Ãœsenberger Hof

Aus Endinger Geschichte

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Katharina im Holtz

Wer war Katharina im Holtz?

In Endingen dürften wohl nur wenige mit dem Namen etwas anzufangen wissen. Dabei ist ihr Wappen sogar zweimal an gut sichtbarer Stelle im Stadtbild angebracht. Sie hat zusammen mit Jörg von Landeck den heutigen „ Üsenberger Hof“ erbaut. 1505 wird sie in historischen Quellen als Witwe bezeichnet. 500 Jahre später bleibt die Spurensuche in der Endinger Stadtgeschichte nicht ergebnislos.

Zum ersten Mal taucht der Name Katharina im Holtz in Endingen 1483 auf. Die Schreibweise fällt unterschiedlich aus: Je nach Quelle ist auch einmal von „ Imholtz“ die Rede. 1483 unterzeichnete sie zusammen mit ihrem Mann Jörg von Landeck eine Urkunde. Darin geht es um einen Verkauf an Ambrosius Totenkopf. Dieser war Schaffner (Verwalter klösterlicher Besitztümer im Mittelalter) des Klosters Wonnental. Der Kaufbrief enthält auch die Wappen der beiden. Das Wappen des Jörg von Landeck zeigt einen aufsteigenden Hund. Das Wappenschild der Katharina im Holtz ist zweigeteilt: In der unteren Hälfte ist eine Lilie und darüber ein fünfzackiger Stern. Wer diese Wappen im Endinger Stadtbild sucht, wird schnell fündig. An der Hauptstraße 36 befindet sich ein Durchgang mit einem typisch gotischen, also nach oben spitz zulaufenden Abschluss. Hier ist das Wappen angebracht. Die Durchfahrt führt zum „ Adelshof“ , früher „ Adlerhof“ genannt. Die Umbenennung erfolgte erst vor etwa 50 Jahren. Das interessanteste Haus in diesem Areal ist der zweistöckige „ Üsenberger Hof“ . Über der Eingangstür, die ebenfalls einen gotischen Abschluss hat, finden sich dieselben Wappen. Kein Wunder, sind doch Jörg von Lan deck und Katharina im Holtz nachweislich die Bauherren dieses imposanten Gebäudes. Nach der gründlichen Sanierung zogen 1994 das Kaiserstühler Verkehrsbüro und das Vorderösterreich-Museum in den Üsenberger Hof (Adelshof 20) ein. Im Vergleich zur Urkunde lässt sich die heraldische Übereinstimmung belegen. Im Rahmen der Sanierung fanden bauhistorische Untersuchungen statt. So konnte festgestellt werden, dass die Bäume für das Dachgebälk im Winter 1482/83 geschlagen wurden. Zu diesem Zeitpunkt war das Gebäude bereits im Bau.

Im Innern des Üsenberger Hofs fanden sich überraschenderweise einige Freskomalereien. Es sind nicht nur ornamentale Malereien, sondern auch figürliche Darstellungen dabei. Die berühmte „ Niemand“ Darstellung gehört zu den ältesten profanen Malereien in Süddeutschland. Das ist etwas besonderes. Im ersten Obergeschoss, im ursprünglichen Eingangszimmer zur Wohnetage, waren die Wappen der Erbauer zu sehen. Heute ist nur noch das Wappen des Jörg von Landeck erhalten. Daneben steht die Jahreszahl „ 1495“ . Die Innenausstattung nahm offensichtlich einige Jahre in Anspruch.

Das 15 Meter hohe Anwesen hat einen mehr als fünf Meter hohen Gewölbekeller mit einem Zwischenboden. Das Erdgeschoss ist massiv in Stein errichtet. Das Obergeschoss hat eine Fachwerkkonstruktion. Der hohe Dachstuhl ist zweistöckig. Doch wer waren die Erbauer eines solchen prächtigen Gebäudes? Der Hausherr Jörg von Landeck lässt sich leider nicht einordnen. Wir kennen nicht einmal seinen Beruf. Bei seiner Ehefrau Katharina im Holtz ist die Quellenlage besser. Sie stammte aus Wasenweiler, wo ihre Eltern Besitz hatten. Bereits 1418 hatte Hans im Holtz das markgräfliche Lehen in Wasenweiler erhalten, das er bis zu seinem Tod 1455 inne hatte. 1441empfing er für treue Dienste von dem Markgrafen von Baden weitere Lehen in Breitebnet und Mittelweiler. Er war mit Margarethe von Balkheim verheiratet. Im Jahre 1465 urkundete die Witwe, inzwischen mit Hans Jakob von Bern verheiratet, zusammen mit ihrer minderjährigen Tochter Katharina. Fünf Jahre später war Katharina mit Melchior von Gemar in Burkheim verheiratet, denn Mutter und Tochter veräußerten Einkünfte aus Breitebnet an den Freiherrn Thomas von Falkenstein.

Melchior von Gemar, auch genannt der Burkheimer, lässt sich bereits 1467 in geschäftlichen Verbindungen zu Endingen belegen, sein Vater Balthasar sogar schon 1441. Spätestens seit 1470 waren Melchior und Katharina verheiratet und wohnten in Burkheim. Beide stifteten Glasfenster für die damalige St. Peterskirche in Burkheim, heute St. Pankratius geweiht. Lediglich ein Teil des Fensters mit der Stifterdarstellung des Melchior Gemar ist erhalten und befindet sich im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg. Das Ehepaar hatte offensichtlich keine Kinder. In zweiter Ehe mit Jörg von Landeck zog Katharina spätestens 1483 nach Endingen. 1505 verkaufte sie ein Haus und Hof bei der St. Peterskirche an Adam Rot genannt Rotlieb. Auch 1517 ist sie genannt. Am 18. Juni und am 16. November 1518 veräußerte ihr Vetter Andris von Biderbach, genannt Hübschmann, der in Endingen wohnte, Einkünfte, die er von seiner Base Katharina geerbt hatte. Demnach muss Katharina vor dem 18. Juni 1518 gestorben sein. Offensichtlich gab es also auch in der zweiten Ehe keine direkten Nachkommen. Andris von Biderbach lässt sich am 12. September 1524 in Simonswald nachweisen. Über die weiteren Besitzer des Üsenberger Hofes ist derzeit nichts bekannt. Erst seit 1735 kennt man die Inhaber namentlich, als Michael Helbling nach dem Tod seiner Frau Anna Maria Linder unter anderem das Haus im Adelshof erbte.


Text von Mechthild Michels (2005)

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