am 8. Aug. 1242 gestorben sein, die Thennenbacher nennen 1224 als sein Todesjahr. Nach unserer Urkunde ist er jedenfalls 1219 nicht mehr Abt in Thennenbach gewesen, da hier schon Conrad II. als solcher genannt wird, und auch in der folgenden. - 7 Dieser Heinrich v. Falkenstein war ein Vasall des Grafen Egino v. Freiburg, und gehörte der edeln Familie an, die ihren Stammsitz auf Falkenstein oder Falkensteig im Höllenthal bei Freiburg hatte und noch jetzt fortblüht. Vgl. auch Heinrich SCHREIBER: Geschichte der Stadt u. U. Freiburg i. Br. Bd. II, p. 55. - Martin GERBERT: Hist. Nigr. Silv. Bd. II, p. 480 f. - 8 Auch diese Stadt gehörte zur ehemaligen untern Herrschaft Usenberg (SACHS Bd. I, p. 609). - 9 Für iidem (abbas et fratres). - 10 Gundelfingen im Amt Freiburg, eine Zähringische Besitzung, die später an die Grafen von Freiburg kam. - 11 Denzlingen oder Langendenzlingen im Amt Emmendingen. - 12 Siehe Zeitschr. Bd. II, p. 84; Bd. III. p. 112, 349 usw. - 13 Die v. Hornberg saßen auf Burg Hornberg. bei dem gleichnamigen Städtchen Gutach. - 14 Heinr. SCHREIBER a. a. O. Bd. II, p. 50. - 15 Ebenda p. 51. Das Dorf Krotzingen (heute Bad-Krotzingen) liegt an der Straße von Freiburg nach Basel. - 16 Heinr. SCHREIBER ebenda Bd. II, p. 52. - 17 Schweighausen im Amt Ettenheim. - 18 Hier ist eine freie Stelle. - 19 Die Burg Kürnberg war ebenfalls in der untern Herrschaft Usenberg und gab der Herrschaft Kürnberg, zu welcher Kenzingen gehörte, den Namen. - 20 13. Mai. - 21 Wolfach am Zusammenfluße der Kinzig und Wolfach. Nahe dabei die Stammburg der v. Wolfach, nun Ruinen. - 22 Der vorhin genannte Brenner.

Übersetzung:

Im Namen des Herrn! Ich, Rudolph von Usenberg gebe allen zukünftigen als auch gegenwärtig lebenden Personen folgendes (Dinge, Taten) bekannt: Weil wir Sterbliche sind und auch die Erde instabil, ist es notwendig, unsere Handlungsweise und unseren Vertrag durch Aufchreiben zu stabilisieren und später durch unser schriftliches Zeugnis von einer Nachkommenschaft zur nächsten zu beweisen, was (welche Taten) von uns auf den Weg gebracht worden sind. Wir geben also zu wissen, damit es nicht verloren geht, dass Johannes von Kenzingen, ein Ritter und unser Vasall, der Äcker und Wiesen im benachbarten, dem Kloster Tennenbach gehörenden Hof Langenbogen hat, vertragsgemäß 10 Mark von dem Herrn (Abt) C (onrad II., Abbatiat: 1217 - 1226) erhalten hat. Zur Zeit eben dieses Abtes hat er auch jene Äcker und das, was er dort hat, mit Ausnahme einer Wiese, in unsere Hände zurückgegeben, nicht nur er selbst, sondern auch seine Frau und seine Söhne und Töchter haben jene erwähnten Äcker uns zurückgegeben. Es sind nun also nach dem allgemeinen Sprachgebrauch Erblehen und Johannes selbst hat es als Lehen von unserer Hand erhalten, zu einem von jetzt an festgelegten Zins von 30 Denaren. Nachdem wir also jene unsere Äcker wieder haben, legen wir und unsere Söhne eine jährliche Bezahlung fest, dass auf Ansuchen jenes Johannes jene (Äcker) dem Herrn Abt und den Brüdern von Tennenbach als ein rechtes Erblehen für jährlich ab jetzt zu bezahlende 6 Denare als dauernden Besitz gehören sollen, außer zwei Schilling, die bis jetzt vom Zins der oben genannten Wiese übrig bleiben und die Johannes selbst behält. Auch Heinrich von Falkenstein, der Äcker und Wiesen als Lehen von unserer Hand in derselben Gegend hat, hat diese und alles, was er dort hat, an uns zurückgegeben und hat nach dem Pachtvertrag 12 Mark von dem oben genannten Abt und den Brüdern von Tennenbach selbst erhalten. Weiterhin hat er uns gegen Geld sein Eigentum in der villa (römische Bezeichnung, Stadt im mittelalterlichen Sinne wurde Endingen erst später) Endingen zugewiesen und übergeben und hat es umgekehrt von unserer Hand wieder als Lehen empfangen, was zu einem Wert von etwa 12 Mark geschätzt werden kann. So werden also der Abt und die Mönche von Tennenbach, ich und Heinrich von Falkenstein uns treffen ... . Der Comes (Graf) Rudolph von Habsburg hat auch ein Auge auf den Erwerb jener Äcker und Wiesen geworfen und wir sollten, wenn er uns dort trifft, uns - gegen Geld oder mit etwas anderem von ihm loslösen, damit diese (-"iidem"-Anm.9 Mone) - Abt und Brüder von Tennenbach frei von diesem von uns bedacht werden können, und der nun so oft genannte Abt und die Brüder werden jene Äcker, die Wiese ausgenommen, von uns zu einem rechten Erblehen erhalten, zu dauerndem Besitz für ab da jährlich zu zahlende sechs Denare. Wir bewilligen hiermit alle diese Regelungen in Bezug auf die Äcker und Wiesen, von denen wir oben gesprochen haben, die im Beisein vieler in die oben geschriebene Form gebracht wurden in der Nähe eines Feldes, das zwischen Gundelfingen und Denzlingen liegt. Sobald diese Transaktion und Bewilligung den erwähnten Brüdern dauernd/stabil und vortrefflich (im Urtext "rara", nicht rata) erscheint, werden wir diese Seite unterschreiben und unser Siegel verfertigen lassen. Gegeben in dem Jahr der Erscheinung des Herrn 1219, 16. November, unter Angabe von sieben Zeugen: Graf Egino, der in derselben Zeit ein Colloquium abhielt, Berthold von Blankenstein, Bruno und Werner Gebrüder von Hornberg, Heinrich von Falkenstein selbst, Otto Schultheiß von Freiburg, Conrad Sneweli, Hugo und Heinrich Gebrüder von Krozingen, Conrad und Hugo Gebrüder von Tvsiligi (Tusslingen), (Mone in ZGO 1858 verweist auf Schreiber, Anm. 16), der Schultheiß von Endingen, und der von Kenzingen, Cuno von Schweighausen – Zundo, Walther Brenner. Ferner waren Zeugen der ersten Schenkung, die im selben Jahr zuvor um den zweiten Ruhetag vor Christi Himmelfahrt (am 13 Mai – nach Mone, Anm. 20) in unserer Burg Kürnberg innerhalb des ersten Tores ausgestellt wurde, es sind: Eberhard Spanhart, Gottfried von Wolfach, Walter Brenner, Walter dapifer (Truchseß), Cuno von Schweighausen, Johannes selbst, dessen Onkel der Schultheiß von Kenzingen ist, und einige mehr. Bekannt gegeben wird hiermit, dass das oben erwähnte Land, (predium?), das Heinrich von Falkenstein uns gegeben hat und das er wiederum als Lehen von uns zurück erhalten hat, in der „villa“ (Landgut, Meierei) Endingen gelegen ist und gemeinhin Johannes Gut genannt wird, des Johannes, dessen Namen Blatre (vermutl. Blattner) ist.


In einer Anmerkung zu der Urkunde wird Ritter Johannes von Kenzingen (hier handelt es sich noch um Altkenzigen), als Vasall 1) der Üsenberger bezeichnet.

Anmerkung von Georg Kirnberger: Rudolf von Habsburg war der Großvater von Rudolf I:, König des Hl. Römischen Reichs Deutscher Nation. Er wurde der Gütige genannt. Er war unter anderem Graf von Elsass. In der Urkunde wird deutlich, dass er versucht hat, im Breisgauer Raum Fuß zu fassen. Dieser Versuch wurde durch den Hinweis von Rudolph von Üsenberg vereitelt.


Mit dreieckigem Siegel, welches den Üsenbergischen quer liegenden Flügel mit niederwärts gekehrten Schwingen zeigt, in Maltha, an gelben und roten Seidenschnüren, mit der Umschrift: H SIGILLVM . RODOL . . DE . OvSINBERC (undeutlich).

Aus dem Thennenbacher Archive. Original beschädigt. GLA, Karlsruhe (alt 24/47), 24/946. Siegel Rudolfs von Üsenberg an rot-weißen geflochtenen Seidenschnüren. Quellen: Gedruckt bei Johann Daniel SCHÖPFLIN: Historia Zaringo Badensis Bd. V, p. 152; Regesta Habsburgica Uk.Nr. 118 (unvollständig und ungenau); DAMBACHER: Zeitschrift für Geschichte des Oberrheins Bd. IX p. 230; Johann Christian SACHS: Einleitung in die Geschichte der Marggravschaft und des marggrävlichen altfürstlichen Hauses Baden Bd. I p. 611; Heinrich MAURER, Emmendingen: Zeitschrift für Geschichte des Oberrheins Neue Folge Bd. V p. 479; Friedrich HEFELE: Freiburger Urkundenbuch Bd. I p. 18 Uk.Nr. 34, 1940.

Stefan SCHMIDT: Thennenbacher Urkundenbuch Bd. I p. 15 ff. 2009


Für die Auffindung und Mitteilung dieser Urkunde, sowie deren Übersetzung sei Hrn. Georg Kirnberger, Neuhausen bei Tübingen, und Frau Elisabeth Westermann OStR., Rheinhausen, für die Übersetzung ganz herzlich gedankt !

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